Mensch lach … – Editorial

Michael Glaß am 26.04.2022

2022 04 24 pb alb lachen Foto: Sarah Richter / Pixabay

Lachen ist gesund! Daher gibt es sogar extra einen Weltlachtag. Humorvoll kann auch die Kirche sein ...

Die­se Welt bie­tet ja viel Kurio­ses und ich mag Über­ra­schun­gen. Und auch die­se Idee gefällt mir: am ers­ten Sonn­tag im Mai – heu­er am 1. Mai – fin­det der Welt­lach­tag statt. Offen­bar gibt es eine in Indi­en gegrün­de­te Yoga-Lach­be­we­gung mit rund 6.000 Lach­clubs welt­weit, die die­sen Fei­er­tag ins Leben geru­fen hat. Um Punkt 14 Uhr am 1. Mai ist auch ganz Euro­pa auf­ge­ru­fen, für eine Minu­te mit­zu­la­chen. Weil’s Freun­de schafft und den Frie­den för­dert. In Zürich fin­det angeb­lich sogar eine Lach­pa­ra­de statt. Und dage­gen ist ja erst­mal wenig ein­zu­wen­den. Lachen ist gesund“, weiß der Volks­mund eben­so wie die Wis­sen­schaft. Humor för­dert die Resi­li­enz – wer lacht, bleibt widerstandsfähig.

Dann berührt die­se Idee ganz Grund­sätz­li­ches: laut Aris­to­te­les ist erst Mensch, wer auch lachen kann: Von den Lebe­we­sen lacht allein der Mensch“, sag­te so oder ähn­lich der gro­ße grie­chi­sche Phi­lo­soph. Der baye­ri­sche Kaba­ret­tist Ger­hard Polt drück­te es etwas anders aus: Der Mensch ist ein Viech, was lacht.“ So gese­hen macht die Yoga-Lach­be­we­gung also alles richtig.

Nur wenn’s um die prak­ti­sche Umset­zung geht, stel­le ich mir die­ses Pro­jekt ziem­lich schwie­rig vor. Auf Kom­man­do lachen klappt unge­fähr genau­so schlecht wie auf Kom­man­do wei­nen oder auf Kom­man­do wütend sein, oder … Und dann soll ja nicht nur einer lachen, son­dern mög­lichst alle, welt­weit. Ich stel­le mir gera­de ein paar Dut­zend Yoga­meis­ter vor, die sich dar­über strei­ten, wie sie all die Leu­te zum Lachen ani­mie­ren … oder sich dar­über ärgern, dass da eini­ge par­tout nicht mit­la­chen kön­nen. Ein hüb­sches Durcheinander.

Viel­leicht gibt es am Ende nur eines zu tun, wenn man die Men­schen liebt: sie über die Wahr­heit zum Lachen brin­gen, die Wahr­heit zum Lachen bringen.”

Umberto Eco

Als Katho­lik muss ich an die­ser Stel­le aller­dings vor­sich­tig sein. Der Kir­che hef­tet ja immer noch das Kli­schee an, recht humor­los zu sein. Tat­säch­lich gab es in der Kir­che eine lan­ge phi­lo­so­phi­sche Aus­ein­an­der­set­zung über hei­li­gen Ernst und Humor, die wohl kaum einer so gut beschrie­ben hat wie Umber­to Eco in sei­nem Best­sel­ler Der Name der Rose“. Dar­in strei­tet der eben­so gelehr­te wie boden­stän­di­ge Fran­zis­ka­ner­mönch Wil­liam von Bas­ker­ville mit sei­nem grim­mi­gen Gegen­spie­ler, dem blin­den und grei­sen Biblio­the­kar Jor­ge von Bur­gos; letz­te­rer warnt davor, dass das Lachen von der Phi­lo­so­phie zu einer Kunst der Ver­nich­tung der Angst“ erho­ben wird – wer glaubt noch, wenn er Gott nicht fürch­tet? Von Wil­liam hin­ge­gen stammt das schö­ne Resü­mee: Viel­leicht gibt es am Ende nur eines zu tun, wenn man die Men­schen liebt: sie über die Wahr­heit zum Lachen brin­gen, die Wahr­heit zum Lachen bringen.“

Jen­seits die­ser schwe­ren phi­lo­so­phi­schen Gedan­ken ist die Kir­che jeden­falls lan­ge nicht so humor­be­freit wie vie­le ver­mu­ten. Der lachen­de Hei­li­ge“ Phil­ipp Neri ist da ein schö­nes Bei­spiel, oder Johan­nes Don Bosco. Vie­le humor­vol­le Anek­do­ten gibt es. Als etwa der hl. Franz von Sales gefragt wur­de, was er machen wür­de, wenn ihm einer eine Watschn auf die rech­te Wan­ge ver­passt, ant­wor­te­te die­ser: Mein Freund, ich weiß, was ich tun soll­te, nicht, was ich tun wür­de.“ Oder der hl. Johan­nes XXIII.: als sich ihm eine Schwes­ter als Obe­rin der hei­li­gen Drei­fal­tig­keit“ vor­stell­te, soll der Papst geant­wor­tet haben: Ich bin nur der Stell­ver­tre­ter vom Sohn!“

Jetzt kann ich frei­lich nur schwer nach­prü­fen, ob Sie, lie­be Lese­rin­nen und Leser, dar­über auch lachen kön­nen. Humor ist halt doch eine sehr per­sön­li­che Sache. Aber die Kir­che wäre nicht Kir­che, wenn sie da kei­nen Aus­weg wüss­te. Im Zwei­fel sei das Gebet um Humor“ des hl. Tho­mas Morus (14781535) emp­foh­len: „… Und lass nicht zu, dass ich mir zu vie­le Sor­gen mache, um die­ses sich breit­ma­chen­de Etwas, das sich Ich’ nennt. Herr, schen­ke mir Sinn für Humor, gib mir die Gna­de, einen Scherz zu ver­ste­hen, damit ich ein wenig Glück ken­ne im Leben und ande­ren davon mitteile.“

Michael Glass

Michael Glaß

Redakteur

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