Nach der Visitationsklausur im Januar fasste der Pfarrgemeinderat Karpfham einen bedeutsamen Entschluss: Man wollte ein Leitbild für die gemeinsame Arbeit entwickeln, eine Richtschnur für alle Vorhaben in der Pfarrei. Die Frage, warum man sich im Pfarrgemeinderat engagiert und welche Ziele man verfolgt, stand dabei im Mittelpunkt.
Ein Organisationsleitbild beschreibt das Selbstverständnis und die Grundsätze einer Organisation. Es richtet sich an alle Beteiligten und gibt Antworten auf zentrale Fragen: Wofür stehen wir? Was wollen wir erreichen? Wie wollen wir es erreichen?
Zunächst beschäftigte sich der Pfarrgemeinderat mit den „3x3-Fragen zum synodalen Weg“ im Bistum Passau. Diese Fragen zu den Themenbereichen Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung boten eine gute Grundlage für die weitere Arbeit.
Lange und intensive Diskussionen prägten die folgenden Monate. Die Mitglieder des Pfarrgemeinderats waren mit großem Engagement dabei und rangen oft um die passenden Formulierungen. Aus diesen Gesprächen entstanden zunächst 19 Seiten Text, die die aktuelle Situation in der Pfarrei detailliert beschrieben und ehrlich analysierten.
Bemerkenswerte Sätze wie: „Die Kirche steht vor der Herausforderung, sich in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zu behaupten.“ „Wertevermittlung und Ethikunterricht gewinnen an Bedeutung.“ „Um den Glauben zu stärken, müssen wir den Menschen wieder in den Mittelpunkt stellen und ihm die Möglichkeit bieten, Gott zu erfahren“ zeigten das Bewusstsein für die aktuellen Herausforderungen und die Suche nach neuen Wegen.
Der Pfarrgemeinderat wollte den Glauben in den Vordergrund rücken und verschiedene Möglichkeiten für Austausch und Vertiefung schaffen. Schon in den Sitzungen des PGRs wurde deshalb bewusst Zeit für Glaubensgespräche reserviert. Ein praktisches Beispiel dafür war ein Bibel-Teilen, das von der Vorsitzenden Stefanie Lindinger angeleitet wurde.
Wie aber kommt man von 19 Seiten Text zu einem griffigen Leitbild? Pastoralreferent Lothar Wimberger brachte die Idee ein, aus dem erarbeiteten 19-seitigen Text zu den drei im synodalen Prozess verwendeten Begriffen, sogenannte „Wortwolken“ zu erstellen. Diese visualisierten die Häufigkeit einzelner Wörter und halfen so, die Kernaussagen zu identifizieren.
Ausgehend von den Wortwolken formulierte der PGR folgende Grundsätze:
- Gemeinschaft – Nähe zu den Menschen: Ein Gefühl des Zusammenhalts geben · Vernetzung aller Menschen · In der Gemeinde über den Glauben austauschen · In der Kirche Gemeinschaft erleben.
- Teilhabe: Potenziale und Fähigkeiten der Pfarreimitglieder fördern und entwickeln · Informationen für Pfarreimitglieder zugänglich machen · Pfarreimitgliedern Möglichkeiten zur Beteiligung geben.
- Sendung – Nähe zu Gott: Kraft aus dem Glauben schöpfen · Gottesdienste als Mittelpunkt · Gelebten Glauben in die Gesellschaft tragen · Den Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels stellen · Christliche Werte in der Gesellschaft stärken.
Um das Leitbild nicht nur textlich festzuhalten, sondern auch visuell darzustellen, wurden Plakate aus dem Zukunftsprozess im Bistum Münster verwendet. Die darauf abgebildeten Symbole (Personen in unterschiedlichen Rollen, Orte und christliche Zeichen) konnten ausgeschnitten und entsprechend den vorab formulierten Grundsätzen angeordnet werden. So entstand ein anschauliches Bild der gemeinsamen Zukunft der Kirche vor Ort.
Das erarbeitete Leitbild mit seinen Kerngedanken soll zukünftig bei allen Sitzungen präsent sein, um neue Angebote und Ideen daraufhin prüfen zu können.
Der PGR hat einen anspruchsvollen Prozess in einem halben Jahr hinter sich gebracht, der hoffentlich für viel Klarheit in der weiteren Zusammenarbeit führen wird.
Text: red