Bistum

Diesem Kreuzweg kann man sich nicht entziehen

Redaktion am 08.03.2022

Foto: Giacomo Nuzzo
Drama und Feierlichkeit miteinander verflochten: Giacomo Nuzzo hat den lebendigen Kreuzweg der Bürger von Cerveno mit der Kamera großartig festgehalten. Die Fotos entstanden 2012.

Alle zehn Jahre stellen die Bürger von Cerveno den Kreuzweg nach, den Bildhauer Beniamino Simonis geschaffen hat. Die Bilder von diesem Ereignis sind nun in Passau zu sehen.

Mäch­tig wir­ken sie auf den Betrach­ter, die Foto­gra­fien der kolos­sa­len Skulp­tu­ren Benia­mi­no Simo­nis (17121787), die in Cer­ve­no zu bewun­dern sind. Der in Fara d‘Adda behei­ma­te­te Foto­graf Gia­co­mo Nuz­zo stellt in sei­nem Kreuz­weg La San­ta Crus di Cer­ve­no“ den höl­zer­nen Figu­ren im San­tua­rio di Cer­ve­no den leben­di­gen Kreuz­weg der Bür­ger von Cer­ve­no gegen­über, ein Pas­si­ons­gang, der alle zehn Jah­re wie­der­holt wird und die ver­schie­de­nen Gene­ra­tio­nen des Dor­fes einbezieht.

Die Erstel­lung der 196 Holz- und Gips­sta­tu­en begann 1752. Nur die letz­ten drei Kapel­len wur­den von Benia­mi­no Simo­ni wegen unre­gel­mä­ßi­ger Bezah­lung und ande­rer Strei­tig­kei­ten mit der Pfar­rei nicht fer­tig­ge­stellt; sie wur­den daher den Brü­dern Dona­to und Gra­zio­so Fan­to­ni in Auf­trag gestellt. 

Die Skulp­tu­ren von Cer­ve­no sind von der volks­tüm­li­chen und antiaka­de­mi­schen Tra­di­ti­on und von den Wer­ken des Roma­ni­nos inspi­riert wor­den – eines Künst­lers, der durch sei­ne Kunst­wer­ke bedeu­ten­de Spu­ren im Tal hin­ter­las­sen hat. Simo­nis Wer­ke wur­den von der expres­sio­nis­ti­schen Kul­tur nach nord-euro­päi­schem Vor­bild beein­flusst. In die­ser Arbeit ist auch der Ein­fluss der Fran­zis­ka­ner und deren Hin­ga­be an die Pas­si­on Chris­ti erkenn­bar. In den Wer­ken erkennt man die Reli­gio­si­tät der Gegen­re­for­ma­ti­on, die so viel Wert auf das Mit­ge­fühl legte.

Foto: Giacomo Nuzzo
Drama und Feierlichkeit miteinander verflochten: Giacomo Nuzzo hat den lebendigen Kreuzweg der Bürger von Cerveno mit der Kamera großartig festgehalten. Die Fotos entstanden 2012.

Simo­nis geschnitz­te Wer­ke beein­dru­cken in Form, Far­be und Aus­sa­ge; doch einen noch stär­ke­ren Ein­druck hin­ter­las­sen die leben­di­gen Skulp­tu­ren, die Men­schen, die sich selbst auf den Kreuz­weg bege­ben und indem sie den Lei­dens­weg Jesu gehend und medi­tie­rend nach­voll­zie­hen, selbst Teil des Pas­si­ons­ge­sche­hens wer­den. Im Abstand eines Dez­en­ni­ums erge­ben sich so vom Kind über den jun­gen Mann bzw. die jun­ge Frau zum Erwach­se­nen und Seni­or ver­schie­de­ne Rol­len der Mit­wir­ken­den auf dem letz­ten Weg Jesu und somit ver­schie­de­ne Per­spek­ti­ven auf Jesu Lebensende.

Der Blick wei­tet sich und mit dem Blick der Ein­blick in das, was Jesus für uns getan hat: Lebens­hin­ga­be pro nobis – aus Lie­be zu uns Men­schen. Die Mit­wir­ken­den wer­den Teil des Gesche­hens; und wer am Stra­ßen­rand steht und ihnen mit sei­nen Bli­cken folgt, wird unwei­ger­lich in das Gesche­hen ein­be­zo­gen. Dem Kreuz­weg Jesu – sei er geschnitzt oder leben­dig – kann man sich nicht entziehen!

Von einem Jahr­zehnt zum nächs­ten fin­den sich beim Pas­si­ons­spiel die­je­ni­gen, die Kin­der waren, als Erwach­se­ne wie­der und so wird das Ritu­al – trotz der Lee­re, die die Ver­stor­be­nen hin­ter­las­sen haben – zu einer star­ken und gemein­sa­men Bin­dung zwi­schen den Gene­ra­tio­nen. Wie bei allen popu­lä­ren Riten alter Her­kunft sind das Dra­ma und die Fei­er­lich­kei­ten mit­ein­an­der ver­floch­ten, sodass die Gren­ze zwi­schen dem Hei­li­gen und dem Pro­fa­nen nicht mehr zu unter­schei­den ist.

Text: red

Ausstellung im Haus Spectrum Kirche

Ab 25. März sind die Foto­gra­fien von Gia­co­mo Nuz­zo im Haus Spec­trum Kir­che zu sehen. Ver­nis­sa­ge um 19 Uhr (Anmel­dung unter 0851/931440). Geöff­net von Mon­tag bis Frei­tag von 9 bis 16 Uhr. Die Aus­stel­lung läuft vor­aus­sicht­lich bis 30. April.

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