
Simone (48) und Manfred (59) Weiherer haben sich ein kleines Paradies geschaffen. In zehn Jahren haben sie den Schmiedehof in Kreiling bei Windorf von Grund auf saniert. Die Krönung dieses Lebenswerks ist die eigene Hofkapelle, die mit ihrer fast fünf Meter hohen Kuppel und einem beeindruckenden Kunstwerk hinter dem Altar die Grenzen dessen sprengt, was normalerweise „Hauskapelle“ genannt wird. – Eine Reportage aus unserer Rubrik „Lebenswege“.
Sie sind Macher. Kreative Köpfe, gesegnet mit großer Tatkraft und enormem Durchhaltevermögen. Anders hätten Simone und Manfred Weiherer diese Mammutaufgabe wohl kaum vollbracht. Auch die Karrieren der beiden Oberpfälzer (Bernhardswald, Landkreis Regensburg) sind ein Beleg dafür: Simone ist Dipl.-Braumeisterin und im internationalen Vertrieb eines großen Unternehmens tätig. Manfred hat mit 14 Jahren als Schlosser im selben Unternehmen begonnen. Mit großer Zielstrebigkeit hat er sich immer weiter qualifiziert und bis in die höchste Management-Ebene hinaufgearbeitet. „Mit Menschen umgehen mag ich gerne“, sagt er.

Der Schmiedehof, das war eine Liebe auf den ersten Blick, nachdem das Paar die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, den erträumten Ruheort inmitten der Natur noch zu finden. Der Hof hat Geschichte. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1623. Damals wurde das Anwesen in einer für Niederbayern typischen Bauweise als Drei-Seit-Hof errichtet. Im heutigen Wohnzimmer des Bauernhauses befand sich einst die Schmiede. Noch heute gehört zu dem Hof ein reales Schmiederecht. Durch einen Brand wurde das Wohnhaus 1883 komplett zerstört und im selben Jahr wieder aufgebaut.
„Ich habe den Hof gesehen und hatte sofort einen Plan im Kopf, was da entstehen könnte“, sagt Manfred Weiherer. Im Dezember 2012 unterschrieb das Paar den Kaufvertrag, im Juli 2013 wurde ein großer Kompressor in den Hof rangiert – und es ging los. Mit viel Liebe zum Detail, Geduld und Ausdauer renovierte das Paar die Gebäude Stück für Stück, großteils mit den eigenen Händen. Im Längsbau, welcher das Wohnhaus mit der Scheune verbindet, befand sich der ehemalige Pferdestall. Nach der Renovierung mit überwiegend historischen Baumaterialien entsteht darin zukünftig ein Café. Im hinteren Bereich des Winkelbaus wurde Platz für eine kleine Rinderzucht geschaffen. Die über Jahre aufgebaute Herde von Wagyu-Rindern kann sich zwischen Stall und Weidefläche frei bewegen.
Körperliche Arbeit sei für ihn der beste Ausgleich zum Beruf, sagt Manfred Weiherer. „Wenn Du täglich mit Freude arbeitest, schaffst du viel und das schenkt immer wieder die Motivation weiterzumachen“, erklärt er. Das Ziel war, eine Oase zu schaffen, um sich zurückzuziehen. Heute sei der Hof Heimat, „die Tankstelle unseres Lebens“, so der Bauherr.
Allerdings gehört der Hof derzeit nur vom Herbst bis zu den Faschingsferien der Familie alleine. In den verbleibenden Monaten genießen Feriengäste die Natur und die Stille auf dem Areal. Auf 200 Quadratmetern haben bis zu acht Leute Platz.
Schmiedehof in Kreiling – Impressionen
Blick auf den Schmiedehof in Kreiling von oben – Die Kirchenmalerin Christina Dichtl gestaltete das
monumentale Wandgemälde, das im dritten Bild in seiner ganzen Pracht zu sehen ist. – Dem Ehepaar Weiherer (Mitte) ist die Freude über die Fertigstellung anzusehen – auf dem dritten Bild mit den „Meßnerschläger Sängerinnen“ (v.l.) Ilse Oberneder, Margot Stoiber und Brigitte Naderhirn, die die Einweihung musikalisch umrahmten.
Fotos: Benjamin Strobel
Manfred Weiherer hatte von Kindesbeinen an eine enge Bindung zur katholischen Kirche. Bereits seine Vorfahren waren als Totengräber in der Heimatpfarrei tätig und für den Blumenschmuck in der Kirche zuständig. Er selber war Ministrant und als Erwachsener dann Mitglied der Kirchenverwaltung. „Ich bin katholisch, ja, ganz klar“, beschreibt er seine tiefe Überzeugung. Und so war der Wunsch nach einer eigenen Kapelle an der „Tankstelle des Lebens“ naheliegend. Doch während der Bauphase gab es für diese Idee nicht viel Zuspruch. „Die meisten, denen ich es erzählt hab, hielten mich für verrückt“, erinnert er sich. „Bau halt lieber ein Grillhäuschen, da hast Du mehr davon“, war einer der Vorschläge, die er als Antwort bekam. „Das hat mir schon viel Motivation geraubt“, gesteht er. Aber mit dem ihm eigenen Ehrgeiz und dem entsprechenden Durchsetzungsvermögen hielt er auch diesmal stand. Zwei Jahre investierte er jede freie Minute in das Bauwerk. Besonders stolz ist er auf die freitragende Gewölbedecke. Allein für diese Konstruktion musste er einige alte Fachbücher wälzen. Er entschied sich für eine Stahl-Unterkonstruktion, die er selbst schweißte. Ein halbes Jahr war er allein damit beschäftigt.

Nach langem Suchen fand Manfred Weiherer schließlich auch eine Künstlerin für das geplante Altarbild, die mit ähnlicher Begeisterung ans Werk ging wie er selber: Christina Dichtl aus dem oberbayerischen Bad Bayersoien. „Ich habe die Leidenschaft gespürt, ich hätte keine bessere finden können“, sagt er im Nachhinein. Der Bauherr hatte eine klare Vorstellung, was auf dem Bild zu sehen sein soll: Die Muttergottes, wie sie über dem Donautal erscheint, der Heilige Leonhard als Schutzpatron der Rinder, Pferde und Schmiede und der Heilige Franziskus. Er steht für Natur und Schöpfung. Und das alles so realistisch wie möglich.
Für die Künstlerin eine sehr ungewöhnliche Herausforderung, wie sie in einem Film erklärt, den Benjamin Strobel über die Entstehung des Kunstwerks gemacht hat: „Für mich war schnell klar, dass mich das reizt. Das persönliche Gespräch war schließlich ausschlaggebend.“ Am Ende sind alle mit dem Ergebnis hochzufrieden: „I gfrei mi!“, sagt Christina Dichtl. Sie fühle sich sehr wohl mit dem Bild – und das sei ein gutes Gefühl.
Und Manfred Weiherer, der abends oft in der Kapelle sitzt und das Kunstwerk auf sich wirken lässt, sagt: „Mir fiel ein Stein vom Herzen, als es fertig war.“
Am 29. Mai 2022 wurde die Einweihung des Kirchleins gefeiert. Pfarrer Stefan Wissel aus der Pfarreiengemeinschaft Barbing-Sarching-Illkofen, ein Freund der Familie, gestaltete die Andacht. Manfred Weiherer ist sehr froh, dass auch seine Eltern dabei sein konnten. Entstanden ist ein Ort zur Besinnung, um sich zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen und auch ein Ort, um die Dankbarkeit für das eigene Leben auszudrücken. 20 Leute passen rein. Seit der Eröffnung kommen immer wieder Menschen und möchten die Kapelle sehen. Und alle seien bewegt, wenn sie das Gebäude betreten. „Die Kapelle wirkt, das freut mich sehr“, sagt Weiherer, der das auch als stillen Triumph empfindet, nachdem er zuvor so viel Gegenwind zu spüren bekommen hatte. Irgendwann möchte das Paar auch regelmäßige Öffnungszeiten festlegen. Ein Kapellenführer über alle Details des Baues soll bis zum Jahresende fertigwerden.
„Nichts kommt dem Landleben gleich. Es vermittelt mehr echte Freuden als irgendeine andere Lebensweise.“ Dieses Zitat der Schriftstellerin Katherine Mansfield (1888−1923) hat das Ehepaar Weiherer für die Homepage des Schmiedehofs ausgewählt. Die beiden haben sich ihren Traumort auf dem Land, inmitten der Natur, geschaffen. „Du musst deinen eigenen Weg gehen. Dazu braucht es Disziplin, Einigkeit und gemeinsame Ziele“, fasst Manfred Weiherer zusammen. Vielleicht ist nach all der Anstrengung und den überwundenen Hindernissen die Freude am Entstandenen umso größer. Und eines steht fest: Kaufen ließe sich dieser Traum vom Landleben mit keinem Geld der Welt.

Wolfgang Krinninger
Chefredakteur