Weltkirche

„Ganz ehrlich: Leichter wird es nach diesem Besuch nicht“

Redaktion am 22.11.2022

2022 11 14 pb alb bischof stefan oster Foto: pbp
Bischof Stefan Oster SDB.

Nach dem knapp einwöchigen Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe in Rom zieht der Passauer Bischof Stefan Oster SDB Bilanz und erläutert, wie es aus seiner Sicht für den Synodalen Weg weiter gehen wird.

Herr Bischof Oster, wie haben Sie die Gemein­schaft der deut­schen Bischö­fe beim Papst erlebt?
Bischof Ste­fan Oster:
Wir waren ja in den letz­ten Tagen als Bischofs­kon­fe­renz viel zusam­men – auch beim Essen und in den Pau­sen zwi­schen den Kon­fe­ren­zen. Das, glau­be ich, hat uns allen gut getan. Trotz aller Unter­schie­de habe ich ein gutes, offe­nes brü­der­li­ches Mit­ein­an­der erlebt, auch mit per­sön­li­chem Aus­tausch und viel Lachen. Beim Papst selbst war es eine sehr aus­führ­li­che, tie­fe Begeg­nung. Der Papst hat uns dabei alle ein­ge­la­den, frei­mü­tig aus dem Her­zen zu spre­chen – und er hat es eben­so getan. Da ging es auch kon­tro­vers zu, aber – wie ich mei­ne – in einem guten Mit­ein­an­der. Der Papst selbst hat mich wie­der ein­mal sehr beein­druckt, wie er trotz des fort­ge­schrit­te­nen Alters und trotz der Knie­be­schwer­den, unge­heu­er prä­sent ist und geist­lich tief, zugleich sehr offen, aber auch sehr klug im Umgang mit den Fra­gen. Mich berührt sei­ne Art, die Kir­che zu lei­ten, immer wie­der neu.

Wel­che Schluss­fol­ge­run­gen zie­hen Sie aus den Gesprä­chen in Rom?
Bischof Ste­fan Oster:
Die Begeg­nung am Frei­tag mit den Vor­ste­hern der Dik­as­te­ri­en war viel­leicht sogar ein his­to­ri­scher Moment. Ich weiß nicht, ob es so etwas vor­her schon ein­mal gege­ben hat. Mit dem Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin als Mode­ra­tor: Wir haben in einer sehr gro­ßen Offen­heit zum Teil sehr kon­tro­ver­se Posi­tio­nen aus­ge­tauscht. Dabei ist deut­lich gewor­den, dass die Römer vie­les an der Kir­che in Deutsch­land schät­zen, ins­be­son­de­re die Inten­si­tät und Tie­fe, mit der wir uns – trotz aller Anfra­gen – um die Auf­ar­bei­tung des sexu­el­len Miss­brauchs bemü­hen; aber auch das gro­ße Enga­ge­ment für die Welt­kir­che – ins­be­son­de­re durch unse­re Hilfs­wer­ke. Es wur­de aber auch sehr deut­lich, dass der deut­sche Syn­oda­le Weg auf gro­ße Skep­sis stößt, inhalt­lich und metho­disch und bei dem, was schon beschlos­sen wur­de. Das ging sogar so weit, dass aus­drück­lich ein Mora­to­ri­um“ vor­ge­schla­gen wur­de, um die Gläu­bi­gen nicht wei­ter zu ver­wir­ren, wie es hieß. Das Mora­to­ri­um wird nicht kom­men, dazu gab es zu viel Wider­spruch von der Sei­te der Bischö­fe. Aber natür­lich müs­sen wir die Sicht­wei­sen Roms nun auch im Blick auf die letz­te Syn­odal­ver­samm­lung im März auf­neh­men und ein­brin­gen. Mich hat bewegt, dass es im Grun­de bei den zen­tra­len inhalt­li­chen The­men, die als Reform­vor­schlä­ge gedacht sind, also gera­de im Blick auf das gan­ze Feld der Sexua­li­tät, aber auch zu den Fra­gen nach der Zulas­sung zu den Wei­he­äm­tern, an kei­ner Stel­le ein Ent­ge­gen­kom­men aus Rom gab. Außer­dem hat uns Papst Fran­zis­kus noch ein­mal ermahnt, sei­nen Brief, den er uns per­sön­lich im Jahr 2019 – zu Beginn des Syn­oda­len Weges geschrie­ben hat – wirk­lich auch ernst zu neh­men. Bei alle­dem wur­de aber auch deut­lich: Das Gespräch geht weiter.

Was ergibt sich aus Ihrer Sicht aus den Gesprä­chen für den wei­te­ren Ver­lauf des Syn­oda­len Wegs in Deutsch­land und welt­weit?
Bischof Ste­fan Oster: Zunächst wer­den wir beim Stän­di­gen Rat der 27 Diö­ze­san­bi­schö­fe, der gleich an die­sem Mon­tag und Diens­tag in Würz­burg (Anm.: 21. – 22. Novem­ber; ein Bericht folgt) tagt, die Din­ge gut nach­be­spre­chen. Dann wer­den wir aus mei­ner Sicht nicht ein­fach so wei­ter­ma­chen kön­nen wie bis­her. Das Gespräch in Rom wird in unse­ren Syn­oda­len Weg ein­flie­ßen müs­sen – andern­falls ist eine gro­ße Ent­täu­schung vor­pro­gram­miert. Die ist ja bei vie­len jetzt schon da, nach­dem die Erwar­tun­gen durch den Syn­oda­len Weg mit sei­nen gro­ßen Ver­samm­lun­gen und der inten­si­ven Text­ar­beit doch sehr hoch gewor­den waren. Zudem: Es soll ja bald auch noch ein offi­zi­el­les Schrei­ben aus Rom nach unse­rem Ad-limi­na-Besuch kom­men. Wie wer­den wir uns dazu ver­hal­ten? Sicher ist: Wenn unser deut­scher Syn­oda­ler Weg dann offi­zi­ell im März 2023 zu Ende gehen wird, wer­den alle sei­ne Ergeb­nis­se in den welt­wei­ten Syn­oda­len Pro­zess ein­flie­ßen, den Papst Fran­zis­kus initi­iert hat. Der geht ja wei­ter, und wird dann im Herbst 2024 mit der dann zwei­ten Bischofs­syn­ode zu Ergeb­nis­sen kom­men. Aber ganz ehr­lich: Leich­ter wird es nach die­sem Besuch in Rom nicht. Was machen wir zum Bei­spiel mit Beschlüs­sen des Syn­oda­len Weges, die jetzt schon in die Umset­zung gebracht wer­den sol­len, die aber in Rom nicht gut­ge­hei­ßen werden?

Michael Glass

Michael Glaß

Redakteur

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