Weltkirche

Mit dem Bischof in Rom verbunden

Redaktion am 02.05.2025

2025 05 02 pb alb basilika minor altoetting1 Foto: Roswitha Dorfner
Blick auf die „Papstbasilika“ St. Anna in Altötting. Als eine von drei Kirchen im Bistum Passau trägt sie den vom Papst verliehenen Ehrentitel „Basilica minor“.

Die Zeit der Sedisvakanz, in der der Stuhl Petri für kurze Zeit unbesetzt ist, ist auch in Altötting sichtbar, wie ein Blick in die St. Anna-Basilika zeigt.

Ken­nen Sie auch das Gefühl, alles über ein Haus zu wis­sen, das ihnen seit lan­gem ver­traut ist? Kann es sein, dass die Basi­li­ka St. Anna in Alt­öt­ting so ein Haus ist, auf das die­ses Emp­fin­den zutrifft? Ist Ihnen bewusst, dass mit dem Tod von Papst Fran­zis­kus in der rie­si­gen Wall­fahrts­kir­che mit­ten im Her­zen Bay­erns sicht­bar eine beson­de­re Zeit ange­bro­chen ist, die nach Rom und auf den Stuhl Petri ver­weist? Wenn Sie das alles beja­hen kön­nen, dann legen sie getrost die nächs­ten Zei­len zur Sei­te. Wenn ihnen aber jetzt Zwei­fel kom­men, wel­che Zusam­men­hän­ge zwi­schen dem neo­ba­ro­cken Pracht­bau, dem Peters­dom und der Grab­le­ge des ver­stor­be­nen Bischofs von Rom, der Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re bestehen, dann lesen Sie ein­fach weiter.

Sie alle tra­gen den vom Papst ver­lie­he­nen Ehren­ti­tel Basi­li­ca minor“. Sie sind also klei­ne“, aber reli­gi­ös bedeu­ten­de Kir­chen­bau­ten, die in einer beson­de­ren Ver­bin­dung mit dem Bischof von Rom ste­hen, als Zen­tren des katho­li­schen Glau­bens mit enor­mer Strahl­kraft gel­ten und in denen, gemäß der Acta Domus eccle­siae de titu­lo basi­li­cae mino­ris“ vom 9. Novem­ber 1989 „… die Insi­gni­en des Paps­tes (…) anzu­brin­gen, die petri­nisch-päpst­li­chen Fes­te fei­er­lich zu bege­hen“ und die reli­giö­se Bil­dungs­ar­beit die römi­schen Ver­laut­ba­run­gen“ zu stu­die­ren und zu ver­brei­ten ist.

Eine Gedenk­ta­fel in der St. Anna-Basi­li­ka erin­nert dar­an, dass Papst Pius X. das Got­tes­haus zur Basi­li­ca minor“ erho­ben hat. Papst Pius X. ist auf dem Hoch­al­tar­bild der Basi­li­ka ver­ewigt – links unter der Dar­stel­lung von Mut­ter Anna mit Maria.

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner 

Drei die­ser beson­de­ren Basi­li­cae mino­res – 78 gibt es davon in Deutsch­land – gehö­ren zum Bis­tum Pas­sau: Die Basi­li­ka St. Mau­ri­ti­us in Nie­der­al­taich, die Klos­ter­kir­che St. Mar­ga­re­tha in Alten­markt-Oster­ho­fen und die Alt­öt­tin­ger Wall­fahrts­ba­si­li­ka St. Anna, direkt neben dem Kapu­zi­ner­klos­ter St. Kon­rad. Sie alle legen wie ihre kirch­li­chen Geschwis­ter­bau­ten seit dem 21. April sicht­bar Zeug­nis ab für die Sedis­va­kanz, für die papst­lo­se Zeit.

Ihnen ste­hen offi­zi­ell die vier gro­ßen Basi­li­ken in Rom gegen­über, theo­lo­gisch fol­ge­rich­tig als Basi­li­cae maio­res beti­telt: die Erz­ba­si­li­ka San Gio­van­ni in Late­r­ano, die rang­höchs­te Kir­che der Katho­li­ken, der Peters­dom, San Pao­lo fuo­ri le Mura, die Grab­kir­che des hei­li­gen Pau­lus, und San­ta Maria Mag­gio­re, wo am 26. April Papst Fran­zis­kus auf sei­nen eige­nen Wunsch hin sei­ne letz­te Ruhe fand.

2025 05 02 pb alb basilika minor altoetting marinus und vinzenz Foto: Roswitha Dorfner
Die Kapuziner Marinus Parzinger (l.) und Vinzenz Müller stehen vor den Wappen verstorbener Päpste am Eingang der St. Anna-Basilika.

Unmit­tel­bar nach Bekannt­ga­be des Todes von Papst Fran­zis­kus begann Kapu­zi­ner­bru­der Vin­zenz Mül­ler, seit vie­len Jahr­zehn­ten Mes­ner der Alt­öt­tin­ger Basi­li­ka, Vor­keh­run­gen zu tref­fen, die seit der Erhe­bung der Alt­öt­tin­ger St. Anna­kir­che in den Rang einer päpst­li­chen Basi­li­ka 1913 bereits zehn­mal aus­ge­führt wer­den muss­ten. Als ers­tes neh­me ich das päpst­li­che Wap­pen über dem Haupt­ein­gang der Basi­li­ka aus sei­ner Fas­sung. Das pas­siert ziem­lich bald nach dem ich vom Tod des Paps­tes erfah­re“, sagt Bru­der Vin­zenz. Auf einer Lei­ter steigt er hoch, um das zin­ner­ne Schild aus dem von Engeln flan­kier­ten Bron­ze­rah­men zu lösen, der mit den Papst­in­si­gni­en Tia­ra, Petrus­schlüs­sel und Pal­li­um ver­ziert ist. Am schwie­rigs­ten ist es, die Zinn­plat­te durch das Vogel­schutz­netz zu brin­gen, damit es kei­nen Scha­den nimmt“. Die letz­ten päpst­li­chen Wap­pen­schil­der waren nach ihrer Abnah­me ver­trau­ens­voll in die Hän­de von Peter Deng­ler über­ge­ben wor­den, der sie mit Akku­ra­tes­se und hoher fach­li­cher Exper­ti­se geschaf­fen hat­te, wie Bru­der Mari­nus Par­zin­ger vor den alten Papst­wap­pen im Inne­ren der Kir­che ste­hend erzählt.

Die Brü­der hal­ten inne. Sie erin­nern sich an die lie­bens­wür­di­ge Art des begab­ten Kir­chen­ma­lers, eines gebür­ti­gen Alt­öt­tin­gers, an die enge Zusam­men­ar­beit und loben die hoch­wer­ti­ge Qua­li­tät sei­ner Arbei­ten. Deng­ler ist mitt­ler­wei­le ver­stor­ben und so wird in die­sem Jahr ein neu­er Fach­mann das Wap­pen von Papst Fran­zis­kus rei­ni­gen, aus­bes­sern und farb­lich auf­fri­schen. Sobald der neue Papst bekannt gege­ben ist, hän­gen wir das Wap­pen sei­nes Vor­gän­gers zu den ande­ren, die im Inne­ren der Basi­li­ka über dem Haupt­por­tal im Halb­kreis hän­gen“, sagt Bru­der Vin­zenz. Wir geben dann sofort das neue Wap­pen in Auf­trag, dann mon­tie­re ich es wie­der drau­ßen in die Fas­sung.“ Ende Mai, so hof­fen die bei­den Kapu­zi­ner, wird es so weit sein. Sie erin­nern sich leb­haft an Unsi­cher­hei­ten bei ver­gan­ge­nen Päps­ten, was die Bla­so­nie­rung anbe­langt. Eine klei­ne Dis­kus­si­on über die papa­bi­le und was jetzt für die Welt­kir­che und für die Gläu­bi­gen wich­tig wäre, ent­spinnt sich ange­sichts der Rück­schau, der Name eines Kar­di­nals aus dem Vene­to fällt.

Papstbasilika St. Anna – Ein Blick auf die Papstwappen in der Altöttinger Basilica minor

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Auch im Inne­ren der rie­si­gen Wall­fahrts­kir­che ist der ver­wais­te Sitz des Nach­fol­gers Petri sofort erkenn­bar. Vor dem Altar rechts, auf der Epis­tel­sei­te, steht der Padigli­o­ne, ein weiß-gelb gestreif­ter, kegel­för­mi­ger Sei­den­schirm mit gol­de­nen Quas­ten, Sinn­bild der Schutz­herr­schaft des Paps­tes über das Alt­öt­tin­ger Got­tes­haus. Seit 113 Jah­ren kün­det er von der Anwe­sen­heit des Hei­li­gen Vaters, sein hohes Alter ist ihm anzu­se­hen. Momen­tan ist das Con­ope­um, wie der Basi­li­ka­schirm auch heißt, leicht auf­ge­spannt. In man­chen Kir­chen wird der Schirm ganz geöff­net, ande­re schlie­ßen ihn völ­lig. Die Über­lie­fe­run­gen, was man zu tun hat, gehen hier aus­ein­an­der. Die Far­ben der Stoff­bah­nen sind auch recht unter­schied­lich, das vari­iert von Kir­che zu Kir­che. Die meis­ten sind rot-gelb gestreift, sel­ten sind sie ganz in Rot gehal­ten wie in Rom, man­che haben gar kei­nen“, sagt Bru­der Vin­zenz. Das Modell im Alt­öt­tin­ger Altar­raum steht ent­spricht dem Gelb-Weiß, das Papst Pius VII. für die vati­ka­ni­schen Far­ben 1808 statt des tra­di­tio­nel­len Rots fest­ge­legt hat­te. Eine der ältes­ten Dar­stel­lun­gen des päpst­li­chen Schutz­schir­mes und sei­ner zere­mo­ni­el­len Ver­wen­dung stammt aus dem Mit­tel­al­ter und ist in Rom, in der Basi­li­ka San­ti Quat­tro Coro­na­ti im Ora­to­ri­um des Hl. Syl­ves­ter zu sehen. Kai­ser Kon­stan­tin reicht Papst Sil­ves­ter I. ein Phry­gi­um, eine Vor­form der päpst­li­chen Tia­ra, dabei beschirmt von einem rot-gold gestreif­ten, auf­ge­spann­ten Padiglione.

Die Spu­ren der engen Bezie­hung zwi­schen dem Papst in Rom und der Basi­li­ka in Alt­öt­ting sind viel­fäl­tig. Das meis­te davon ist offen­sicht­lich wie die mar­mor­ne Gedenk­ta­fel anläss­lich der Erhe­bung zur Basi­li­ca minor, das Altar­bild oder die gol­de­ne geschnitz­te Tia­ra über dem roten Bal­da­chin der Sedi­li­en. Vor den Augen der Öffent­lich­keit hin­ge­gen ver­bor­gen, hängt in der Sakris­tei in einem Glas­käst­chen ein wei­te­rer Hin­weis auf das wech­sel­sei­ti­ge Ver­hält­nis zwi­schen Rom und Alt­öt­ting: Papst Bene­dikt XV., der soge­nann­te Frie­dens­papst, hat sei­nen sei­de­nen Satur­no, den legen­dä­ren roten breit­krem­pi­gen Papst­hut, der Basi­li­ka vermacht.

Papstbasilika St. Anna Altötting – Blick auf die Besonderheiten

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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Das Wappenschild über dem Basilika-Portal (ganz oben) ist aktuell verwaist.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Das Wappenschild über dem Basilika-Portal (ganz oben) ist aktuell verwaist.
2025 05 02 pb alb basilika minor altoetting bruder thomas mit wappen papst franziskus
(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Kapuzinerbruder Thomas Schied hält das Wappen des kürzlich verstorbenen Papstes Franziskus, das bis zuletzt noch über dem Basilika-Portal angebracht war.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Vor dem Altar rechts, auf der Epistelseite, steht der Padiglione, ein weiß-gelb gestreifter, kegelförmiger Seidenschirm mit goldenen Quasten, Sinnbild der Schutzherrschaft des Papstes über das Altöttinger Gotteshaus.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Vor dem Altar rechts, auf der Epistelseite, steht der Padiglione, ein weiß-gelb gestreifter, kegelförmiger Seidenschirm mit goldenen Quasten, Sinnbild der Schutzherrschaft des Papstes über das Altöttinger Gotteshaus.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Bruder Marinus Parzinger an dem liturgischen Glöckchen, das links vor dem Hochaltar, auf der Evangelienseite, steht. Der Klang des sogenannten Tintinnabulum sollte ursprünglich das Allerheiligste bei Umgängen ankündigen.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Das liturgische Glöckchen, das links vor dem Hochaltar, auf der Evangelienseite, steht. Der Klang des sogenannten Tintinnabulum sollte ursprünglich das Allerheiligste bei Umgängen ankündigen.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Blick auf die goldene geschnitzte Tiara über dem roten Baldachin der Sedilien.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Blick auf die goldene geschnitzte Tiara über dem roten Baldachin der Sedilien.
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(Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting: Papst Benedikt XV., der sogenannte Friedenspapst, hat seinen seidenen Saturno, den legendären roten breitkrempigen Papsthut, der Basilika vermacht.
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Blick auf die (Papst-)Basilica minor St. Anna Altötting.

Sym­bo­lisch bedeut­sam für eine Basi­li­ca minor ist aller­dings das Tin­tin­na­bu­lum, ein lit­ur­gi­sches Glöck­chen, das leicht zu über­se­hen, links vor dem Hoch­al­tar, auf der Evan­ge­li­en­sei­te, steht. Ursprüng­lich soll­te sein Klang das Aller­hei­ligs­te bei Umgän­gen ankün­di­gen, sei­ne his­to­ri­schen Wur­zeln lie­gen in magi­co-reli­giö­sen Vor­stel­lun­gen der Anti­ke, die mit­tels schril­lem Lärms Übel und Gefah­ren abweh­ren woll­ten. In der St. Anna­ba­si­li­ka hängt auf einer Trag­stan­ge in einem rot-gol­de­nen Holz­rah­men eine mit­tel­gro­ße Glo­cke, die mit einem leder­nen Rie­men gezo­gen wer­den kann. Ihr Klang ist über­ra­schend kräf­tig und unan­ge­nehm schrill, sie sei des­halb nicht mehr im Ein­satz, sie hal­le ein­fach in der gro­ßen Kir­che zu sehr nach, erklärt Bru­der Vin­zenz. Heu­te sei die Kult­glo­cke für klei­ne päpst­li­che Basi­li­ken sym­bo­lisch nicht mehr ver­bind­lich, das Alt­öt­tin­ger Tin­tin­na­bu­lum birgt aller­dings eine Beson­der­heit und weist auf die enge Ver­bin­dung der Kapu­zi­ner mit die­ser Kir­che hin. Das klei­ne Medail­lon über der Glo­cke zeigt zwei Hän­de, die sich über dem Hand­ge­lenk kreu­zen. Sie tra­gen bei­de Wund­ma­le. Das ist unge­wöhn­lich, denn hier sieht man die Hand von Chris­tus, die sich mit der Hand des hei­li­gen Fran­zis­kus ver­bin­det“, sagt Bru­der Mari­nus wäh­rend er die Glo­cke zum Klin­gen bringt und über­ra­schend dabei fest­stel­len muss, wie fra­gil das Medail­lon auf dem Glo­cken­rah­men sitzt. Das letz­te Insi­gni­um einer Basi­li­ca minor bleibt der Guar­di­an des St. Kon­rad­klos­ters aller­dings schul­dig, das Tra­gen einer schwarz­sei­de­nen Moz­zet­ta mit rotem Dekor. Die gibt es in Alt­öt­ting nicht, damit haben wir Kapu­zi­ner es nicht“, schmun­zelt er.

Text: Maxi­mi­lia­ne Heigl-Saalfrank

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