Für Bischof Dr. Stefan Oster selbst ist der Rosenkranz zum „Nebenbei-Gebet“ geworden, wie er nach der Dankesfeier zur Gebetsinitiative „10 für 10“ zur Neuevangelisierung in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Rotthalmünster bekundete.
„Gebet ist nicht alles, aber ohne Gebet ist alles nichts“ – so formuliert Ingrid Wagner, Referentin für Neuevangelisierung, das Motto der im vergangenen Jahr gestarteten Aktion „10 für 10“, womit das alltägliche Gebet eines Gesätzchens des Rosenkranzes für die zehn Dekanate im Bistum gemeint ist. Inzwischen haben sich dazu weit über 1500 Gläubige bei der Diözese angemeldet, um analog zur Aussage des entsprechenden Flyers das Gebet als Quelle aller nachhaltigen Erneuerung der Kirche immer stärker sprudeln zu lassen.
Aus Dankbarkeit dafür, dass „10 für 10“ gerade im Pfarrverband Rotthalmünster auf so fruchtbaren Boden gefallen ist, wählte der Bischof die wunderschöne Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt als Ort für die diesjährige Dankesfeier. Die Bänke waren voll besetzt, als Stefan Oster nach der Teilnahme an der vorangegangen Rosenkranz-Andacht und nach der Begrüßung durch Helene Winkler vom Gesamtpfarrgemeinderat den Gottesdienst eröffnete. Mit der Missa brevis in F‑Dur, auch Jugendmesse genannt, von Joseph Haydn gestalteten der örtliche Gesangverein mit Orchester unter der Leitung von Regionalkantor Rudi Bürgermeister die Feier auf eindrucksvolle Weise.
In der Eucharistie werde das Geheimnis der Real-Präsenz des Herrn gefeiert, unterstrich der Bischof in seiner Predigt. Glauben wir das, stellte der Passauer Oberhirte als Frage in den historischen sakralen Raum und beantwortete sie angesichts des vielfach zustimmenden Nickens seitens der Zuhörer mit einem klaren Ja, dem er ein „Gottseidank“ hinzufügte. „Der normale Weg, den Jesus wählt, in unser Herz zu kommen, ist Vertrauen und Liebe“, betonte Oster.
In Bezug auf die im Evangelium des Sonntags beschriebene Szene von der Begegnung Jesu mit den Schwestern Martha und Maria, in der Erstgenannte sich um eine möglichst gute Bewirtung des Besuchers kümmert, während Maria mit den Händen im Schoß ausnahmslos versucht, dem hohen Gast zuzuhören und ihn zu verstehen, rückte der Bischof die Fähigkeit des Zuhörens ins Licht. „Ich bin sehr überzeugt, dass wirkliches Gebet nur jemandem gelingt, der ein guter Zuhörer ist“, hob Oster hervor und appellierte an die Gottesdienst-Teilnehmer, sich darauf einzulassen und sich zu fragen, „Herr, was willst Du mir damit sagen.“
Der Bischof empfahl, einen Fokus zu haben und anfangen zu glauben, dass der Herr wirklich in das Leben hinein spreche, und zu lernen, ihm zu vertrauen, auf ihn zu hoffen und ihn zu lieben. „Dann sortiert sich Ihr Leben neu“, wandte sich Oster an die Zuhörer und vertrat die Ansicht, dass Liebe das Leben verändere. Immer wieder auf Tuchfühlung mit Jesus zu gehen – „das erneuert die Kirche“, wobei nicht nur der einzelne wichtig sei, der sein Herz offen habe für den Herrn, sondern die Gemeinschaft wie die inzwischen über 1500 Frauen und Männer im Bistum, deren Sehnsucht es sei, „dass der Herr spürbar wird.“ Sie veränderten so das geistliche Klima der Diözese, unterstrich Oster voller Dankbarkeit – verbunden mit dem Wunsch, dass es mehr werden. „So, glaube ich, geht Glaubenserneuerung in unserem Bistum“, sagte der Bischof am Ende der Predigt.
Darauf abgestimmt waren einige der Fürbitten, von denen eine lautete: „Schenke unserem Bistum viele Berufungen.“ Nach der Austeilung der Kommunion sang das Volk aus dem Gotteslob „Ich will Dich lieben, meine Stärke“. Pfarrer Jörg Fleischer machte auf die Fatima-Madonna auf der einen Seite des Altarraums aufmerksam, zu deren Ehren speziell an jedem 13. des Monats miteinander gebetet werde, und verwies auf die Worte der Gottesmutter Maria, dass mit dem Rosenkranzgebet jedes Problem gelöst werden könne. Als Dankeschön für Bischof Oster überreichte er ihm eine Kerze aus der örtlichen Kerzenfabrik.
Im Verlauf des anschließenden lockeren Treffens im Pfarrheim St. Bonifatius, benannt nach dem Patron Deutschlands, wurde die Gebetsinitiative „10 für 10“ nochmals eingehend thematisiert. Der Ortsgeistliche gestand, den Rosenkranz sehr gern und überall zu beten – im Vertrauen auf dessen Kraft durch die von der Kirche beglaubigten Worte der Muttergottes. „Die Welt wird nur besser, wenn wir zu beten anfangen“, erklärte eine Ordensschwester, ehe ein Landwirt offen und ehrlich erzählte, ebenso während der Arbeit auf dem Acker zu beten – auch in der Hoffnung, dass er mit dem göttlichen Navigator eine gerade Furche zustande bringt, wie er augenzwinkernd hinzufügte.
Eine ältere Frau erinnerte an die innigen Hoffnungsgebete während des Krieges, dass doch ihr Bruder wieder von der Front heimkehre, und ließ das Publikum wissen, dass plötzlich eines Abends der schon beinahe Totgeglaubte an der Haustür klopfte. „So hat man einfach mehr Bezug zum Rosenkranz“, gestand sie ein. Eine weitere Festteilnehmerin tat ihre Überzeugung kund, dass sich der Glaube vertiefe, wenn man treu und im Wissen, dass so viele andere mitmachten, den Rosenkranz bete. „Tut’s mit“, rief eine andere Dame in die Runde, die als Ziel von „10 für 10“ für das kommende Jahr ausgab, die Marke von 2000 Betern zu übertreffen.
„Evangelisierung ohne das Getragensein im Gebet ist eigentlich fruchtlos“, gab der Bischof zu bedenken. Umso eindringlicher warb er für die Beteiligung an dieser Gebetsinitiative und entsprechend für den Besuch des Kongresses zur eucharistischen Anbetung und Erneuerung des Glaubens vom 15. bis 17. November 2019 in Altötting.