
Mit einem Gottesdienst für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Passauer Kinderklinik hat Bischof Stefan Oster die letzten drei Drittordensschwestern Hemma, Ludowika und Charlotte verabschiedet.
PASSAU. Aus Alters- und Gesundheitsgründen werden die drei Ordensschwestern zurück in das Münchner Mutterhaus ihres Ordens ziehen. Dass der Abschied eine tiefe Zäsur in der Geschichte des Hauses darstellt, betonte die Generaloberin des Dritten Ordens, Sr. Irmgard Stallhofer, bei ihrer Begrüßung. Über 100 Jahre war der Orden für das Entstehen der Passauer Kinderklinik tätig – vom Seuchenhaus über das Säuglingsheim bis zur heutigen Klinik. „Den guten Ruf des Hauses haben wir Ihnen zu verdanken“, sagte der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Und die stellvertretende Landrätin Cornelia Wasner-Sommer nannte die Schwestern „die guten Seelen der Kinderklinik“, „geprägt von selbstloser Nächstenliebe“.
Bischof Oster stellte in seiner Predigt die Frage, was eigentlich fehle, wenn Ordensleute fehlen. Sie seien Zeuginnen des scheinbar Überflüssigen, so der Bischof: Der Zuwendung und der geschenkten Zeit für andere. In Zeiten, in denen vor allem gerechnet und geleistet würde, stellten Menschen oft fest, dass sie den „Geist des Überflüssigen“ jedoch mehr denn je zum Leben brauchen. „Um als Menschen leben, wachsen und miteinander sein zu können.“ Schwester Hemma, Ludowika und Charlotte hätten in der Kinderklinik den Himmel offengehalten, sagte Bischof Oster: „Und wir spüren, dass der scheinbar Überflüssigste von allen, Gott, vielleicht der Notwendigste ist – weil er am meisten in der Lage ist, Not zu wenden.“ Er lud die Mitarbeitenden der Kinderklinik dazu ein, diesen Geist der Schwestern weiterzutragen in die Zukunft der Klinik hinein.
Die Kinderklinik ist seit jeher eng mit dem Dritten Orden verbunden. So sind die ersten Schwestern bereits vor über 100 Jahren – im Jahr 1918 – in die Dreiflüssestadt gekommen. Schwester Ludowika, Schwester Hemma und Schwester Charlotte sind die letzten verbliebenen Dritt-ordensschwestern – mit ihrem Weggang aus der Kinderklinik geht in Passau nun eine Ära zu Ende. Sie haben nicht nur viele Passauer beim Start ins Leben begleitet, sondern vor allem den Geist des Hauses sowie die Kindergesundheit in der Region prägend mitgestaltet.
„Anfangs waren wir 16 oder 17 Mitschwestern, dann sind es immer weniger geworden. Leider. Denn auch, wenn wir eine wundervolle Aufgabe hier im Haus hatten, so konnten wir leider niemanden für den Orden begeistern.”
Die 78-Jährige hatte schon immer den Wunsch, Kinderkrankenschwester zu werden. Bereits mit 16 Jahren hat sie Kinder in einer Einrichtung bei Altötting betreut, begleitet von Ordensschwestern. Daher auch ihr Entschluss, zum Dritten Orden zu gehen: „Kein strenger Orden. Wir sind ein tätiger Orden der Pflege und das hat mich fasziniert“, erinnert sich Sr. Charlotte heute.
Ihre Mitschwester Hemma ist stolze 89 Jahre und seit über einem Jahrzehnt im „Unruhestand“, wie sie selbst erzählt. „Bei uns gibt es das nicht, dass wir gar nicht arbeiten“, schmunzelt sie. „Und wenn es nur ist, dass ich meine Mitschwestern mit Kuchen verwöhne und Frühstück zubereite.“ Mit 21 Jahren ist Sr. Hemma in die Kandidatur gegangen und hat ihre Ausbildung in München begonnen, neun Jahre später ist die gebürtige Straubingerin dann nach Passau gekommen und hat damit fast 60 Jahre die Einrichtung – zunächst im Säuglingsheim, dann die heutige Kinderklinik – begleitet. „Das Haus ist groß geworden, aber auch wenn sich viel verändert hat und man nicht mehr alle Gesichter kennt, so zeichnet sich die Kinderklinik doch durch ihren familiären Charakter aus“, so Sr. Hemma. Sie werde mit dem Weggang nach München vor allem die vielen Kinder um sich herum vermissen.
Die dritte und damit letzte Verbliebene im Bunde der Drittordensschwestern ist Sr. Ludowika, die seit ihrem 16. Lebensjahr in der Kinderklinik tätig ist. Auch mit ihren 82 Jahren war Sr. Ludowika tagtäglich im Archiv der Kinderklinik tätig, unterstützt die Pforte und arbeitete auch immer wieder im Nähzimmer. In Hutthurm geboren wollte sie nach ihrer Ausbildung in der Großkrankenpflege beim Dritten Orden in München zurück nach Passau, hat hier Kinderkrankenschwester gelernt und wurde dann in die Hebammenschule geschickt.
Gemeinsam haben die drei Schwestern die letzten Jahrzehnte in Passau verbracht – immer zusammen!
„Das ist auch nicht anders wie in einer Ehe oder unter guten Freunden – es gibt solche und solche Tage. Aber wir hatten immer ein schönes Miteinander.”
Sr. Hemma erinnert sich noch an die ärmlichen Verhältnisse im Haus, als sie damals angefangen hatte – „erst wollte ich hier auf keinen Fall bleiben und jetzt bin ich fast 60 Jahre hier und ich habe es nie bereut.“ „Wir haben nie etwas anderes kennengelernt und sind auch zufrieden damit. Ich glaube schon, dass das das richtige war. Ich würde wieder in die Pflege gehen und ich war gern im Orden“, kann auch Sr. Charlotte nur bestätigen.
„Auch wenn sich nun die letzten Drittordensschwestern aus Passau in den Ruhestand verabschieden, bleibt unsere Kinderklinik durch die Trägerschaft auch in Zukunft eng mit dem Dritten Orden, und dadurch auch mit den Schwestern, verbunden“, betonte Chefarzt Dr. Matthias Keller zum Abschied.
Ein paar Worte zum Abschied
Nachdem der Gottesdienst unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden musste, möchte das Team der Kinderklinik der Bevölkerung die Möglichkeit gewähren, sich bei Bedarf von den verbliebenen Schwestern zu verabschieden. Dies geht postalisch mit einem Brief oder einer Karte an:
Kinderklinik
Bischof-Altmann-Straße 9
94032 Passau
oder via Email an: ordensschwestern@kinderklinik-passau.de