Kirche vor Ort

„Nicht unsere Botschaft ist das Problem“

Redaktion am 16.01.2023

Info Icon Foto: Roswitha Dorfner
Beliebter Seelsorger. Der langjährige Diakon Thomas Zauner (54, r.) – hier bei der Einbegleitung der Hallertauer Fußwallfahrer – ist zum Jahresende 2022 ausgeschieden.

Spätestens wenn das Wallfahrtsleben in Altötting wieder an Schwung gewinnt, werden viele Gläubige, Pilger und Besucher wohl ein allgegenwärtiges Gesicht der Kirche vor Ort vermissen: Der langjährige Diakon Thomas Zauner (54) ist zum Jahresende ausgeschieden. Wir haben mit ihm über Beruf und Berufung, über Gutes und Schlechtes gesprochen.

Lie­ber Tho­mas Zau­ner, Sie sind seit 18 Jah­ren Dia­kon – zunächst zehn Jah­re im Neben­be­ruf und seit Sep­tem­ber 2014 im Haupt­be­ruf. Eine lan­ge Zeit: Mehr Beruf oder Beru­fung?
Dia­kon Zau­ner:
Ich den­ke für jede dau­er­haf­te Tätig­keit, die man ger­ne macht, gilt, dass es eine Beru­fung ist. Und ich den­ke auch, dass zudem Gott Men­schen für vie­le unter­schied­li­che Tätig­kei­ten beruft. Bei einer geist­li­chen Beru­fung ist es viel­leicht noch etwas wei­ter, weil man viel radi­ka­ler von Gott in den Dienst genom­men wird. Für mich kann ich sagen, dass wohl im Vor­feld viel unter­be­wusst gegan­gen ist, weil dann das Ja-sagen sehr schnell ging. Mei­ne Frau hat hier als Werk­zeug Got­tes gewirkt, weil sie den Rah­men für alles Tun gege­ben hat.

Dia­kon heißt über­setzt Die­ner, Hel­fer, Bote“. Fan­gen wir mit dem ers­ten an: Wem haben Sie vor allem gedient?
Dia­kon Zau­ner:
Auf der Hand liegt wohl der Dienst für die Got­tes­mut­ter. Aber eigent­lich ist es der Dienst am Herrn in Gestalt sei­ner Brü­der und Schwes­tern, der mir am wich­tigs­ten ist. 

Auch das Hel­fen lag Ihnen immer am Her­zen, nicht nur im geist­li­chen Amt. Neben­be­ruf­lich bera­ten Sie Men­schen und Unter­neh­men nach dem Mot­to Wert und Sinn“. Was wol­len Sie Ihren Kun­den in ers­ter Linie mit­ge­ben?
Dia­kon Zau­ner:
Hier geht es vor allem um Pro­blem­fel­der, die über den seel­sorg­li­chen Bereich hin­aus­ge­hen und sich im psy­chi­schen Bereich fest­ma­chen. Man­che tun sich schwer, einen Beglei­ter bei sol­chen Erkran­kun­gen zu fin­den, der auch die reli­giö­se und geist­li­che Dimen­si­on des Hei­lungs­pro­zes­ses mitdenkt.

Drit­tens waren Sie all die Jah­re ein Bote, über­brach­ten Men­schen die Fro­he Bot­schaft des Evan­ge­li­ums in Got­tes­diens­ten, Gesprä­chen und unzäh­li­gen Ein­be­glei­tun­gen von Wall­fahrts­grup­pen über den Kapell­platz hin zu Unse­rer Lie­ben Frau. Haben Sie das Gefühl, dass die Men­schen noch emp­fäng­lich sind für die christ­li­che Bot­schaft?
Dia­kon Zau­ner:
Es scheint so zu sein, dass in her­aus­for­dernd wer­den­den Zei­ten die Bot­schaft Chris­ti mehr Men­schen trifft, da sie ja selbst sehr for­dernd ist. Wie kann man lie­be dei­ne Fein­de“ gera­de jetzt rich­tig den­ken. Das Pro­blem ist, glau­be ich, nicht die Bot­schaft, die gefrag­ter ist denn je. Das Pro­blem ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen Boten und Empfängern.

Info Icon Foto: Roswitha Dorfner
Engagiert und zugewandt: Die Seelsorge am Menschen und die Verbundenheit zur Gnadenmutter, mit Maria, lagen und liegen Diakon Thomas Zauner immer besonders am Herzen.

Man kann Sie mit Fug und Recht als Tau­send­sas­sa im kirch­li­chen Leben von Alt­öt­ting bezeich­nen: neben den gewöhn­li­chen“ Auf­ga­ben als Dia­kon waren Sie lan­ge Jah­re Geschäfts­füh­rer bzw. Vor­stand des Kin­der­hilfs­werks der Kapu­zi­ner SLW, sind bis heu­te im Vor­stand der SLW Ugan­da­hil­fe e.V., Sie haben die Pil­ger­be­treu­ung am Gna­den­ort mit auf­ge­baut, Sie gehö­ren zum Orga­ni­sa­ti­ons­team des Ado­ra­tio-Kon­gres­ses etc. etc. Eigent­lich unvor­stell­bar, dass Sie nun gehen … Was waren die aus­schlag­ge­ben­den Grün­de? Wie kön­nen die Lücken, die Sie hin­ter­las­sen, geschlos­sen wer­den?
Dia­kon Zau­ner: Die Lücken zu schlie­ßen, wer­den ande­re sicher schaf­fen. Der Wech­sel des Dienst­or­tes hat zwei Grün­de. Zum einen mehr auf die Gesund­heit zu schau­en und jetzt auch in der Sab­bat­zeit in Ruhe zurück­zu­schau­en und neu­es in den Blick zu neh­men. Nach den for­dern­den Jah­ren in der Stif­tung SLW ging es naht­los in Pfar­rei und Wall­fahrt wei­ter. Zum ande­ren ist es ein­fach nach 16 Jah­ren Dienst in Alt­öt­ting Zeit (zuvor zwei Jah­re in Egglham, d. Red.), noch ein­mal an einem ande­ren Ort Dienst zu tun. In sei­nem Gedicht Stu­fen schreibt Hes­se unter ande­rem: Kaum sind wir hei­misch einem Lebens­krei­se, und trau­lich ein­ge­wohnt, so droht Erschlaf­fen. Nur wer bereit zu Auf­bruch ist und Rei­se, mag läh­men­der Gewöh­nung sich entraffen.“

In all den Jah­ren als Dia­kon in Alt­öt­ting: Was waren Ihre schöns­ten Erleb­nis­se, was hat Sie am meis­ten berührt – und was war weni­ger schön?
Dia­kon Zau­ner:
Vie­le ein­zel­ne Begeg­nun­gen waren sehr berüh­rend und tief. Ein High­light“ war sicher der Ado­ra­tio Kon­gress und die Begeg­nung mit ganz Vie­len. Hier möch­te ich vor allem David Craig von Ado­ra­ti­on for Voca­ti­on“ nen­nen. Alle Arten von Ver­wal­tung des geheim­nis­vol­len Lei­bes Chris­ti“, also der Kir­che, sind weni­ger schön für mich. Aber es braucht auch die Mecha­nik des Wunders“.

Sicher fällt auch eine Last mit dem ver­ant­wor­tungs­vol­len Amt in Alt­öt­ting ab. Doch auch am neu­en Ein­satzort müs­sen Sie sich erst ein­ar­bei­ten. Wis­sen Sie schon, wo es hin­geht und wel­che Auf­ga­ben Sie erwar­ten?
Dia­kon
Zau­ner:
Ich weiß nur, dass ich in der Nähe blei­ben wer­de. Wo genau wird sich die nächs­ten Wochen zeigen.

Info Icon Foto: Roswitha Dorfner
Diakon Thomas Zauner mit seinem Sohn Martin auf dem Weg, Pilger bei ihrer Ankunft in Altötting zu empfangen.

Die Kir­che liegt Ihnen am Her­zen, die Kir­che steht seit eini­gen Jah­ren stark im Feu­er. Was könn­te hel­fen, was müss­te sich viel­leicht ändern, damit Kir­che bei uns eine gute Zukunft zum Wohl der Men­schen hat?
Dia­kon Zau­ner:
Ich wür­de mal sagen, die Kir­che soll­te auf das hören, was Papst Bene­dikt ihr beim Deutsch­land­be­such gesagt hat. Die Kir­che muss auf­hö­ren, gesell­schaft­lich rele­vant sein zu wol­len und dafür den Preis der Ver­welt­li­chung zu zahlen.

Wel­che Plä­ne haben Sie für Ihre Aus­zeit, was macht der Pri­vat­mensch Tho­mas Zau­ner ger­ne in sei­ner Frei­zeit?
Dia­kon Zau­ner:
Ich habe kei­ne gro­ßen Plä­ne. Ich wer­de ein­mal die Woche einen Aus­zeit­tag neh­men. Ansons­ten gibt es viel an Lese­stoff nach­zu­ho­len. Ich wer­de gemein­sam mit mei­ner Frau das tun, was wir immer gern tun, mit den Hun­den viel drau­ßen zu sein.

Abschlie­ßend: Was möch­ten Sie unse­ren Lese­rin­nen und Lesern, die dem Gna­den­ort so ver­bun­den sind, mit auf den Weg geben für das neue Jahr, und über­haupt?
Dia­kon Zau­ner:
Die Ver­bun­den­heit mit Maria führt, auch ohne vie­le Wor­te, immer zu Jesus Christus.

Wolfgang
Terhörst

Redaktionsleiter

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