Pilgern kann Wunder wirken

Werner Friedenberger am 17.02.2022

2019 ueber den boten wallfahrt2 Roswitha Dorfner
Wallfahrer in Altötting

Einer war immer schon vorher da! Diese Erkenntnis hat uns der berühmte norwegische Forscher Thor Heyerdahl hinterlassen, der diese bei seinen Expeditionen in die entlegensten Winkel der Erde gewonnen hatte.

Und wer von einer Wall­fahrt heim­kommt, kann auch etwas erzäh­len. Manch­mal war­te­te nach der Rück­kehr aber eine Über­ra­schung, die das Erleb­te zunächst in den Hin­ter­grund schob. So hat eine Bäue­rin, die sich zum böh­mi­schen Mari­en­wall­fahrts­ort Pˇri­bram auf­mach­te, zu Hau­se ein blau­es Wun­der erlebt“. Rein­hard Hal­ler erzählt dar­über in sei­nem Buch Ein­mal im Leben auf den Hei­li­gen Berg“. Dem­nach hat­te die Bäue­rin ihrer Magd auf­ge­tra­gen, alle Tage die Hüh­ner­nes­ter zu lee­ren und die gesam­mel­ten Eier mit dem Datum zu ver­se­hen. Das hat die gute Haut auch getan. Als die Bäue­rin wie­der heim­kam, waren alle Eier im Korb ange­schrie­ben – und auf jedem stand groß und deut­lich: heit, heit, heit…

Vie­le gin­gen damals bar­fuß, um das Schuh­werk zu scho­nen. Erst beim Besuch der Gna­den­mut­ter wur­den die Schu­he wie­der ange­zo­gen. Karg war nicht nur die Beklei­dung – bei Regen wur­den die Wall­fah­rer nass bis auf die Haut –, son­dern auch die Ver­pfle­gung (Brot und Äpfel muss­ten oft genü­gen). Das alles ist lan­ge her, das Ges­tern mit dem Heu­te nicht mehr ver­gleich­bar. Und doch gibt es Unver­än­der­li­ches: Wall­fahrt als Tank­stel­le für Leib und Seele.

Wenn es stimmt, dass die See­le zu Fuß geht, wird das Kilo­me­ter-Kon­to in Zukunft wohl stark anwach­sen. Wir mer­ken, dass es hier­zu­lan­de nicht nur eine Erleb­nis- und Spaß­ge­sell­schaft gibt, son­dern sich der Weg auch zur Sinn- und Gebor­gen­heits­ori­en­tie­rung ent­wi­ckelt. Es scheint so, dass der Luxus von mor­gen die Ein­fach­heit sein wird – und damit auch das Pilgern.

Wallfahrt5 Roswitha Dorfner
Wallfahrer in Altötting

Wie­vie­le Kilo­me­ter letzt­lich jemand mit sei­ner See­le zu Fuß gehen kann oder will, ist nicht so wich­tig. Wich­tig ist, was ihn erwar­tet: Gebor­gen­heit in Got­tes Schöp­fung. Wer zwi­schen Him­mel und Erde unter­wegs ist, spürt letzt­lich nichts mehr: kei­ne Bla­sen, kei­ne bren­nen­den Fuß­soh­len und kei­nen Ruck­sack. Man hat das Gefühl: Ich gehe im Uni­ver­sum auf! Das Lau­fen geht von allei­ne, der Kopf wird frei und die See­le weit. 

Es ist eine uralte Sehn­sucht des Men­schen, aus- und auf­zu­bre­chen aus der All­tags­müh­le, Bekann­tes hin­ter sich zu las­sen, neue Wege zu suchen, um über Umwe­ge doch ans Ziel zu gelan­gen. Als Antrieb dient das Sich sor­tie­ren“, das Schaf­fen von geis­ti­gem Raum. Das braucht Mut und Demut. 

Letzt­lich sind wir alle Pil­ger – auch jene, die sich nicht zu einem so und sovie­le Kilo­me­ter ent­fern­ten Ziel auf­ma­chen. Jeder von uns hat auf Erden nur eine Auf­ent­halts­ge­neh­mi­gung – wie jede Pil­ger­rei­se ist die­se begrenzt auf eine bestimm­te Zeit.

Frü­her sind Men­schen nur“ wegen Lärm krank gewor­den. Heu­te wer­den man­che durch die Stil­le krank – sie ertra­gen nicht, wenn das Han­dy schweigt. Ein Pil­ger­weg kann da Wun­der wir­ken – auch wenn einer immer schon vor­her da war!

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