
Seit 100 Jahren führt das Bayerische Pilgerbüro Menschen in alle Welt hinaus und feierte dieses Jubiläum nun im Herzen Bayerns im Beisein des Passauer Diözesanbischofs Stefan Oster und Abt Nikodemus Schnabel aus Jerusalem.
Bereits am Vortag zum Jubiläumsfest des Pilgerbüros hatte Domdekan Hans Bauernfeind, Leiter der Diözesanpilgerstelle Passau, das Programm mit einem ökumenischen Friedensgebet in der Stiftspfarrkirche eröffnet – unter dem Motto „Ein Frieden, der Menschen verbindet“. Menschen verbinden, das gelang als Ziel und Aufgabe des Pilgerbüros auch am Sonntag, 18. Mai. Denn es hatten sich zahlreiche Delegationen aus den Pilgerstellen der verschiedenen bayerischen Diözesen in Altötting eingefunden. Sie feierten zum Auftakt um 10 Uhr einen Pontifikalgottesdienst in der Basilika St. Anna mit Bischof Stefan Oster als Hauptzelebrant und Abt Nikodemus als Prediger – musikalisch eindrucksvoll gestaltet von einer Schola und dem Diözesanblechbläser-Ensemble Passau unter der Leitung von Michael Beck. Als Kirchenrektor hieß Kapuzinerbruder Marinus Parzinger zunächst alle Genannten sowie Ehrengäste und die versammelten Gläubigen herzlich willkommen.
„Eigentlich müssen wir ja alle in Rom sein“, erwiderte Bischof Stefan launig. Dort finde ja zur selben Zeit die Amtseinführung von Papst Leo XIV. statt. Man sei allerdings mit Wallfahrtsrektor Klaus Metzl gut vertreten. Auch der zweite Sehnsuchtsort der Christen, Jerusalem, sei zurzeit schwierig, „denn viele trauen sich nicht mehr hin“. Umso schöner sei es da, dass heute Abt Nikodemus extra aus Jerusalem gekommen sei, um Gottesdienst und Jubiläum mitzufeiern.

Dieser gab dann zu Beginn seiner Predigt „reumütig“ zu, dass er zum ersten Mal in „dieser Herzkammer Bayerns“ sei und bekannte: „Man muss schon besonders abgestumpft sein, wenn dieser Ort nichts mit einem macht!“ Denn auch wenn heute viele vielleicht mit den Gedanken und dem Herzen ein wenig Rom seien und der Vatikan von der Amtseinführung des Papstes wirklich fantastische Bilder in alle Welt liefere, gehe doch nichts über echte menschliche Begegnung, kam der Abt zum Kerngedanken seiner Predigt. Das zeige schon die Tatsache, dass sowohl unzählige Menschen Papst Franziskus vor Ort in Rom verabschieden wollten, als auch Hunderttausende sich während des Konklaves versammelt hätten, um dann den neuen Papst zu begrüßen. Überhaupt: Der katholische Glaube gehe nicht ohne Sinnlichkeit, so Abt Nikodemus – und diese äußere sich nicht nur, aber vor allem auch in den Sakramenten: Brot, Wein, Taufwasser, Handauflegung, Salbung. „Unser Glaube geht nur, wenn ich mich auch körperlich darauf einlasse“, ist der Benediktiner überzeugt. Und er gehe nicht ohne Pilgerschaft, ohne Pilger, denn diese würden den Glauben mit allen Sinnen in sich aufsaugen. Freilich sei eine Pilgerfahrt nicht nur „nett“, sondern auch anstrengend: man laufe sich vielleicht Blasen, verderbe sich den Magen oder hole sich einen Sonnenbrand. Und doch verweise die Pilgerschaft auf das himmlische Jerusalem, in dem es kein Leid mehr gebe.
100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro – Impressionen von der Feier
Auch das irdische Jerusalem aber sei nicht nur Krieg und Leid, sondern ein Sehnsuchtsort für Christen, Juden und Muslime gleichermaßen. Dort könne man sich verbinden mit einem 2000-jährigen Pilgerstrom aus aller Welt, der dem einzelnen die Hoffnung gebe: „Ich bin den Mächtigen der Welt nicht vollkommen ausgeliefert, das letzte Wort hat Christus“. In der Pilgerschaft, so Abt Nikodemus, begegne man zwei Realitäten: den Gnadenmomenten („hier ist Gott wirklich da“) und unserer menschlichen Mühsal gleichermaßen. Durchbetete Orte wie Jerusalem oder auch Altötting spendeten Trost und das Bayerische Pilgerbüro helfe mit, „dass wir mehr Mensch werden, uns, unsere Mitmenschen und auch Gott neu entdecken, indem wir ihm Raum geben.“
Abschließend äußerte Abt Nikodemus den großen Wunsch, dass sich viele der Anwesenden auf den Weg nach Jerusalem machen – gewissermaßen als „Gegenleistung“ für seinen heutigen Besuch in Altötting. Denn das Heilige Land leide sehr unter dem Fernbleiben der Pilger. Nach der feierlichen Eucharistie und dem Schlusssegen durch Bischof Stefan Oster dankte dann die Geschäftsführerin des Bayerischen Pilgerbüros, Dr. Irmgard Jehle allen, „dass wir hier die Schönheit des Glaubens erleben durften“ und lud zum Sektempfang in das Kultur+Kongress Forum mit anschließendem Festakt zum Hundertjährigen sowie buntem Programm ein. Ein Konzert um 17 Uhr auf Forum-Vorplatz mit den Burgkirchener Pius-Bläsern unter der Leitung von Johannes Kurz rundete eine Jubiläumsfeier ab, der trotz gegenteiliger Wetterprognosen sogar ein trockener Himmel mit gelegentlichem Sonnenschein beschieden war.

Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter