Weltkirche

Vom Zauber des Anfangs

Redaktion am 12.05.2025

2025 05 12 pb alb habemus papam leo XIV Foto: Deutsche Bischofskonferenz / Jessica Krämer
Habemus papam. Papst Leo XIV. nach seiner Bekanntgabe auf der Loggia des Petersdoms.

Willkommen Papst Leo! Robert Prevost hat schnell die Herzen der Menschen gewonnen. Im Editorial der aktuellen Ausgabe 20-2025 kommentiert unser Autor die Wahl des neuen Papstes.

Plötz­lich ist die Kir­che wie­der voll da. Mit­ten im Leben. In aller Mun­de. Kein Wun­der: Die Wahl eines neu­en Paps­tes ist von Geheim­nis­sen umwit­tert. Das Zere­mo­ni­ell ist far­big, präch­tig, in Tei­len archa­isch. Das wirkt. Gera­de in einer Zeit, in der Deals und Geschäf­te das Leben ver­mes­sen. In der bei­na­he alles bere­chen­bar, zähl­bar, käuf­lich erscheint. Des­halb lie­ben auch Men­schen das Kon­kla­ve, die sonst mit dem Wir­ken des Hei­li­gen Geis­tes nicht so viel am Hut haben. Und der Sog wur­de noch stär­ker, nach­dem der wei­ße Rauch aus dem Schorn­stein gestie­gen war. Mil­lio­nen Men­schen spür­ten eine Gän­se­haut, als sich der Vor­hang an der Mit­tel­log­gia des Peters­doms öff­ne­te. Nach einer kur­zen Ankün­di­gung betrat ein lei­se lächeln­der, sicht­lich beweg­ter Robert Fran­cis Pre­vost als neu­er Papst Leo XIV. den Balkon.

Ich habe mich gefreut. Denn die­ser Mann strahl­te vom ers­ten Moment an eine ruhi­ge Herz­lich­keit und kraft­vol­le Sou­ve­rä­ni­tät aus. Mein ers­ter Gedan­ke: Da steht ein auf­rech­ter Mensch, der sich der gewal­ti­gen Last auf sei­nen Schul­tern bewusst ist, aber davon nicht in die Knie geht. Beein­dru­ckend auch sei­ne ers­ten Sät­ze als Papst: Ohne den 8. Mai als Gedenk­tag des Kriegs­en­des vor 80 Jah­ren in den Mund zu neh­men, mach­te er das Wort Frie­den“ zum wesent­li­chen Bestand­teil sei­ner Rede. Der Frie­de sei mit euch allen. Dies ist der Frie­de des auf­er­stan­de­nen Christus.“

Der Frie­de sei mit euch allen! Dies ist der ers­te Gruß des auf­er­stan­de­nen Chris­tus, des guten Hir­ten, der sein Leben für die Her­de Got­tes gege­ben hat. Auch ich möch­te, dass die­ser Frie­dens­gruß in eure Her­zen ein­dringt, eure Fami­li­en erreicht, alle Men­schen, wo auch immer sie sei­en, an alle Völ­ker, die gan­ze Erde. Der Frie­de sei mit euch!”

Papst Leo XIV. in einer ersten Ansprache am 8. Mai

Natür­lich kann nie­mand wis­sen, ob Robert Fran­cis Pre­vost Papst kann. Die­ses Amt ist von sei­ner Her­aus­for­de­rung und Auf­ga­ben­fül­le her eigent­lich unmensch­lich. Doch der 69-jäh­ri­ge Ame­ri­ka­ner bringt vie­les mit, das einen hof­fen lässt. Als Ordens­mann kennt und schätzt er das Leben in Gemein­schaft, das Mit­ein­an­der-unter­wegs-Sein im Glau­ben. Als Welt-Chef der Augus­ti­ner hat er gelernt, zu füh­ren und zu lei­ten. Als offe­ner, tat­kräf­ti­ger, intel­li­gen­ter Geist­li­cher, der meh­re­re Spra­chen spricht, kennt er das Leben in unter­schied­lichs­ten Schat­tie­run­gen. Als nach­denk­li­cher, beschei­de­ner Bischof und schließ­lich Kar­di­nal hat­te er das unein­ge­schränk­te Ver­trau­en von Papst Fran­zis­kus – und im Kon­kla­ve offen­sicht­lich schnell die Mehr­heit der Kar­di­nä­le hin­ter sich. Ja, nach so vie­len Hiobs­bot­schaf­ten in den ver­gan­ge­nen Mona­ten ist Papst Leo XIV. end­lich wie­der ein Zei­chen der Hoff­nung. Ein Ausrufezeichen!

Doch der 267. Nach­fol­ger auf dem Stuhl Petri wird vom ers­ten Segens­spruch an über­frach­tet mit For­de­run­gen, bedrängt von allen Sei­ten, beäugt bei jeder Ges­te. Jedes Klei­dungs­stück wird durch­leuch­tet, ob es nun für tra­di­tio­nell oder pro­gres­siv steht und was das wie­der­um über die Plä­ne von Leo XIV. ver­rät. Ob das im Sin­ne Jesu ist?

Ich den­ke, von uns Chris­ten sind jetzt Geduld, Nach­sicht, Ver­trau­en und Demut gefragt. Las­sen wir dem neu­en Papst Zeit, sich zu ent­wi­ckeln, sich ein­zu­ge­wöh­nen, sich zu ent­fal­ten. Beten wir für ihn. Zei­gen wir auch damit, dass die Kir­che wie­der voll da ist.

Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

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