Der schönste Nebenjob der Welt

Redaktion am 27.06.2022

S24 Leserreisen PB Uschi Friedenberger
Kurs auf die Cinque Terre: Bei der letzten Leserreise haben wir auch die malerisch hoch über dem Meer gelegenen fünf Fischerdörfer an der italienischen Riviera in Ligurien angesteuert, die sich wie Schwalbennester an die Klippen der Steilküste klammern.

Als Reisebegleiterin von Gästegruppen bei Bistumsblatt-Leserreisen dabei: ein himmlisches Vergnügen! – Wenn plötzlich im Bus zwei Gäste zuviel sind...

Es gibt nichts, was es nicht gibt! – Die­ser Spruch passt per­fekt zu mei­nem Neben­job“: Wenn Gäs­teg­rup­pen mit dem Bus zu Bis­tums­blatt-Leser­rei­sen auf­bre­chen, bin ich oft als Rei­se­be­glei­tung mit dabei. Für mich ist das die schöns­te Auf­ga­be der Welt

Eins vor­ne­weg: Urlaub ist das für mich nicht. Denn wie gesagt, es gibt nichts, was es nicht gibt, habe ich in zehn Jah­ren als Rei­se­be­glei­tung gelernt. Erst bei der letz­ten Leser­fahrt im Mai die­ses Jah­res nach Ita­li­en woll­ten wir in La Spe­zia in den Zug Rich­tung Cin­que Terre stei­gen. Dar­aus wur­de jedoch nichts. Wir mar­schier­ten zwar in La Spe­zia vom Bus­park­platz zum Bahn­hof – um dann dort zu sehen, dass es am Bahn­hof brann­te und kein Zug fuhr. Also nach einer ers­ten Schreck­se­kun­de wie­der zurück zum Bus und Plan B“ ange­peilt. Wie schön ist es am Abend, Bilanz zu zie­hen, dass nach dem zwar dann etwas kür­ze­ren Auf­ent­halt in den Cin­que Terre doch alle Gäs­te zufrie­den und begeis­tert von die­sem herr­li­chen Aus­flugs­ziel zum Hotel zurück­ka­men. Nach so einem span­nen­den Tag bin ich mir sicher: Als Rei­se­be­glei­tung mit einer Gäs­teg­rup­pe unter­wegs – das ist ein himm­li­sches Vergnügen!

Wenn einer eine Rei­se tut, dann kann er was erzäh­len! Erst recht, wenn man mit einer Grup­pe unter­wegs ist! Ich war mit Teil­neh­mern im Aus­land schon oft in Apo­the­ken, um ver­ges­se­ne Medi­ka­men­te zu beschaf­fen, wir hat­ten unter­wegs All­er­gien und Zahn­arzt­be­su­che. Und natür­lich geht im Tru­bel einer Besich­ti­gung oder Stadt­füh­rung auch mal jemand aus der Grup­pe ver­lo­ren. Span­nend ist des­halb immer das Abzäh­len der Gäs­te vor der Wei­ter­fahrt mit dem Bus – mein täg­lich Brot wäh­rend der Fahr­ten: Alle wie­der da? Kei­ne Ver­lus­te? Dass noch jemand fehlt, kommt ja schon mal vor. Aber ein­mal habe ich viel­leicht gestutzt, als ich nach der Besich­ti­gung der Kir­che Sankt Paul vor den Mau­ern in Rom beim Abzäh­len im Bus plötz­lich auf zwei Rei­se­gäs­te zuviel kam. Zwei Damen aus einem ande­ren baye­ri­schen Rei­se­bus hat­ten sich beim Ein­stei­gen ver­tan und war­te­ten nun in unse­rem Bus guter Din­ge auf die Abfahrt. Gleich­zei­tig wur­den in einem ande­ren baye­ri­schen Rei­se­bus ganz in unse­rer Nähe fie­ber­haft zwei feh­len­de Damen gesucht…

Lang­wei­lig wird es bei unse­ren Fahr­ten nie. Der Start einer Leser­rei­se ist für mich jedes Mal wie eine Wun­der­tü­te: Man weiß vor­her nie genau, was drin ist. Ganz sicher drin“ sind aber immer die net­tes­ten Gäs­te, die man sich vor­stel­len kann. Klar, dass es da nicht immer bier­ernst zugeht. Ein klei­nes Gespräch zwi­schen mir und einem Rei­se­gast an einem Vor­mit­tag auf der Fahrt nach Luc­ca: Der Gast möch­te vom Bus­kühl­schrank ein sprit­zi­ges Was­ser holen. Ich sage ihm, dass wir gera­de nur noch stil­les Was­ser haben, das fin­det er aber zu fad. Ich schla­ge ihm vor: Dann musst halt ein Bier trin­ken!“ Das lässt er sich nicht zwei­mal sagen! Und ein mit­rei­sen­der Pries­ter erhei­ter­te bei der jüngs­ten Fahrt die Grup­pe beim Rei­se­se­gen mit den Wor­ten: Als der Bus­fah­rer auf der engen Stra­ße unter­wegs war, habt‘s alle gebe­tet. Jetzt kommt der Pfar­rer, jetzt könnt’s wie­der schla­fen!“ Ja – wenn wir zur Leser­rei­se star­ten, ist auch der Spaß mit an Bord.

Fas­zi­nie­rend ist es für mich zu beob­ach­ten, wie nach dem ers­ten Beschnup­pern“ die Grup­pe schnell zusam­men­wächst und bald als ein­ge­fleisch­tes Team unter­wegs ist. Wie einer auf den ande­ren schaut, vor allem auf die­je­ni­gen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Und so pla­nen die Teil­neh­mer – mit den schö­nen neu­en Ein­drü­cken im Kopf – auf der Heim­rei­se oft schon wie­der die nächs­te Fahrt. Dann hof­fe ich immer, dass ich auch wie­der mit an Bord bin und die Gäs­te im Bus zur Tour begrü­ßen darf. Denn nach der Rei­se ist vor der Reise…

Uschi Friedenberger

Ursula Friedenberger

Redakteurin

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Anita Ganczer

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