Vor die Wand

Redaktion am 22.11.2022

2022 11 22 pb alb aufmacher ausgabe 48 2022

Nach dem knapp einwöchigen Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom steht fest: der Synodale Weg wird nicht leichter.

Fast konn­ten sie einem leid­tun, die deut­schen Bischö­fe: wie sie in U‑Form auf­ge­reiht im gro­ßen Sala Cle­men­ti­na“ des Apos­to­li­schen Palas­tes in Rom dem Papst Rap­port erstat­ten durf­ten – über den Zustand ihrer Diö­ze­sen, den syn­oda­len Weg und die Kir­che in Deutsch­land. Dabei ging es beim Auf­takt des Ad-limi­na-Besuchs der deut­schen Ober­hir­ten in Rom kei­nes­wegs unter­kühlt zu. Der Pas­sau­er Bischof Ste­fan Oster jeden­falls hat den Papst als sehr brü­der­lich, sehr geist­lich und sehr ermu­ti­gend“ empfunden.

Gewöhn­lich sind die­se alle paar Jah­re anste­hen­den Besu­che der Bischö­fe an den Schwel­len (ad limi­na) der Apos­tel­grä­ber selbst kirch­li­chen Medi­en oder der Katho­li­schen Nach­rich­ten­agen­tur KNA nur kur­ze Mel­dun­gen eher unver­bind­li­chen Inhalts wert. Die­ses Mal jedoch gab es bereits im Vor­feld zahl­rei­che Berich­te, von schwe­rem Gepäck“ war die Rede. Gemeint sind letzt­lich die aus einer tie­fen Ver­trau­ens­kri­se der katho­li­schen Kir­che in Deutsch­land resul­tie­ren­den Reform­de­bat­ten, kana­li­siert im Syn­oda­len Weg“. Die­ser wird in Rom arg­wöh­nisch beäugt: man fürch­tet deut­sche Son­der­we­ge, wenn nicht eine neue Kir­chen­spal­tung. Die Kon­flikt­li­ni­en ver­lau­fen ins­be­son­de­re ent­lang der For­de­run­gen nach Wei­he­äm­tern für Frau­en, nach mehr demo­kra­ti­scher Betei­li­gung bei den Bischofs­wah­len sowie nach einer neu­en Ehe-Leh­re und Sexualmoral.

Die im Vor­feld geschür­ten Erwar­tun­gen an das Rou­ti­ne­tref­fen in Rom waren so hoch, dass die Mis­si­on der so genann­ten Refor­mer eigent­lich von vorn­her­ein zum Schei­tern ver­ur­teilt war. Wer vom Papst ein Macht­wort“ erwar­tet (oder erhofft?) hat­te, der kennt Fran­zis­kus nach neun Jah­ren Pon­ti­fi­kat noch immer nicht. Er setzt auf Wan­del durch gegen­sei­ti­ges Ver­ste­hen und Zuhö­ren. Man könn­te auch sagen: Fran­zis­kus setzt auf den Hei­li­gen Geist. Der jedoch kommt meist nicht mit einem lau­ten Brau­sen wie an Pfings­ten, son­dern eher mit einem fei­nen Hauch. Har­te Ent­schei­dun­gen trifft der Papst nur, wenn sie unaus­weich­lich sind.

Aller­dings war es schon ein kla­res Zei­chen, dass Fran­zis­kus am abschlie­ßen­den Gespräch der deut­schen Bischö­fe mit wich­ti­gen römi­schen Dik­as­te­ri­en („Minis­te­ri­en“) nicht wie ursprüng­lich gedacht teil­ge­nom­men hat­te. Dort lief die Reform­frak­ti­on“ umso här­ter gegen die Wand der vati­ka­ni­schen Wirk­lich­keit: kei­ner­lei Zuge­ständ­nis­se, sogar der einst­wei­li­ge Stopp des Syn­oda­len Wegs stand im Raum.

Das Rin­gen der Bischö­fe um Lösun­gen für die Zukunft der Kir­che in Deutsch­land wird wei­ter­ge­hen. Wäh­rend die kon­ser­va­ti­ve Frak­ti­on“ in Rom Rücken­de­ckung erhielt, muss sie gleich­zei­tig ihrer­seits auf­pas­sen, bei der Mehr­heit des deut­schen Kir­chen­volks nicht selbst vor die Wand zu lau­fen. Leich­ter wer­de es jeden­falls nicht, kon­sta­tier­te Bischof Ste­fan Oster nach dem Ad-limina-Besuch.

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

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