Jugend

"Exotin“ und doch mittendrin

Redaktion am 30.06.2021

Foto: Uschi Friedenberger
Schwester Cäcilia und ihre Mitschüler, denen Religionslehrer Johannes Wallerer (rechts) gerade Arbeitsaufträge für die Anne-Frank-Ausstellung austeilt.

Ordensschwester Cäcilia Keim ist in ihrer Schulklasse in Vilshofen voll integriert

Vils­ho­fen. Tole­ranz – ein Wort, das gera­de im Zusam­men­le­ben an Schu­len in der Theo­rie oft bemüht wird. In der Pra­xis ist es mit der gegen­sei­ti­gen Ach­tung oft nicht so weit her, bis zum grau­sa­men Mob­bing ein­zel­ner Schü­ler. Die Berufs­schu­le Vils­ho­fen setzt mit regel­mä­ßi­gen Aktio­nen ein kla­res Zei­chen gegen Ras­sis­mus und für die Ach­tung von Reli­gio­nen. Jüngs­tes Pro­jekt ist eine Aus­stel­lung über die Jüdin Anne Frank (sie­he unten).

Doch wie sieht die Rea­li­tät im Schul­all­tag aus? Eine, die die­se Fra­ge aus ers­ter Hand beant­wor­ten kann, ist Sr. Cäci­lia Keim von den Bene­dik­ti­ne­rin­nen der Anbe­tung in Neu­stift bei Orten­burg. Die 37-jäh­ri­ge Ordens­schwes­ter besucht zur Zeit die Fach­aka­de­mie für Ernäh­rungs- und Ver­sor­gungs­ma­nage­ment in Vils­ho­fen. Ihr Berufs­ziel: Betriebs­wir­tin für Ernäh­rungs- und Ver­sor­gungs­ma­nage­ment – denn sol­che Kennt­nis­se sind auch in einem Klos­ter sehr gefragt. Und so drückt Sr. Cäci­lia im Rah­men die­ser drei­jäh­ri­gen Wei­ter­bil­dung wie alle ande­ren Schü­ler ganz nor­mal die Schul­bank in Vilshofen.

Am Ran­de der Aus­stel­lungs­er­öff­nung lob­te sie das gute Mit­ein­an­der im Schul­all­tag: In mei­ner Klas­se gab es am ers­ten Schul­tag zwar fra­gen­de Bli­cke, aber spä­tes­tens nach der ers­ten Vor­stel­lungs­run­de, nach­dem mei­ne Mit­stu­die­ren­den wuss­ten, war­um eine Klos­ter­schwes­ter mit im Klas­sen­zim­mer sitzt, war das Eis gebro­chen. Von Anfang an erleb­te ich eine gro­ße Hilfs­be­reit­schaft und einen guten Zusam­men­halt in der Klas­se.“ Sr. Cäci­lia hat da gute Bei­spie­le auf Lager: Es küm­mern sich eini­ge immer rüh­rend, dass ich alle wich­ti­gen Infos bekom­me, auch wenn ich kein Han­dy besit­ze. Sogar für einen Ein­kauf anläss­lich eines Pro­be­ko­chens hat mir ein Mit­stu­die­ren­der sei­ne Hil­fe ange­bo­ten und Pro­duk­te in einem Super­markt für mich vor­be­stellt. Mit gro­ßer Selbst­ver­ständ­lich­keit wer­de ich auch über mir bis­her unbe­kann­te Aus­drü­cke aus der Jugend­spra­che infor­miert, um zu ver­ste­hen, was die ande­ren mei­nen und nicht als Außen­sei­ter dazustehen.“

Es küm­mern sich eini­ge immer rüh­rend, dass ich alle wich­ti­gen Infos bekom­me, auch wenn ich kein Han­dy besit­ze. Sogar für einen Ein­kauf anläss­lich eines Pro­be­ko­chens hat mir ein Mit­stu­die­ren­der sei­ne Hil­fe ange­bo­ten und Pro­duk­te in einem Super­markt für mich vor­be­stellt. Mit gro­ßer Selbst­ver­ständ­lich­keit wer­de ich auch über mir bis­her unbe­kann­te Aus­drü­cke aus der Jugend­spra­che infor­miert, um zu ver­ste­hen, was die ande­ren mei­nen und nicht als Außen­sei­ter dazustehen.”

Ordensschwester Cäcilia Keim

Beein­druckt sei sie auch von dem Inter­es­se an Klos­ter und Kir­che. An ihrer Schu­le ist für sie also alles im grü­nen Bereich – aber wie sieht es mit Tole­ranz all­ge­mein in der Gesell­schaft aus? In Vils­ho­fen und Umge­bung ist es mir zwar noch nie pas­siert, dass ich irgend­wie dumm ange­re­det wur­de, aber in grö­ße­ren Städ­ten kann man schon mal dum­me Kom­men­ta­re hören. So brüll­te zum Bei­spiel ein­mal jemand aus einem fah­ren­den Auto das Wort Hure‘“.

Zu den The­men Tole­ranz, Rück­sicht­nah­me und Ach­tung meint Sr. Cäci­lia all­ge­mein: Dies sind Wer­te, die mir beson­ders auch als Chris­tin und Ordens­frau wich­tig sind. Ohne die­se Tugen­den gibt es kein fried­li­ches Zusam­men­le­ben. Es ist wich­tig, dass jun­ge Men­schen die­se Wer­te in der Schu­le erfah­ren und von dort auch in ihr pri­va­tes Umfeld mit­neh­men. Hier sind die Beruf­li­chen Schu­len in Vils­ho­fen wirk­lich vorbildlich!“

Berufsschule Vilshofen macht sich stark für Achtung und Toleranz

Uschi Friedenberger
Berufsschule Vilshofen macht sich stark für Achtung und Toleranz Projektwoche mit Anne Frank-Ausstellung.

Man stel­le Radi­ka­li­sie­rungs­ten­den­zen in der Gesell­schaft fest und wol­le die­sen ent­ge­gen­tre­ten sowie Ach­tung und Tole­ranz för­dern, beton­te Johan­nes Wal­le­rer, der Fach­be­treu­er für Katho­li­sche Reli­gi­on an der Berufs­schu­le Vils­ho­fen: Gehen wir auf Augen­hö­he mit­ein­an­der um! Die­se Pro­jekt­wo­che möch­te zum Dis­ku­tie­ren und Nach­den­ken anre­gen.“ Bei der Aus­stel­lungs-Eröff­nung rie­fen auch Schul­lei­ter Albert Hei­der sowie Vils­ho­fens Bür­ger­meis­ter Flo­ri­an Gams zu Tole­ranz und gegen­sei­ti­ger Ach­tung auf. Mit dabei waren neben Dia­kon Jür­gen Schmidt und Pater Binoy Xavier auch die Sozi­al­päd­ago­gin­nen Tan­ja Nie­der­may­er und Stel­la Glück, sowie ein Teil der Schü­ler der Vils­ho­fe­ner Berufsschule.

Ins­ge­samt beschäf­tig­ten sich im Rah­men der Aus­stel­lung über 1000 Vils­ho­fe­ner Berufs­schü­ler mit dem Schick­sal der Jüdin Anne Frank, die 1945 im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ber­gen-Bel­sen zu Tode kam.

Ursula Friedenberger

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