Angezählt

Wolfgang Krinninger am 10.02.2022

3. Synodalversammlung des Synodalen Weges

Die katholische Kirche in Deutschland taumelt. Kaum von einem Tiefschlag erholt, kommt der nächste Schwinger, einer schmerzhafter als der andere. Vorläufiger Höhepunkt: das Münchener Missbrauchsgutachten, ein Dokument des Schmerzes, der Niedertracht, des Wegschauens, der Fehlleistungen. Dabei hatten schon zuvor laut einer Forsa-Umfrage nur noch ganze zwölf Prozent der Deutschen großes Vertrauen in die katholische Kirche. Jetzt dürfte unsere Glaubensgemeinschaft wohl im einstelligen Bereich angelangt sein.

Mit die­ser Last auf dem Rücken tag­ten die rund 230 Mit­glie­der der Syn­odal­ver­samm­lung am ver­gan­ge­nen Wochen­en­de im zugi­gen Con­gress Cen­ter Mes­se Frank­furt. In der Zwei­ten Lesung ging es um mehr als Abwä­gen, Debat­tie­ren, Argu­men­tie­ren und Strei­ten. Erst­mals ver­ab­schie­de­te das höchs­te Gre­mi­um des Reform­pro­jekts eini­ge Tex­te. Die Zustim­mung von mehr als zwei Drit­teln der abstim­men­den Bischö­fe sind dabei ein Pfund. Jetzt zählt es. 

Vie­les scheint plötz­lich mög­lich: Öff­nung des Zöli­bats, Wei­he für Frau­en, Lai­en­be­tei­li­gung bei Bischofs­wah­len, mehr Wert­schät­zung für que­e­re Men­schen und Paa­re. Frei­lich muss sich erst zei­gen, was davon bei der Drit­ten Lesung im Herbst übrig­bleibt. Doch dass sich dann zwei Drit­tel der Bischö­fe anders ver­hal­ten, ist nur schwer vor­stell­bar, denn das wäre dann der nächs­te Tief­schlag für die Kir­che.

Jetzt beginnt erst ein­mal das Rin­gen um die Deu­tungs­ho­heit. Kon­ser­va­ti­ve wie reform­ori­en­tier­te Katho­li­ken brin­gen sich in Stel­lung und schie­ßen aus vie­len Roh­ren. Das gehört zu so einem Pro­zess, aber dem nor­ma­len“ Kir­chen­volk dürf­te dabei bald die Lust am Zuhö­ren und Mit­re­den ver­ge­hen.

Am Ende sind es die ein­zel­nen Bischö­fe, die dar­über ent­schei­den, ob sie die von der Syn­odal­ver­samm­lung gefass­ten Beschlüs­se in ihrem Gebiet umset­zen. Und dann ist da noch die gro­ße Unbe­kann­te: Über eini­ge der dis­ku­tier­ten The­men wie einen Zugang von Frau­en zu Wei­he­äm­tern kann nur der Papst oder ein welt­wei­tes Kon­zil ent­schei­den. Papst-Bot­schaf­ter Nico­la Etero­vic hat des­halb in Frank­furt schon ein­mal klar­ge­macht, Maß­stab für die Orts­kir­chen sei die Welt­bi­schofs­syn­ode im kom­men­den Jahr. Und: Es gehe nicht dar­um Mei­nungs­for­schung zu betrei­ben“, zen­tral sei das Wort Got­tes als Leucht­feu­er“.

Doch viel­leicht ist es den Teil­neh­mern des deut­schen Reform­dia­logs in den ver­gan­ge­nen Mona­ten auch gelun­gen, die Angst vor dem all­zu gro­ßen deut­schen Wage­mut zu zer­streu­en. So lob­te etwa Jero­me Vignon, der die fran­zö­si­sche Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­on des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK) ver­tritt, die geist­li­che Dimen­si­on der Syn­odal­ver­samm­lun­gen. Die fran­zö­si­sche Kir­che kön­ne sich zudem davon inspi­rie­ren las­sen, dass von Anfang an der Welt­kir­che gro­ße Beach­tung geschenkt wur­de“.

Der Syn­oda­le Weg geht nun in die nächs­te, die ent­schei­den­de Run­de. Dabei ist noch vie­les mög­lich, nur eines darf nicht pas­sie­ren: ein wei­te­rer Tief­schlag. Dann wäre die katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land end­gül­tig am Boden. 


Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

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