Bistum

Auch ein kleiner Impuls wirkt

Redaktion am 24.10.2022

2022 10 24 pb alb dioezesanrat arbeitsgruppen Foto: Wolfgang Krinninger
Herbst-Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Passau: In Kleingruppen wurden die Themen der Versammlung intensiv beraten.

Manchmal genügt ein kleiner Impuls, um etwas in Bewegung zu setzen. Das ist in der Physik nicht anders als in der Kirche. Dr. Johanna Skiba setzte so einen Impuls bei der Vollversammlung des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Passau.

Sie ließ in kur­zen Dia­lo­gen drei Hei­li­ge zu Wort kom­men: Pau­lus, Tere­sa von Ávila und Johan­nes XXIII. Pau­lus, fast naiv ange­sichts der Todes­ge­fahr, die den Chris­ten damals droh­te: Wir bra­chen Brot mit­ein­an­der und tran­ken Wein, wie Jesus es uns zum Gedächt­nis gera­ten hat­te, und wir küm­mer­ten uns umein­an­der und um alle, die in Not waren.“ Die Kir­chen­leh­re­rin Tere­sa von Ávila erzähl­te von ihrer Gebets­er­fah­rung und wie sie es schaff­te, den Men­schen bei­zu­brin­gen, dass Gott für jeden, auch ohne Ver­mitt­lung durch Pries­ter, erreich­bar ist. Und ein fas­sungs­lo­ser Johan­nes XXIII., der schier ver­zwei­felt, weil die Chris­ten auch 60 Jah­re nach dem Kon­zil noch nicht zusam­men Got­tes­dienst fei­ern und die Unter­schie­de zwi­schen Pries­tern und Lai­en noch eine Rol­le spie­len: Gern schaue ich nicht auf die Erde.“

Natür­lich waren den Hei­li­gen die Wor­te in den Mund gelegt wor­den. Aber das Gedan­ken­spiel ist inter­es­sant: Wie wür­den Men­schen aus der Ver­gan­gen­heit die Welt heu­te beur­tei­len – oder in dem Fall die ver­fah­re­ne Situa­ti­on in unse­rer Kir­che. In Klein­grup­pen ging die Dis­kus­si­on über das Gehör­te wei­ter. Zen­tra­le Fra­ge: Was brau­che ich als Wich­tigs­tes für mich sel­ber von der Kir­che? Einen Seel­sor­ger, bei dem man spürt, der mag mich.“ Seel­sor­ge, die nah am Men­schen ist.“ Die Erreich­bar­keit ist wich­tig.“ Ein Seel­sor­ger muss offen sein für die Welt, die vor ihm liegt.“ In den Ant­wor­ten war die Sehn­sucht nach einer men­schen­na­hen, qua­li­täts­vol­len und nach­ge­hen­den Seel­sor­ge deut­lich herauszuhören.

Ich hof­fe auf einen Weg, der Refor­men ermög­licht und die Iden­ti­tät und das Wert­vol­le fortführt.”

Generalvikar Josef Ederer

Der Kaba­ret­tist, Enter­tai­ner und Katho­lik Harald Schmidt hat ein­mal im Inter­view gesagt: Die Leu­te, die noch in die Kir­che gehen, lesen nicht sei­ten­lan­ge Abhand­lun­gen, son­dern für sie ist das eine emo­tio­na­le Sache.“ Das gilt offen­sicht­lich auch für Diö­ze­san­rä­te, die es durch­aus gewohnt sind, mit lan­gen Tex­ten zu arbei­ten und um die rich­ti­gen For­mu­lie­run­gen zu streiten. 

Deut­lich wur­de dies auch bei der Ver­ab­schie­dung eini­ger Mit­glie­der die­ses Gre­mi­ums. Die meis­ten hat­ten sich über vie­le, vie­le Jah­re enga­giert. Das war oft nicht ver­gnü­gungs­steu­er­pflich­tig ange­sichts einer Kir­che, die sich kaum wei­ter­be­wegt. Und doch schwärm­ten die Ver­ab­schie­de­ten – von den tol­len Leu­ten, die sie tra­fen, von der Viel­falt, von der Kraft, die sie spür­ten, von der Hei­mat, die sie in ihrer Pfar­rei fanden.

Und dann gibt‘s ja auch noch die Neu­en“ im höchs­ten Lai­en­gre­mi­um des Bis­tums, dar­un­ter ein paar jun­ge Frau­en und Män­ner, die mit­ten im Leben ste­hen. Sie sind es, die künf­tig Impul­se set­zen wer­den und die Hoff­nung näh­ren, dass die Kir­che aus dem Jam­mer­tal wie­der her­aus­kom­men wird. Eine mög­li­che Grund­rich­tung hat Gene­ral­vi­kar Josef Ede­rer in sei­ner Pre­digt skiz­ziert: Ich hof­fe auf einen Weg, der Refor­men ermög­licht und die Iden­ti­tät und das Wert­vol­le fortführt.“

Das wür­den die Hei­li­gen Pau­lus, Tere­sa von Ávila und Johan­nes XXIII. wohl auch so sehen.

Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

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