Wallfahrt

Es ist noch nicht ganz vorbei

Redaktion am 05.09.2022

2022 09 05 pb alb abschied ik junge wallfahrt aufmacher Foto: Roswitha Dorfner
Dank-Gottesdienst zum Abschied des Initiativkreises Junge Wallfahrt Altötting (IK). Br. Georg Greimel und Br. Andreas Kaiser feiern die Eucharistie.

Weit über tausend Jugendgottesdienste hat der Initiativkreis Junge Wallfahrt Altötting (IK) in seiner 37-jährigen Geschichte veranstaltet – nun, am 4. September, nahm er mit einem Dank-Gottesdienst in der St. Konrad-Kirche Abschied. Aber: es ist noch nicht ganz vorbei.

Denn auch wenn sich der IK offi­zi­ell auf­ge­löst hat, eini­ge der vie­len von ihm initi­ier­ten Ver­an­stal­tun­gen (sie­he dazu auch Bericht in der Aus­ga­be Nr. 32/33, S. 16) sol­len bestehen blei­ben: dies betrifft die seit 2003 statt­fin­den­de gro­ße Biker-Wall­fahrt auf dem Kapell­platz, zu der auch heu­er am 25. Sep­tem­ber wie­der über 1000 Teil­neh­mer erwar­tet wer­den; außer­dem die jähr­li­che Wall­fahrt von Alt­öt­ting nach Par­zham; drit­tens und vor allem die sehr belieb­ten Jugend­got­tes­diens­te, die zumin­dest in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den wei­ter­hin statt­fin­den sol­len. So zumin­dest kün­dig­ten dies sowohl die bei­den Kapu­zi­ner­pa­tres Br. Andre­as Kai­ser und Br. Georg Grei­mel sowie auch ein­zel­ne Mit­glie­der des IK an. Nur eben nicht mehr mit dem IK, son­dern mit den Kapu­zi­nern als offi­zi­el­len Ver­an­stal­tern; und eben nicht mehr jeden Sonn­tag bzw. ein­mal im Monat im Win­ter, son­dern nur ver­ein­zelt. Br. Georg for­mu­lier­te es in sei­ner Pre­digt so: Der IK habe die Kir­che inter­es­san­ter, offe­ner und anspre­chen­der“ gemacht und daher machen wir hier kei­nen Punkt, son­dern einen Gedan­ken­strich“. Haupt­ze­le­brant Br. Andre­as emp­fahl, bei Jugend­got­tes­diens­ten auf ent­spre­chen­de Ankün­di­gun­gen im Inter­net und in Zei­tun­gen zu achten.

2022 09 05 pb alb abschied ik junge wallfahrt besucher Foto: Roswitha Dorfner
Gut besucht: Dank-Gottesdienst zum Abschied des Initiativkreises Junge Wallfahrt Altötting (IK).

Dass vor allem bei der letz­ten Ankün­di­gung vie­le auf­at­men wer­den, bestä­tig­te die­ser Dank-Got­tes­dienst in der St. Kon­rad­kir­che, der, wie sonst auch die Jugend­got­tes­diens­te im Kon­gre­ga­ti­ons­saal, über­aus gut besucht war. Nicht alle Teil­neh­mer beka­men einen Sitzplatz.

2022 09 05 pb alb abschied ik junge wallfahrt musik Foto: Roswitha Dorfner
Dank-Gottesdienst zum Abschied des Initiativkreises Junge Wallfahrt Altötting (IK). Im Bild Musikerinnen der Gruppe „Weizenkorn“.

Und wie sonst auch beein­druck­te der Got­tes­dienst mit einer sehr schwung­vol­len und bewe­gen­den musi­ka­li­schen Gestal­tung durch die Grup­pe Wei­zen­korn“ aus Was­ser­burg. Das Neue Geist­li­che Lied“, groß gewor­den vor allem in den 1980er-Jah­ren als auch der IK ent­stan­den war, war das gro­ße Aus­hän­ge­schild der Jugend­got­tes­diens­te. Sehr vie­le christ­li­che Musik­grup­pen aus der Regi­on waren im Lau­fe der 37 Jah­re auf­ge­tre­ten und hat­ten sowohl jun­ge als auch jung-geblie­be­ne Gläu­bi­ge aus der Regi­on und auch Wall­fah­rer angelockt.

Impressionen

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Und wie sonst auch for­der­te die­ser Dank-Got­tes­dienst zu einer kri­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit der katho­li­schen Kir­che her­aus. Vier IK-Mit­glie­der blick­ten auf die Beweg­grün­de für ihr Enga­ge­ment zurück und spra­chen dabei auch Punk­te an, die schon lan­ge kri­ti­siert wer­den und die auch gera­de jetzt im Zusam­men­hang mit dem Reform­pro­zess in der Kir­che (Syn­oda­ler Weg) aktu­ell sind. Stich­wort Offen­heit: Tom­my Wer­ner etwa zeich­ne­te das Bild einer Kir­che, die die Mau­ern immer höher baue und die Wege immer enger mache – gera­de hier brau­che es kri­ti­sche Initia­ti­ven wie den IK, die Öff­nun­gen in die­ser Mau­er pfle­ge. Gün­ter Wewerka drück­te dies so aus: Ich wün­sche mir, dass wir wei­ter an einer Kir­che bau­en, die auf die Men­schen ein­geht und die die Gesell­schaft ernst nimmt und die beschei­den und gütig zu sich selbst ist (…) mehr vom Geist getra­gen als von der Folk­lo­re.“ Rosi Anger­mann sprach von einem reli­giö­sen und sozia­len Zuhau­se“, in dem in ers­ter Linie der Mensch als Mensch und nicht etwa des­sen Fami­li­en­stand zäh­le und in dem das Evan­ge­li­um zeit­ge­mäß und ver­ständ­lich über­setzt wer­de. Stich­wort Wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne“: hier beton­ten vor allem Wewerka und Anger­mann, wie wich­tig es sei, ohne Vor­ur­tei­le ange­nom­men zu wer­den. Br. Georg sag­te dazu: Wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­ne haben hier eine Hei­mat gefun­den und das ist auch für uns Kapu­zi­ner wich­tig.“ Ganz bewusst hät­ten sie dar­auf ver­zich­tet, Men­schen aus der Eucha­ris­tie aus­zu­schlie­ßen. Br. Georg zitier­te Papst Fran­zis­kus, der davon sprach, dass die Eucha­ris­tie nicht eine Beloh­nung für die Voll­kom­me­nen, son­dern ein groß­zü­gi­ges Heil­mit­tel und eine Nah­rung für die Schwa­chen“ sei (vgl. Lehr­schrei­ben Amo­ris Lae­ti­tia“). Br. Georg resü­mier­te: Die Kir­che ist bunt und viel­fäl­tig – man darf sie nicht zu eng sehen.“

2022 09 05 pb alb abschied ik junge wallfahrt mitglieder Foto: Roswitha Dorfner
Mitglieder des Initiativkreises Junge Wallfahrt Altötting im Klostergarten der Kapuziner.

Bunt und viel­fäl­tig soll die Kir­che in den Jugend­got­tes­diens­ten auch wei­ter­hin blei­ben, zumin­dest in unre­gel­mä­ßi­gen Abstän­den. Bereits ein­gangs hat­te Br. Andre­as über ein Miss­ver­ständ­nis auf­ge­klärt, das durch Leser­brie­fe in der loka­len Zei­tung ent­stan­den sei: die­se hät­ten den Ein­druck erweckt, der IK sei von der Amts­kir­che abge­würgt wor­den“ – dem war nicht so“, beton­te Br. Andre­as. Es sei viel­mehr so, dass dem IK nach den vie­len Jah­ren die Luft aus­ge­gan­gen“ sei – und dann hat uns Coro­na den Rest gege­ben“. Für eine regel­mä­ßi­ge Orga­ni­sa­ti­on und Vor­be­rei­tung von Jugend­got­tes­diens­ten feh­len genü­gend enga­gier­te Kräf­te. Für ein­zel­ne Got­tes­diens­te ste­hen jedoch ehe­ma­li­ge IK-Mit­glie­der ger­ne bereit, wie vor allem Georg Anger­bau­er in sei­nem Rück­blick beton­te. Der Reso­nanz am Kir­chen­be­such nach zu urtei­len, wird die­ses Ange­bot auch in Zukunft ger­ne ange­nom­men werden.

Michael Glass

Michael Glaß

Redakteur

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