Bistum

Eine Ära geht zu Ende

Redaktion am 16.11.2020

Drittordensschwestern Anna Hofmeister
Schwester Charlotte, Schwester Hemma und Schwester Ludowika verabschieden sich nach dem Gottesdienst im Dom St. Stephan von Bischof Stefan Oster.

Mit einem Gottesdienst für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Passauer Kinderklinik hat Bischof Stefan Oster die letzten drei Drittordensschwestern Hemma, Ludowika und Charlotte verabschiedet.

PAS­SAU. Aus Alters- und Gesund­heits­grün­den wer­den die drei Ordens­schwes­tern zurück in das Münch­ner Mut­ter­haus ihres Ordens zie­hen. Dass der Abschied eine tie­fe Zäsur in der Geschich­te des Hau­ses dar­stellt, beton­te die Gene­ral­obe­rin des Drit­ten Ordens, Sr. Irm­gard Stall­ho­fer, bei ihrer Begrü­ßung. Über 100 Jah­re war der Orden für das Ent­ste­hen der Pas­sau­er Kin­der­kli­nik tätig – vom Seu­chen­haus über das Säug­lings­heim bis zur heu­ti­gen Kli­nik. Den guten Ruf des Hau­ses haben wir Ihnen zu ver­dan­ken“, sag­te der Pas­sau­er Ober­bür­ger­meis­ter Jür­gen Dup­per. Und die stell­ver­tre­ten­de Land­rä­tin Cor­ne­lia Was­ner-Som­mer nann­te die Schwes­tern die guten See­len der Kin­der­kli­nik“, geprägt von selbst­lo­ser Nächstenliebe“.

Bischof Oster stell­te in sei­ner Pre­digt die Fra­ge, was eigent­lich feh­le, wenn Ordens­leu­te feh­len. Sie sei­en Zeu­gin­nen des schein­bar Über­flüs­si­gen, so der Bischof: Der Zuwen­dung und der geschenk­ten Zeit für ande­re. In Zei­ten, in denen vor allem gerech­net und geleis­tet wür­de, stell­ten Men­schen oft fest, dass sie den Geist des Über­flüs­si­gen“ jedoch mehr denn je zum Leben brau­chen. Um als Men­schen leben, wach­sen und mit­ein­an­der sein zu kön­nen.“ Schwes­ter Hem­ma, Ludo­wi­ka und Char­lot­te hät­ten in der Kin­der­kli­nik den Him­mel offen­ge­hal­ten, sag­te Bischof Oster: Und wir spü­ren, dass der schein­bar Über­flüs­sigs­te von allen, Gott, viel­leicht der Not­wen­digs­te ist – weil er am meis­ten in der Lage ist, Not zu wen­den.“ Er lud die Mit­ar­bei­ten­den der Kin­der­kli­nik dazu ein, die­sen Geist der Schwes­tern wei­ter­zu­tra­gen in die Zukunft der Kli­nik hinein.

Die Kin­der­kli­nik ist seit jeher eng mit dem Drit­ten Orden ver­bun­den. So sind die ers­ten Schwes­tern bereits vor über 100 Jah­ren – im Jahr 1918 – in die Drei­flüs­se­stadt gekom­men. Schwes­ter Ludo­wi­ka, Schwes­ter Hem­ma und Schwes­ter Char­lot­te sind die letz­ten ver­blie­be­nen Dritt-ordens­schwes­tern – mit ihrem Weg­gang aus der Kin­der­kli­nik geht in Pas­sau nun eine Ära zu Ende. Sie haben nicht nur vie­le Pas­sau­er beim Start ins Leben beglei­tet, son­dern vor allem den Geist des Hau­ses sowie die Kin­der­ge­sund­heit in der Regi­on prä­gend mitgestaltet.

Anfangs waren wir 16 oder 17 Mit­schwes­tern, dann sind es immer weni­ger gewor­den. Lei­der. Denn auch, wenn wir eine wun­der­vol­le Auf­ga­be hier im Haus hat­ten, so konn­ten wir lei­der nie­man­den für den Orden begeistern.”

Schwester Charlotte
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Die 78-Jäh­ri­ge hat­te schon immer den Wunsch, Kin­der­kran­ken­schwes­ter zu wer­den. Bereits mit 16 Jah­ren hat sie Kin­der in einer Ein­rich­tung bei Alt­öt­ting betreut, beglei­tet von Ordens­schwes­tern. Daher auch ihr Ent­schluss, zum Drit­ten Orden zu gehen: Kein stren­ger Orden. Wir sind ein täti­ger Orden der Pfle­ge und das hat mich fas­zi­niert“, erin­nert sich Sr. Char­lot­te heute.

Ihre Mit­schwes­ter Hem­ma ist stol­ze 89 Jah­re und seit über einem Jahr­zehnt im Unru­he­stand“, wie sie selbst erzählt. Bei uns gibt es das nicht, dass wir gar nicht arbei­ten“, schmun­zelt sie. Und wenn es nur ist, dass ich mei­ne Mit­schwes­tern mit Kuchen ver­wöh­ne und Früh­stück zube­rei­te.“ Mit 21 Jah­ren ist Sr. Hem­ma in die Kan­di­da­tur gegan­gen und hat ihre Aus­bil­dung in Mün­chen begon­nen, neun Jah­re spä­ter ist die gebür­ti­ge Strau­bin­ge­rin dann nach Pas­sau gekom­men und hat damit fast 60 Jah­re die Ein­rich­tung – zunächst im Säug­lings­heim, dann die heu­ti­ge Kin­der­kli­nik – beglei­tet. Das Haus ist groß gewor­den, aber auch wenn sich viel ver­än­dert hat und man nicht mehr alle Gesich­ter kennt, so zeich­net sich die Kin­der­kli­nik doch durch ihren fami­liä­ren Cha­rak­ter aus“, so Sr. Hem­ma. Sie wer­de mit dem Weg­gang nach Mün­chen vor allem die vie­len Kin­der um sich her­um vermissen.

Die drit­te und damit letz­te Ver­blie­be­ne im Bun­de der Dritt­or­dens­schwes­tern ist Sr. Ludo­wi­ka, die seit ihrem 16. Lebens­jahr in der Kin­der­kli­nik tätig ist. Auch mit ihren 82 Jah­ren war Sr. Ludo­wi­ka tag­täg­lich im Archiv der Kin­der­kli­nik tätig, unter­stützt die Pfor­te und arbei­te­te auch immer wie­der im Näh­zim­mer. In Hut­thurm gebo­ren woll­te sie nach ihrer Aus­bil­dung in der Groß­kran­ken­pfle­ge beim Drit­ten Orden in Mün­chen zurück nach Pas­sau, hat hier Kin­der­kran­ken­schwes­ter gelernt und wur­de dann in die Heb­am­men­schu­le geschickt.

Gemein­sam haben die drei Schwes­tern die letz­ten Jahr­zehn­te in Pas­sau ver­bracht – immer zusammen!

Das ist auch nicht anders wie in einer Ehe oder unter guten Freun­den – es gibt sol­che und sol­che Tage. Aber wir hat­ten immer ein schö­nes Miteinander.”

Sr. Hem­ma erin­nert sich noch an die ärm­li­chen Ver­hält­nis­se im Haus, als sie damals ange­fan­gen hat­te – erst woll­te ich hier auf kei­nen Fall blei­ben und jetzt bin ich fast 60 Jah­re hier und ich habe es nie bereut.“ Wir haben nie etwas ande­res ken­nen­ge­lernt und sind auch zufrie­den damit. Ich glau­be schon, dass das das rich­ti­ge war. Ich wür­de wie­der in die Pfle­ge gehen und ich war gern im Orden“, kann auch Sr. Char­lot­te nur bestätigen.

Auch wenn sich nun die letz­ten Dritt­or­dens­schwes­tern aus Pas­sau in den Ruhe­stand ver­ab­schie­den, bleibt unse­re Kin­der­kli­nik durch die Trä­ger­schaft auch in Zukunft eng mit dem Drit­ten Orden, und dadurch auch mit den Schwes­tern, ver­bun­den“, beton­te Chef­arzt Dr. Mat­thi­as Kel­ler zum Abschied.

Ein paar Worte zum Abschied

Nach­dem der Got­tes­dienst unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit statt­fin­den muss­te, möch­te das Team der Kin­der­kli­nik der Bevöl­ke­rung die Mög­lich­keit gewäh­ren, sich bei Bedarf von den ver­blie­be­nen Schwes­tern zu ver­ab­schie­den. Dies geht pos­ta­lisch mit einem Brief oder einer Kar­te an:

Kin­der­kli­nik
Bischof-Alt­mann-Stra­ße 9
94032 Pas­sau
oder via Email an: ordensschwestern@​kinderklinik-​passau.​de

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