Fast konnten sie einem leidtun, die deutschen Bischöfe: wie sie in U‑Form aufgereiht im großen „Sala Clementina“ des Apostolischen Palastes in Rom dem Papst Rapport erstatten durften – über den Zustand ihrer Diözesen, den synodalen Weg und die Kirche in Deutschland. Dabei ging es beim Auftakt des Ad-limina-Besuchs der deutschen Oberhirten in Rom keineswegs unterkühlt zu. Der Passauer Bischof Stefan Oster jedenfalls hat den Papst als „sehr brüderlich, sehr geistlich und sehr ermutigend“ empfunden.
Gewöhnlich sind diese alle paar Jahre anstehenden Besuche der Bischöfe an den Schwellen (ad limina) der Apostelgräber selbst kirchlichen Medien oder der Katholischen Nachrichtenagentur KNA nur kurze Meldungen eher unverbindlichen Inhalts wert. Dieses Mal jedoch gab es bereits im Vorfeld zahlreiche Berichte, von „schwerem Gepäck“ war die Rede. Gemeint sind letztlich die aus einer tiefen Vertrauenskrise der katholischen Kirche in Deutschland resultierenden Reformdebatten, kanalisiert im „Synodalen Weg“. Dieser wird in Rom argwöhnisch beäugt: man fürchtet deutsche Sonderwege, wenn nicht eine neue Kirchenspaltung. Die Konfliktlinien verlaufen insbesondere entlang der Forderungen nach Weiheämtern für Frauen, nach mehr demokratischer Beteiligung bei den Bischofswahlen sowie nach einer neuen Ehe-Lehre und Sexualmoral.
Die im Vorfeld geschürten Erwartungen an das Routinetreffen in Rom waren so hoch, dass die Mission der so genannten Reformer eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Wer vom Papst ein „Machtwort“ erwartet (oder erhofft?) hatte, der kennt Franziskus nach neun Jahren Pontifikat noch immer nicht. Er setzt auf Wandel durch gegenseitiges Verstehen und Zuhören. Man könnte auch sagen: Franziskus setzt auf den Heiligen Geist. Der jedoch kommt meist nicht mit einem lauten Brausen wie an Pfingsten, sondern eher mit einem feinen Hauch. Harte Entscheidungen trifft der Papst nur, wenn sie unausweichlich sind.
Allerdings war es schon ein klares Zeichen, dass Franziskus am abschließenden Gespräch der deutschen Bischöfe mit wichtigen römischen Dikasterien („Ministerien“) nicht wie ursprünglich gedacht teilgenommen hatte. Dort lief die „Reformfraktion“ umso härter gegen die Wand der vatikanischen Wirklichkeit: keinerlei Zugeständnisse, sogar der einstweilige Stopp des Synodalen Wegs stand im Raum.
Das Ringen der Bischöfe um Lösungen für die Zukunft der Kirche in Deutschland wird weitergehen. Während die „konservative Fraktion“ in Rom Rückendeckung erhielt, muss sie gleichzeitig ihrerseits aufpassen, bei der Mehrheit des deutschen Kirchenvolks nicht selbst vor die Wand zu laufen. Leichter werde es jedenfalls nicht, konstatierte Bischof Stefan Oster nach dem Ad-limina-Besuch.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter