Über Leben und Tod

Redaktion am 22.07.2024

Foto: Roswitha Dorfner

Manchmal erhält man sehr überraschende Anrufe – einer dieser Anrufe bei unserem Autor des Editorials der aktuellen Ausgabe (31-2024) führte zu einem sehr intensiven Gespräch über Leben und Tod ...

Grüß Gott, Auer Karl, Rott­hal­müns­ter!“ Wenn ich das frü­her im Radio hör­te, schal­te­te ich sofort weg. Klar waren die Tele­fon­scher­ze von Karl Auer ali­as Mar­kus Walsch gele­gent­lich lus­tig, aber mir taten die Leu­te am ande­ren Ende der Lei­tung leid. Denn die Ange­ru­fe­nen wuss­ten ja lan­ge nicht, dass sie via Bay­ern 3“ grad im gan­zen Land zu hören waren – und sich ver­zwei­felt abmüh­ten, auf eine völ­lig absur­de Fra­ge eine Ant­wort zu fin­den. Ich litt vor allem auch des­we­gen mit, weil ich sel­ber extrem gefähr­det gewe­sen wäre, dar­auf her­ein­zu­fal­len. Iro­nie zu erken­nen gehört nicht zu mei­nen Stärken. 

Bei den meis­ten Tele­fon­ge­sprä­chen im Bis­tums­blatt ist das gott­lob kein The­ma. Wir haben eine unglaub­lich freund­li­che Leser­schaft. Über­wie­gend sind es Frau­en, die bei uns anru­fen. Oft tei­len sie uns ein­fach mit, dass sie sich freu­en, dass es die Zei­tung gibt. Manch­mal ern­ten wir natür­lich auch Kri­tik, was eben­so wich­tig ist, um bes­ser zu wer­den. Hin und wie­der braucht jemand ein Gegen­über zum Reden – und lei­der auch nicht so sel­ten teilt uns ein Ange­hö­ri­ger mit, dass eine Abon­nen­tin oder ein Abon­nent ver­stor­ben ist.

Foto: Roswitha Dorfner
Mit einem Kreuz am Grab kann man nie etwas verkehrt machen ... Bild: Friedhof in der Gemeinde Walchsee in Tirol.

Und den­noch: An jenem Diens­tag im April war ich anfangs ver­un­si­chert: Wer­de ich viel­leicht grad Opfer eines Tele­fon­streichs? Die Dame am ande­ren Ende der Lei­tung hat­te einen aus­län­di­schen Akzent, aber sie beherrsch­te unse­re Spra­che gut. Was mich ver­un­si­cher­te, war ihre Fra­ge: Sie woll­te von mir wis­sen, was sie mit dem Grab ihres ver­stor­be­nen Man­nes tun soll­te. Wäre ein Grab­stein die bes­te Lösung oder doch ein­fach ein Kreuz? Wäre viel­leicht eine Dar­stel­lung der Schwar­zen Madon­na von Alt­öt­ting pas­send, nach­dem ihr Mann häu­fig in den Gna­den­ort gepil­gert war, oder eine Maria mit Kind? Sie kom­me aus einem völ­lig ande­ren Kul­tur­kreis und habe davon kei­ne Ahnung. Die Gesprä­che mit einem Bestat­ter und einem Grab­stein­her­stel­ler hät­ten sie noch nicht überzeugt. 

Nach­dem ich mei­ne Beden­ken abge­legt hat­te, ergab sich ein län­ge­res, inten­si­ves Gespräch. Die Dame erzähl­te aus ihrem Leben, und wir spra­chen über den Tod und unse­ren Glau­ben an die Auferstehung.

Ich erklär­te ihr mei­ne Sicht der Din­ge: Dass sie mit einem Kreuz nichts ver­kehrt machen kön­ne und dass Maria immer zu Jesus hin­füh­re und des­halb auch als Dar­stel­lung auf dem Grab­stein pas­send wäre. Noch bes­ser geeig­net wäre viel­leicht ein Pie­tà, die Schmer­zens­mut­ter mit dem Leich­nam des vom Kreuz abge­nom­me­nen Jesus Chris­tus. Aber letzt­lich sol­le sie ihrem Her­zen folgen.

Ob ich ihr wirk­lich wei­ter­hel­fen konn­te, weiß ich nicht. Am Ende unse­res Gesprächs stell­te die Dame noch eine letz­te Fra­ge: Bekommt mein Mann mit, wie sehr ich mich dar­um küm­me­re, dass sein Grab schön wird?“ Ich zöger­te kurz und sag­te dann: Ja, bestimmt!“ Und still für mich dach­te ich, dass die­ses Küm­mern, die­se Art des Abschied­neh­mens auch ein guter Weg ist, um zurück ins Leben zu finden.

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

Foto: Roswitha Dorfner

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