PASSAU. Flagge gezeigt hat das Referat Frauen der Diözese Passau: Am Internationalen Aktions- und Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“ wurde auf dem Passauer Domplatz dieses Thema hör- und sichtbar gemacht.
Gewalt an Frauen ist leider noch immer allgegenwärtig. Laut EU-Kommission erfährt jede dritte Frau in Europa mindestens einmal im Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt. Doch egal, ob es um einen sexuellen Übergriff am Arbeitsplatz, weibliche Genitalverstümmelung, Verbrechen im Namen der sogenannten Ehre, Frauenhandel, Prostitution, Früh- und Zwangsverheiratung oder häusliche Gewalt geht, der gemeinnützige Verein „Terre des Femmes“ (Menschenrechte für die Frau) ist nicht bereit, Gewalt an Frauen länger hinzunehmen. Und klar muss auch sein: Jeder Missbrauch ist einer zu viel!
Seit 2001 ruft „Terre des Femmes“ (mit Sitz in Hamburg) deshalb dazu auf, den internationalen Aktions- und Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen!“ zu nutzen, um die Öffentlichkeit wachzurütteln und sich für ein weltweites Zeichen gegen Gewalt zu vereinen. Mit der Fahnenhissung „Frei leben ohne Gewalt“ bekennen seitdem jedes Jahr zahlreiche Parteien, Gleichstellungsstellen, Ämter, Schulen, Rathäuser, Fraueninitiativen und Privatpersonen Farbe und stellen sich mit ihrer Fahne hinter die Forderung nach einer gewaltfreien Welt für Frauen und Mädchen. Bundesweit gibt es zahlreiche Veranstaltungen und oft wird neben der eigentlichen – manchmal symbolischen – Fahnenhissung ein buntes Begleitprogramm geboten. In diesem Jahr nahm die Frauenbewegung vor allem das Thema Zwangs- und Frühverheiratung unter dem #meinherzgehörtmir in den Blick.
Auch im Bistum Passau gibt es keine heile Welt. Hildegard Weileder-Wurm, Leiterin des Referates Frauen in der Diözese: „Die Polizei für Niederbayern verzeichnete im Jahr 2019 fast 1800 gewalttätige Übergriffe allein im häuslichen Bereich. 80 Prozent der Opfer waren Frauen.“ Die genannten Zahlen seien aber nur die Spitze des Eisberges, befürchtet Hildegard Weileder-Wurm. Die Dunkelziffer liege höher.
Am 25. November, dem Internationalen Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“, setzten auch die Passauer Frauen ein Solidaritätszeichen: sie trugen auf den Domplatz eine Fahne mit der Aufschrift „Frei leben ohne Gewalt“. Natürlich war ein umfassendes, mehrtägiges Programm geplant. Leider musste Corona-bedingt auf das meiste verzichtet werden. In Passau gibt es unter der Leitung der Frauenseelsorge seit über 15 Jahren eine Aktionsgruppe, die zum Beispiel Podiumsdiskussionen, Film-abend, Infostände, Büchertische und ein ökumenisches Abendgebet zu der Thematik anbietet.
Was war am 25. November? Der von der UNO seit 1990 offiziell anerkannte Aktions- und Gedenktag „Nein zu Gewalt an Frauen“ geht auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal zurück, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Sie traten mutig gegen den tyrannischen Diktator Trujillo auf.