Das Wunder von Pfingsten

Redaktion am 23.05.2023

Foto: Roswitha Dorfner
Pfingstdarstellung in der Kirche St. Josef, Altötting Süd.

An Pfingsten feiert die Kirche Geburtstag – und erinnert an Ereignisse, die heute eigentlich viel zu wenig Aufmerksamkeit erhalten. – Gedanken zu einem besonderen Fest im Editorial der aktuellen Ausgabe.

Pfings­ten, so scheint mir, wird häu­fig ein wenig unter Wert ver­kauft. Dabei ist das Fest eigent­lich der Ham­mer. Man muss sich das mal vor­stel­len: Mit einem Schlag kapie­ren die Jün­ger, wer sie sind und was sie zu tun haben. Der Hei­li­ge Geist treibt sie aus den ver­ram­mel­ten Häu­sern auf die Stra­ße, lässt sie eine unglaub­li­che Kraft spü­ren. Sie füh­len jetzt, dass sie es sind, die Gott, sei­nen Sohn und die Men­schen auf der Erde zusam­men­füh­ren kön­nen, dass sie Leben, Wort und Werk Jesu Chris­ti leben­dig hal­ten wer­den. Kein Wun­der also, dass die Geburts­stun­de der Kir­che mit einem gewal­ti­gen Brau­sen ver­bun­den ist. Ein klu­ger Mensch hat ein­mal geschrie­ben, Pfings­ten sei das Wun­der des Gren­zen über­schrei­ten­den Ver­ste­hens, qua­si die Anti-Geschich­te zum Turm­bau zu Babel“, als Gott den Men­schen der Bibel zufol­ge als Stra­fe für ihren Hoch­mut ver­schie­de­ne Spra­chen gab.

Foto: Roswitha Dorfner
Pfingstdarstellung am Sonntagsberg, Niederösterreich.

Es muss ein hef­ti­ges Ereig­nis gewe­sen sein, das so eine Wir­kung ent­fal­ten konn­te. Schließ­lich gab es ja noch nichts von dem, was unse­re Kir­che heu­te aus­macht: kei­ne Kir­chen­ge­bäu­de, kei­ne Got­tes­diens­te wie wir sie heu­te ken­nen, kei­ne Pfar­rer, kei­ne kirch­li­chen Kin­der­gär­ten, kei­ne Pfarr­hei­me oder Ordi­na­ria­te. Nichts davon. Nur die Gemein­schaft derer, die zum Glau­ben an Jesus Chris­tus gefun­den hat­ten. Der Hei­li­ge Geist ist für uns Chris­ten also zwei­fel­los eine Ener­gie­quel­le, die ihres­glei­chen sucht. Dage­gen erschei­nen selbst die Laser­schwer­ter der Yedi-Rit­ter aus dem Star Wars-Epos wie schwa­che Funzeln. 

Susan­ne Haver­kamp von der Ver­lags­grup­pe Bis­tums­pres­se macht in einem Essay die unfass­ba­re Beweg­lich­keit“ als zen­tra­le Eigen­schaft der Jün­ger und Haupt­ei­gen­schaft der Chris­ten aus. Nur so sei es ihnen mög­lich gewe­sen, eher­ne Geset­ze wie die Beschnei­dung, Spei­se­ge­set­ze oder Opfer­ri­tua­le zu hin­ter­fra­gen. Denn schließ­lich glau­ben wir an einen drei­fal­ti­gen Gott, an einen, der in sich beweg­lich ist, der eben nicht sta­tisch in sich ruht, son­dern fle­xi­bel ist, kom­mu­ni­ka­tiv, über­ra­schend“, so Haverkamp. 

Die Sehn­sucht unter uns Chris­ten ist groß, dass wir wie­der etwas von die­sem Sturm spü­ren, dass wir ergrif­fen und getra­gen wer­den, dass wir die Gemein­schaft spü­ren und aus dem Glau­ben her­aus Din­ge anders machen, dass wir die Resi­gna­ti­on hin­ter uns las­sen und Spu­ren in eine bes­se­re Zukunft legen, dass wir Geschich­ten der Hoff­nung mit­schrei­ben, dass wir mit Krea­ti­vi­tät und Fan­ta­sie Lösun­gen fin­den und uns nicht an Pro­ble­men fest­kral­len. Das Pfingst­wun­der hat die Jün­ger zu Pio­nie­ren des Glau­bens gemacht. Las­sen wir uns davon anste­cken. Wenn jeder von uns das tut, was ihm mög­lich ist, wächst dar­aus etwas Gro­ßes. Dann wird aus einem lau­en Lüft­chen ein Brau­sen, ein Sturm, der die Wol­ken der Ver­zagt­heit vertreibt.

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

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