Der Weg erinnert in seiner Linienführung auf der Karte an eine Lilie. So ist die Lilie das Symbol des Weges und ständiger Begleiter der Pilgernden auf der Beschilderung. Nicht zufällig war seine Einweihung 2012 am Fest des Hl. Johannes des Täufers, dem Wegbereiter in eine neue Zeit.
Die 16-köpfige Gruppe machte sich mit den Pilgerwegbegleitern Helga Grömer und Pfarrer i.R. Georg Duschl mit dem Bus auf den Weg in den Wallfahrtsort Kaltenberg, das Quartier für die nächsten vier Tage.
Gleich nach der Ankunft ging es nach einem geistigen Impuls vor der Wallfahrtskirche Mariä Heimsuchung auf den Weg. Dieser führte zuerst bergab am Kreuzweg nach Unterweißenbach und von dort steil bergan zum Wegererstein. Dort erhielten alle das Pilgerkreuz, das an das Kreuz Jesu erinnern sollte und wohl auch daran, dass so manche ihr eigenes Kreuz auf diesem Pilgerweg mittragen. Nach einer kurzen Rast auf der Hirschalm ging es weiter durch eine beeindruckende Landschaft nach Königswiesen. In der gotischen Pfarrkirche bestaunten die Pilger das spätgotische Schlingrippengewölbe mit 480 Feldern. Ziemlich erschöpft wurde nach weiteren zwei Stunden das Tagesziel, die Kapelle in Mötlas, erreicht.
Am zweiten Tag ging es wieder bergauf zur Burgruine Ruttenstein. Am Johannesbrunnen und der Engelkapelle, dem Herzstück des Weges, meditierten die Pilger das Auftreten des Hl. Johannes des Täufers: Wie werden wir selber zu Wegbereitern in eine neue Zeit? Nach einer Stärkung in Schönau schaffte man auch den steil ansteigenden Weg hinauf zum Herrgottsitz, wo sich schon der liebe Gott selbst ausgeruht haben soll. Endpunkt dieses Tages war die Burgruine Prandegg mit ihrer beeindruckenden Burganlage.
Am dritten Tag folgte der Abstieg in das Tal der Waldaist, bevor es steil bergauf zum Herzogsreither Berg ging. Bei der Mittagsrast in St. Leonhard waren die Wanderer um die offene Wirtsstube und eine warme Suppe dankbar. An der Augenbründl-Kapelle nahm jeder Pilger einen Stein auf, um ihn 100 Höhenmeter weiter oben am Gipfelkreuz des Haiderbergs abzulegen.
In Langfirling endete der dritte Pilgertag mit einem Gottesdienst in der Wallfahrtskirche Kaltenberg. Ein besonderer Anlass war das 40-jährige Ehejubiläum eines teilnehmenden Paares. Pfarrer Georg Duschl zelebrierte den berührenden Gottesdienst, an dessen Ende das Jubelpaar gesegnet wurde. Einige Pilgerinnen hatten unterwegs Blumen und Kräuter gesammelt und daraus einen Ehrenkranz für das Paar geflochten.
Nach diesem Höhepunkt startete die Gruppe am letzten Tag mit einem Morgengebet in die Kapelle von Nadelbach. Genießen konnte man bei der Einkehr beim Biohof Thauerböck am Silberberg mit Hofladen und Schnapsbar. Das erleichterte den letzten Anstieg auf den 980 Meter hoch gelegenen Kammererberg mit seiner beeindruckenden Kapelle. Nach der Mittagsrast erklärte Pfarrer Duschl die sieben Berge in der Bibel, die immer besondere Orte der Gottesbegegnung gewesen seien. Das spürten die Wanderer auch hier. Beflügelt ging es noch zwei Stunden in sanftem Auf und Ab zur Heilquelle am Kaltenberger Augenbründl. Das Lied „Möge die Straße uns zusammenführen“ bildete den Abschluss dieser vier Pilgertage, die noch lange nachwirken werden.
Keiner der Teilnehmenden spürte zuletzt die ca 80 Kilometer und die 2700 Höhenmeter. Alle waren sich einig, eine wohltuende Pilgerwanderung erlebt zu haben, die dank der geistlichen Impulse, der Lieder, der Schweigezeiten nicht nur eine körperliche Herausforderung war, sondern auch eine Gelegenheit, über sich, sein Leben, seinen Glauben nachzudenken – und das in einer aufgeschlossenen Gruppe Gleichgesinnter.
Text: Alois Mandl
Helga M. Grömer
externe Beraterin
Weitere Informationen zum Weg bei Helga Grömer und unter www.johannesweg.at