Das Herz rast, der Schweiß fließt in Strömen, die Sonne brennt unbarmherzig, ich werde links und rechts überholt und bald fragt eine Stimme in mir: Warum nur tust du dir das an?
Oft fliegt einem das Leben ja recht unkontrolliert um die Ohren, da tut es doch gut, dass es ein paar Gewissheiten gibt. Das eingangs beschriebene Szenario gehört zweifellos dazu. Auch heuer war das Passauer Bistumsblatt – vereint mit dem Altöttinger Liebfrauenboten wieder mit zwei Teams beim Tag des Sports vertreten. Das Ziel: Die rund zwölf Kilometer und 660 Höhenmeter von Neureichenau auf den Dreisesselberg mit dem Mountainbike möglichst schnell hinter uns zu bringen. Das ist eine Tortur oder wie es der Veranstalter noch schöner umschreibt: ein „Quälspaß“. Doch für manche ist der Ritt auf den Berg auch eine Übung in Demut, ein spirituelles Erlebnis.
Sport und Spiritualität haben vieles gemeinsam: Passion, Methode, Anstrengung, Fantasie und Beharrlichkeit, wie Papst Franziskus einmal im Gespräch mit der italienischen Zeitung „Gazzetta dello Sport“ erklärte. Und wir haben Franziskus auch auf unserer Seite, wenn wir nicht ganz vorn in den Siegerlisten auftauchen oder gar auf dem Podium stehen. Denn der Sieg könne manchmal arrogant machen, sagte er im selben Interview. Niederlagen verlangten hingegen Gewissenserforschung und Analyse. Deshalb sein Fazit: „Lieber eine saubere Niederlage als einen dreckigen Sieg“.
„Lieber eine saubere Niederlage als einen dreckigen Sieg.”
Papst Franziskus sieht Sport als Schule für das Leben. Obwohl er als Kind kein guter Fußballer gewesen sei, habe er viel vom Sport gelernt. Erst unlängst bezeichnete er sportliche Wettkämpfe als ein „Hoffnungszeichen für die Zukunft“: In Zeiten der Konflikte und Feindschaften, die unsere Welt niederdrücken, sei richtiger Sport als Gegengewicht wichtiger denn je. Auch weil bei Sportereignissen die unterschiedlichsten Menschen zusammenkämen und sich austauschten.
Und genau darum geht es uns Hobbyradlern ja auch: Wir müssen nicht unbedingt um den Sieg mitkämpfen, aber wohl jeder hat seine private Zielmarke, die er gerne erreichen oder übertreffen möchte. Auf dem letzten Kilometer gibt es dann kein Halten mehr. Die Zuschauer, die Verfolger am Hinterrad und die eigenen Hormone lassen jeden beim Zielsprint auf dem steilsten Teilstück noch einmal über sich hinaus wachsen. Auf dem Gipfel japsen wir über den Lenker gebeugt nach Luft, fallen uns anschließend in die Arme und feiern das Leben – und die Holzmedaille, die jeder nach dem Zieleinlauf um den Hals gehängt bekommt. Und spätestens jetzt weiß ich: Genau deshalb tu ich mir das jedes Jahr wieder an.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur