Wir haben es in der Hand

Redaktion am 05.10.2022

Klimakrise, Energiemangel, Inflation fordern uns alle heraus. Wie können wir Christen Mutmacher und Hoffnungsträger bleiben? – Dazu einige Gedanken im Editorial der aktuellen Ausgabe:

Die Zei­tun­gen mit den größ­ten Buch­sta­ben, die Sozia­len Medi­en mit den grells­ten Bot­schaf­ten und die TV-Sen­der mit den lau­tes­ten Mode­ra­to­ren haben den Ham­mer aus­ge­packt. Glaubt man ihnen, dann schaut es schlecht aus in den nächs­ten Mona­ten. Das Land bricht aus­ein­an­der. Die Ener­gie wird knapp, die Infla­ti­on galop­piert und wir fal­len über uns her, um ein mög­lichst dickes Stück vom Kuchen zu erwi­schen. Jemand hat das Wort Wut­win­ter“ auf­ge­bracht – und so vie­le tra­gen den häss­li­chen Begriff lust­voll weiter. 

Aber ist es wirk­lich so? Natür­lich sind die Pro­ble­me nicht zu leug­nen. Aber leben wir tat­säch­lich in einer Welt, in der jeder sich selbst der Nächs­te ist, in der getre­ten und gedrän­gelt wird und die Schwa­chen rück­sichts­los nie­der­ge­tram­pelt wer­den für den eige­nen Vorteil?

In der über­wie­gen­den Anzahl der Fäl­le leben wir auf einem altru­is­ti­schen (unei­gen­nüt­zi­gen, selbst­lo­sen) Planeten.”

Sozialpsychologe Tom Postmes in der Wochenzeitung „Die Zeit“

Die For­schung sagt ganz klar: Nein, der Mensch ist nicht so. In der über­wie­gen­den Anzahl der Fäl­le leben wir auf einem altru­is­ti­schen (unei­gen­nüt­zi­gen, selbst­lo­sen) Pla­ne­ten“, sagt etwa der Sozi­al­psy­cho­lo­ge Tom Post­mes in der Wochen­zei­tung Die Zeit“. Die Men­schen sei­en viel rück­sichts­vol­ler und hilfs­be­rei­ter als man den­ke. Und gera­de in Not­la­gen wür­den sie eher die guten Sei­ten akti­vie­ren. In 97 Pro­zent aller Flug­zeug-Not­lan­dun­gen ver­las­sen die Pas­sa­gie­re ruhig und geord­net die Kabi­ne“, sagt Post­mes. Von Panik kei­ne Spur. Auch bei den Ter­ror­an­schlä­gen in New York am 11. Sep­tem­ber 2001 kam es nicht zur Mas­sen­pa­nik. Noch am Tag der Anschlä­ge boten in der Stadt 40.000 Ärz­te frei­wil­lig ihren Ein­satz an. 

Das Pro­blem ist nur: In der Öffent­lich­keit kommt das viel zu wenig an. Auch die Medi­en schrau­ben ger­ne an der Erre­gungs­kur­ve, stür­zen sich mit Vor­lie­be auf die Nega­tiv­bei­spie­le, denn Hilfs­be­reit­schaft bringt kei­ne guten Quo­ten. Und so haben es radi­ka­le Kräf­te leicht, die Mär vom gespal­te­nen Land zu ver­brei­ten. Putins Inter­net-Pro­pa­gan­da­ma­schi­ne tut ein Übri­ges, um den Hass mit geziel­ter Des­in­for­ma­ti­on zu schü­ren. Und damit wird der Trug­schluss immer mehr zur sich selbst erfül­len­den Pro­phe­zei­ung. Das ist es, was alle, denen die Demo­kra­tie etwas wert ist, auf­rüt­teln sollte.

Info Icon Foto: Anja / Pixabay
... wenn’s darauf ankommt, sollten wir da sein, die Hand reichen ...

Als Chris­ten haben wir einen Auf­trag – erst recht in Zei­ten wie die­sen. Klar, wir sind auch nur Men­schen mit Feh­lern, Unge­reimt­hei­ten und Schwä­chen, aber wenn’s dar­auf ankommt, soll­ten wir da sein, die Hand rei­chen, ver­söh­nen, Brü­cken bau­en, dem ande­ren auf­hel­fen, den Gemein­sinn stär­ken, Pro­ble­me mit Zuver­sicht dis­ku­tie­ren, das Herz und eine war­me Stu­be öff­nen. So haben wir es gelernt von unse­ren Eltern und Leh­rern, gehört in vie­len Pre­dig­ten, gele­sen in Tex­ten der Bibel und ande­ren gro­ßen Schrif­ten. Und ein paar Num­mern klei­ner: Es hilft schon viel, wenn wir die Wut nicht befeu­ern, ein Gerücht nicht wei­ter­tra­gen, Kon­flik­te ent­schär­fen, uns gut infor­mie­ren, beson­nen blei­ben und erst durch­schnau­fen und dann spre­chen. Wir haben einen rie­si­gen Werk­zeug­kas­ten, um in unse­rer nächs­ten Umge­hung für ein wenig Wär­me zu sor­gen, egal wie kalt der Win­ter wird. Nut­zen wir ihn.

Wolfgang
Krinninger

Chefredakteur

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