Wallfahrt

Glauben mit allen Sinnen

Redaktion am 20.05.2025

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Seit 100 Jahren führt das Bayerische Pilgerbüro Menschen in alle Welt hinaus und feierte dieses Jubiläum nun im Herzen Bayerns im Beisein des Passauer Diözesanbischofs Stefan Oster und Abt Nikodemus Schnabel aus Jerusalem.

Bereits am Vor­tag zum Jubi­lä­ums­fest des Pil­ger­bü­ros hat­te Dom­de­kan Hans Bau­ern­feind, Lei­ter der Diö­ze­san­pil­ger­stel­le Pas­sau, das Pro­gramm mit einem öku­me­ni­schen Frie­dens­ge­bet in der Stift­s­pfarr­kir­che eröff­net – unter dem Mot­to Ein Frie­den, der Men­schen ver­bin­det“. Men­schen ver­bin­den, das gelang als Ziel und Auf­ga­be des Pil­ger­bü­ros auch am Sonn­tag, 18. Mai. Denn es hat­ten sich zahl­rei­che Dele­ga­tio­nen aus den Pil­ger­stel­len der ver­schie­de­nen baye­ri­schen Diö­ze­sen in Alt­öt­ting ein­ge­fun­den. Sie fei­er­ten zum Auf­takt um 10 Uhr einen Pon­ti­fi­kal­got­tes­dienst in der Basi­li­ka St. Anna mit Bischof Ste­fan Oster als Haupt­ze­le­brant und Abt Niko­de­mus als Pre­di­ger – musi­ka­lisch ein­drucks­voll gestal­tet von einer Scho­la und dem Diö­ze­san­blech­blä­ser-Ensem­ble Pas­sau unter der Lei­tung von Micha­el Beck. Als Kir­chen­rek­tor hieß Kapu­zi­ner­bru­der Mari­nus Par­zin­ger zunächst alle Genann­ten sowie Ehren­gäs­te und die ver­sam­mel­ten Gläu­bi­gen herz­lich willkommen.

Eigent­lich müs­sen wir ja alle in Rom sein“, erwi­der­te Bischof Ste­fan lau­nig. Dort fin­de ja zur sel­ben Zeit die Amts­ein­füh­rung von Papst Leo XIV. statt. Man sei aller­dings mit Wall­fahrts­rek­tor Klaus Metzl gut ver­tre­ten. Auch der zwei­te Sehn­suchts­ort der Chris­ten, Jeru­sa­lem, sei zur­zeit schwie­rig, denn vie­le trau­en sich nicht mehr hin“. Umso schö­ner sei es da, dass heu­te Abt Niko­de­mus extra aus Jeru­sa­lem gekom­men sei, um Got­tes­dienst und Jubi­lä­um mitzufeiern.

2025 05 20 pb alb 100 jahre bayrisches pilgerbuero2 Foto: Roswitha Dorfner
100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Abt Nikodemus Schnabel während seiner Predigt.

Die­ser gab dann zu Beginn sei­ner Pre­digt reu­mü­tig“ zu, dass er zum ers­ten Mal in die­ser Herz­kam­mer Bay­erns“ sei und bekann­te: Man muss schon beson­ders abge­stumpft sein, wenn die­ser Ort nichts mit einem macht!“ Denn auch wenn heu­te vie­le viel­leicht mit den Gedan­ken und dem Her­zen ein wenig Rom sei­en und der Vati­kan von der Amts­ein­füh­rung des Paps­tes wirk­lich fan­tas­ti­sche Bil­der in alle Welt lie­fe­re, gehe doch nichts über ech­te mensch­li­che Begeg­nung, kam der Abt zum Kern­ge­dan­ken sei­ner Pre­digt. Das zei­ge schon die Tat­sa­che, dass sowohl unzäh­li­ge Men­schen Papst Fran­zis­kus vor Ort in Rom ver­ab­schie­den woll­ten, als auch Hun­dert­tau­sen­de sich wäh­rend des Kon­kla­ves ver­sam­melt hät­ten, um dann den neu­en Papst zu begrü­ßen. Über­haupt: Der katho­li­sche Glau­be gehe nicht ohne Sinn­lich­keit, so Abt Niko­de­mus – und die­se äuße­re sich nicht nur, aber vor allem auch in den Sakra­men­ten: Brot, Wein, Tauf­was­ser, Hand­auf­le­gung, Sal­bung. Unser Glau­be geht nur, wenn ich mich auch kör­per­lich dar­auf ein­las­se“, ist der Bene­dik­ti­ner über­zeugt. Und er gehe nicht ohne Pil­ger­schaft, ohne Pil­ger, denn die­se wür­den den Glau­ben mit allen Sin­nen in sich auf­sau­gen. Frei­lich sei eine Pil­ger­fahrt nicht nur nett“, son­dern auch anstren­gend: man lau­fe sich viel­leicht Bla­sen, ver­der­be sich den Magen oder hole sich einen Son­nen­brand. Und doch ver­wei­se die Pil­ger­schaft auf das himm­li­sche Jeru­sa­lem, in dem es kein Leid mehr gebe.

100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro – Impressionen von der Feier

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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Jubiäumskerze.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Eucharistiefeier.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Festgottesdienst.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Bischof Stefan Oster segnet nach dem Festgottesdienst einen jungen Besucher.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Vor dem Kultur + Kongress Forum in Altötting.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Abt Nikodemus Schnabel vor dem Kultur + Kongress Forum in Altötting.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Bischof Stefan Oster im Kultur + Kongress Forum in Altötting.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Bischof Stefan Oster im Kultur + Kongress Forum in Altötting.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Geschäftsführerin des Bayerischen Pilgerbüros, Dr. Irmgard Jehle im Kultur + Kongress Forum Altötting.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Bürgermeister Stephan Antwerpen (l.) im Kultur + Kongress Forum Altötting.
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100 Jahre Bayerisches Pilgerbüro. Ökumenisches Friedensgebet.

Auch das irdi­sche Jeru­sa­lem aber sei nicht nur Krieg und Leid, son­dern ein Sehn­suchts­ort für Chris­ten, Juden und Mus­li­me glei­cher­ma­ßen. Dort kön­ne man sich ver­bin­den mit einem 2000-jäh­ri­gen Pil­ger­strom aus aller Welt, der dem ein­zel­nen die Hoff­nung gebe: Ich bin den Mäch­ti­gen der Welt nicht voll­kom­men aus­ge­lie­fert, das letz­te Wort hat Chris­tus“. In der Pil­ger­schaft, so Abt Niko­de­mus, begeg­ne man zwei Rea­li­tä­ten: den Gna­den­mo­men­ten („hier ist Gott wirk­lich da“) und unse­rer mensch­li­chen Müh­sal glei­cher­ma­ßen. Durch­be­te­te Orte wie Jeru­sa­lem oder auch Alt­öt­ting spen­de­ten Trost und das Baye­ri­sche Pil­ger­bü­ro hel­fe mit, dass wir mehr Mensch wer­den, uns, unse­re Mit­men­schen und auch Gott neu ent­de­cken, indem wir ihm Raum geben.“

Abschlie­ßend äußer­te Abt Niko­de­mus den gro­ßen Wunsch, dass sich vie­le der Anwe­sen­den auf den Weg nach Jeru­sa­lem machen – gewis­ser­ma­ßen als Gegen­leis­tung“ für sei­nen heu­ti­gen Besuch in Alt­öt­ting. Denn das Hei­li­ge Land lei­de sehr unter dem Fern­blei­ben der Pil­ger. Nach der fei­er­li­chen Eucha­ris­tie und dem Schluss­se­gen durch Bischof Ste­fan Oster dank­te dann die Geschäfts­füh­re­rin des Baye­ri­schen Pil­ger­bü­ros, Dr. Irm­gard Jeh­le allen, dass wir hier die Schön­heit des Glau­bens erle­ben durf­ten“ und lud zum Sekt­emp­fang in das Kultur+Kongress Forum mit anschlie­ßen­dem Fest­akt zum Hun­dert­jäh­ri­gen sowie bun­tem Pro­gramm ein. Ein Kon­zert um 17 Uhr auf Forum-Vor­platz mit den Burg­kir­che­ner Pius-Blä­sern unter der Lei­tung von Johan­nes Kurz run­de­te eine Jubi­lä­ums­fei­er ab, der trotz gegen­tei­li­ger Wet­ter­pro­gno­sen sogar ein tro­cke­ner Him­mel mit gele­gent­li­chem Son­nen­schein beschie­den war.

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

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