Editorial: Begegnungen in Russland

Redaktion am 08.03.2022

2022 03 08 pb alb ukraine1 aufmacher Foto: Werner Friedenberger
Kerzen brennen für den Frieden in der Ukraine: Das Foto entstand in glücklicheren Tagen auf der damals noch nicht von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim.

Editorial zu Putins Krieg, zur immerwährenden Sehnsucht nach dem Frieden und zu wahrer Lebenserfahrung.

2022 03 08 pb alb ukraine2 Foto: Werner Friedenberger
Grausame Realität erlangt in diesen Tagen das Foto auf dem Titel unserer aktuellen Ausgabe: Eine alte Frau gedenkt vor der ewigen Flamme bei einem Mahnmal auf der Halbinsel Krim der Gefallenen aus beiden Weltkriegen.

Zwei Begeg­nun­gen wäh­rend mei­ner Rei­se durch Russ­land sind mir unaus­lösch­lich im Gedächt­nis geblie­ben. Zuerst die Gute: Ich habe mich mit Gali­na Chmyl­ko­wa unter­hal­ten. Die lin­ke Sei­te ihrer Kos­tüm­ja­cke zieht es förm­lich nach unten – der dunk­le Stoff trägt Orden über Orden. Gali­na hat im Zwei­ten Welt­krieg für die Rote Armee gegen Hit­ler-Deutsch­land gekämpft. Krieg und Frie­den kennt sie also nicht nur aus der Lite­ra­tur. Als spä­te­re Leh­re­rin gab sie ihren Schü­lern mit auf den Weg: Schlech­te Freund­schaft ist bes­ser als guter Krieg!“

Und jetzt die Schlech­te, die zeigt, dass Geschmack­lo­sig­kei­ten kei­ne Gren­zen gesetzt sind. Unweit der Kreml-Mau­er, also im Aller­hei­ligs­ten von Mos­kau und nicht irgend­wo weit hin­ten im Ural, war­ten regel­mä­ßig Sta­lin-Imi­ta­to­ren in his­to­ri­schen Ver­klei­dun­gen auf Schul­klas­sen sowie Besu­cher aus dem In- und Aus­land. Wer es zu den Höhe­punk­ten einer Mos­kau-Rei­se zählt, sich für ein paar Rubel ein­mal mit dem Dou­ble eines Tyran­nen foto­gra­fie­ren zu las­sen, wird hier leicht fün­dig. Erschre­ckend: Die Staats­ge­walt, die in Russ­land alles und jedes kon­trol­liert, lässt es sehen­den Auges zu, dass ein Schläch­ter wie Sta­lin, den His­to­ri­ker für den Tod von 30 Mil­lio­nen Men­schen ver­ant­wort­lich machen, im Zen­trum der Haupt­stadt am hell­lich­ten Tag zum Vor­zei­ge­ob­jekt wird. Das lässt tief blicken.

Jetzt ist Josef Sta­lin, der Dik­ta­tor, nicht als Schau­spie­ler“, son­dern in der Figur von Wla­di­mir Putin von den Toten auf­er­stan­den. Putin und sei­ne Pala­di­ne haben die Ukrai­ne über­fal­len; sie bom­ben, bren­nen und mor­den. Schon lan­ge nicht mehr in den Mund genom­me­ne Wor­te wer­den wie­der gesagt, etwa die­ses: Frie­den ist, wenn Söh­ne ihre Väter beer­di­gen. Und Krieg, wenn Väter ihre Söh­ne beer­di­gen.“ Und dabei ist das, wie immer in Kriegs­zei­ten, nur die hal­be Wahr­heit. In der Ukrai­ne geht es nicht nur um Väter und Söh­ne, die dem Ham­mer und Sichel schwin­gen­den Putin zum Opfer fal­len. Es betrifft alle. Der Des­pot lässt auch Frau­en und Kin­der ermorden. 

Die Ern­te des Krie­ges fällt immer gleich aus: Tod, Flucht, Ver­trei­bung, zer­stör­te See­len, Feind­schaft über Gene­ra­tio­nen hin­weg. Kriegs­trei­ber Putin soll­te Sol­da­ten­fried­hö­fe besu­chen. Nir­gend­wo bes­ser, nir­gend­wo ein­dring­li­cher, nir­gend­wo bewe­gen­der ist der Wahn­sinn des Krie­ges zu spü­ren. Wäl­der aus Stein­kreu­zen mah­nen dort zum Frie­den in der Welt. 

Frie­den? Was hält eigent­lich Patri­arch Kyrill I. davon, der bei jeder pas­sen­den und unpas­sen­den Gele­gen­heit dem Kreml-Kil­ler sei­nen Segen gibt? Das Ober­haupt der Rus­sisch-ortho­do­xen Kir­che sprach von äuße­ren bösen Kräf­ten“. Der Patri­arch hat­te am Vor­tag des Ein­mar­sches in die Ukrai­ne Kin­der­mör­der Putin zum Tag des Vater­lands­ver­tei­di­gers“ gra­tu­liert; er wünsch­te ihm See­len­frie­den und Got­tes Hil­fe bei sei­nem hohen Dienst am rus­si­schen Volk“.

Von die­ser Sei­te aus braucht man also nicht dar­auf zu war­ten, dass eine rote Kar­te“ gezückt wird. Mög­li­cher­wei­se kommt der außer Rand und Band gera­te­ne Putin vor den Inter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hof in Den Haag. Soll­te er sich dem ent­zie­hen kön­nen, blie­be die Hoff­nung, dass er eines Tages im fins­ters­ten Loch der Höl­le lan­det. Ein Platz auf dem Müll­hau­fen der Geschich­te ist ihm schon jetzt sicher. 

Nur zu scha­de, dass Putin nicht bei Gali­na Chmyl­ko­wa in die Schu­le gegan­gen ist. Viel­leicht hät­te er sich ihre Lebens­er­fah­rung gemerkt: Schlech­te Freund­schaft ist bes­ser als guter Krieg!“

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Werner Friedenberger

stellv. Chefredakteur

2022 03 08 pb alb ukraine3 Foto: Werner Friedenberger
Eine Frau spendet Kerzen. Das Foto entstand in glücklicheren Tagen auf der damals noch nicht von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim.

Gebet für den Frieden

Herr Jesus Christus,

Krieg ver­setzt Men­schen in Angst und Panik.
Krieg reißt Fami­li­en aus­ein­an­der,
tötet – Men­schen und See­len.
Krieg zer­stört Hab und Gut.

Herr Jesus Chris­tus,
Krieg ist Wahn­sinn.
Wie mäch­tig ist der Ungeist, der mit Krieg,
Zer­stö­rung und Tod droht.
Wie hart ist die See­le, die das bren­nen­de Leid
nicht mehr spürt.
Wir ver­rückt ist eine Welt, die Men­schen
Men­schen töten lässt.

Herr Jesus Chris­tus,
du lei­dest am Kreuz – erdul­dest Angst und Not.
Das Leid der Men­schen zer­reißt dir das Herz.
Du hältst alle Kreu­zes­not für uns aus,
gibst dich ganz für uns hin.
Wer mit dir lei­det, will kei­nen Krieg.

Herr Jesus Chris­tus,
dein Lei­den am Kreuz mahnt uns zum Frie­den.
Dei­ne Hin­ga­be ermu­tigt, dem Hass zu wider­ste­hen.
Dei­ne Treue zu uns Men­schen über­win­det
den ver­nich­ten­den Ungeist.
Dei­ne unzer­stör­ba­re Lie­be befreit zu neu­em Leben.

Herr Jesus Chris­tus,
dein Vater im Him­mel und der Hei­li­ge Geist
haben dich aus dem Tod auf­er­weckt.
Du bist der Auf­er­stan­de­ne,
der mit­ten im Krieg den Frie­den zusagt.
Du bist der Leben­de, der nach Soli­da­ri­tät
mit allen Opfern des Krie­ges ruft.
Du bist die Hoff­nung der Lei­den­den und aller, die schul­dig werden.

Herr Jesus Chris­tus, lass uns mit dir eins wer­den,
erfül­le uns und alle mit dei­nem Hei­li­gen Geist,
damit das Leben siegt, der Frie­de alles neu macht
und der Krieg kei­ne Chan­ce hat.
Herr, komm hin­ter die Mau­ern der Welt­ge­mein­schaft
wie bei den Jün­gern zu Ostern.
Herr, komm, und hau­che uns dei­nen Hei­li­gen Geist zu.

Nur so wer­den Wun­den hei­len, wird Frie­den wach­sen
und Leben blü­hen.
Herr, komm uns zu Hil­fe. Eile uns zu hel­fen. Ret­te uns.
Schen­ke uns dei­nen Frie­den – hier bei uns,
in der Ukrai­ne und über­all auf der Welt.Herr Jesus Chris­tus, am Kreuz gestor­ben,
vom Tod auf­er­stan­den – erbar­me dich unser.

Amen.

Hans Bauernfeind

Dr. Hans Bauernfeind

Ansprechpartner des Synodalen Wegs weltweit

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