Eigentlich hätten wir ja noch Zeit, Sommerzeit – kalendarisch bis zum 23. September. Dann ist 2022 Tag-und-Nacht-Gleiche. Die Meteorologen lassen den Herbst allerdings wie in jedem Jahr bereits am 1. dieses Monats beginnen und bis zum 30. November dauern. Das ist praktisch für Statistiken und Vergleiche. Und die wiederum verheißen aktuell nichts Gutes: „Schlimmste Dürre seit 500 Jahren“ knallt mir heute Morgen die Schlagzeile der Tageszeitung ins Gesicht. Nicht etwa in Afrika, das wäre schlimm genug. Nein, in Europa, auch in Deutschland. Unsere Landwirte verzeichnen stellenweise starke Ernteausfälle; teils werde Gras als Tierfutter knapp, warnt Bauernpräsident Joachim Rukwied.
Um ihm zu glauben reicht ein Blick in die Gärten und Wälder: überall verdorrte Rasenflächen, sogar große Bäume lassen die Blätter hängen, Laub verfärbt sich seit Wochen und liegt bereits haufenweise am Boden. Herbst schon im Hochsommer. Zeichen der Zeit – so wie weitere: Heuer könnte mit dem südlichen Schneeferner der erste von fünf bayerischen Gletschern verschwinden; nie gesehene Waldbrände vernichteten 2022 hierzulande große Flächen; Flüsse trocknen aus, sogar „Vater Rhein“, und der Wasserstand vieler Seen sinkt bedenklich …
„Erinnern wir uns an die Aufforderung des heiligen Paulus, uns mit denen zu freuen, die sich freuen, und mit denen zu weinen, die weinen (vgl. Röm 12,15), und weinen wir mit dem bitteren Aufschrei der Schöpfung, hören wir ihn an und antworten wir mit Taten, damit wir und künftige Generationen uns weiterhin mit dem süßen Lied der Geschöpfe vom Leben und von der Hoffnung freuen können.”
Wir brauchen wahrlich kein Menetekel, kein Zeichen an der Wand wie König Belsazar in der Bibel (Daniel 5,25−29), um zu begreifen, dass der menschengemachte Klimawandel sehr real ist und unser Leben in den kommenden Jahrzehnten tiefgreifend verändern wird. Dennoch passiert seit langem zu wenig zu langsam. Was wir also aufgrund unserer Trägheit sehr wohl brauchen, sind Mahner, die nicht aufhören, den Finger in die Wunde zu legen. Zu ihnen gehört ganz besonders Papst Franziskus. Die bedrohte Schöpfung ist eines der Kernanliegen seines Pontifikats. Mit der Veröffentlichung seiner wegweisenden Umweltenzyklika „Laudato si“ 2015 hatte Franziskus erstmals zu einem „Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung“ aufgerufen. Dieser wird seither stets am 1. September begangen – verbunden mit einer ökumenischen „Zeit der Schöpfung“ bis zum 4. Oktober, initiert durch die „Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen“ (ACK).
Leider sind sowohl Weltgebetstag als auch Schöpfungszeit nicht sehr bekannt – auch nicht unter Christen. Dabei sollte gerade uns die Bewahrung der Schöpfung ein Grundanliegen sein. Vielleicht nehmen wir das Heft in die Hand und organisieren in unserer Gemeinde beispielsweise ein „Umweltgebet“ oder eine Aufräumaktion? Im nebenstehenden Hinweis finden Sie einige Links zu Internet-Seiten, die vertiefen und weiterhelfen. Es ist Zeit zu handeln, damit wir künftigen Generationen keine verbrannte Erde hinterlassen.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter