Weltkirche

Ein bleibendes Vermächtnis

Redaktion am 15.07.2024

2024 07 15 pb alb forum papst benedikt5 Foto: Roswitha Dorfner
Benedikts geistiges Erbe weitertragen. Die vier Referenten im – (v.r.) Ratzinger-Schüler Pfarrer Dr. Martin Trimpe, Prof. Prälat Dr. Markus Graulich, Dr. Ralph Weimann und Kurienkardinal Kurt Koch aus Rom – im Begegnungszentrum St. Christophorus; 2.v.r. Gastgeber Prälat Dr. Klaus Metzl, Altöttinger Wallfahrtsrektor.

Fünf Tage lang stand Altötting ganz im Fokus des theologischen Vermächtnisses seines Ehrenbürgers Joseph Ratzinger. Vom 10.-15. Juli diskutierten Experten und Wegbegleiter des „bayerischen Papstes“ beim „Benedikt XVI. Forum“ darüber, wie dessen Leben und Wirken als Hinführung zum Christentum dienen können.

Von Kin­des­bei­nen an war Joseph Ratz­in­ger, der spä­te­re Papst Bene­dikt XVI. ein gro­ßer Ver­eh­rer der Gna­den­mut­ter von Alt­öt­ting. Zu ihr pil­ger­te der im Nach­bar­ort Marktl am Inn gebo­re­ne regel­mä­ßig mit sei­ner Fami­lie – auch als Kar­di­nal in Mün­chen und sogar als Papst besuch­te er das Herz Bay­erns“. Wel­cher Ort könn­te also geeig­ne­ter sein für ein ers­tes gro­ßes Forum zu sei­ner Theo­lo­gie? Bei Stadt­pfar­rer und Wall­fahrts­rek­tor Dr. Klaus Metzl jeden­falls habe er offe­ne Türen ein­ge­rannt, beton­te Prof. Dr. Ralph Wei­mann wäh­rend der Eröff­nung des Forums am Mitt­woch­abend, 10. Juli. Der Pries­ter und Theo­lo­ge war selbst einer der Refe­ren­ten neben Kuri­en­kar­di­nal Kurt Koch aus Rom, Erz­bi­schof Dr. Georg Gäns­wein, Prof. Prä­lat Dr. Mar­kus Grau­lich und Ratz­in­ger-Schü­ler Pfar­rer Dr. Mar­tin Trimpe.

2024 07 15 pb alb forum papst benedikt7 Foto: Roswitha Dorfner
Benedikt XVI. Forum. Prof. Dr. Ralph Weimann mit der Papst-Monstranz.

Getra­gen und flan­kiert wur­den die Vor­trä­ge und Gesprächs­run­den von Rosen­kranz, Anbe­tung und Fei­er der hei­li­gen Mes­se. Eine sol­che bil­de­te am Mitt­woch um 18.30 Uhr auch den Auf­takt des Forums: Kar­di­nal Koch aus Rom zele­brier­te ein Pon­ti­fi­kal­amt in der Stift­s­pfarr­kir­che, musi­ka­lisch gestal­tet durch den Alt­öt­tin­ger Pfarr­chor. Anschlie­ßend zogen Refe­ren­ten und Teil­neh­mer ins Begeg­nungs­zen­trum St. Chris­to­pho­rus (BGZ) zur Eröff­nung des Forums, die wie vie­le wei­te­re Pro­gramm­punk­te von den christ­li­chen TV-Sen­dern EWTN und k‑tv sowie Radio Maria und Radio Horeb live über­tra­gen wur­den. Im BGZ begrüß­te Stadt­pfar­rer Klaus Metzl als Gast­ge­ber herz­lich die Exper­ten auf dem Podi­um, die Gäs­te im Saal und an den Fern­seh- wie Radio­ge­rä­ten. Er zeig­te noch­mals die enge Ver­bun­den­heit Joseph Ratz­in­gers mit dem Gna­den­ort auf und ver­las das Gruß­wort von Diö­ze­san­bi­schof Ste­fan Oster, der dem Forum einen guten Ver­lauf sowie den Teil­neh­mern und Refe­ren­ten eine intel­lek­tu­ell und spi­ri­tu­el­le berei­chern­de Erfah­rung“ wünsch­te. In einer locke­ren Fra­ge-Ant­wort-Run­de bat k‑tv-Redak­teu­rin Athi­nea Andry­szc­zak dann die Refe­ren­ten um kur­ze State­ments zu ihren Ein­schät­zun­gen der Theo­lo­gie Joseph Ratz­in­gers, zu sei­ner Per­sön­lich­keit und sei­nem Ver­mächt­nis. Wie sehr alle den Theo­lo­gen-Papst“ schät­zen, wur­de schon dort klar: Kar­di­nal Koch zeig­te sich über­zeugt, dass Bene­dikt XVI. einst zum Kir­chen­leh­rer ernannt wer­den wird.

Ich bin über­zeugt, dass wir das geis­ti­ge und geist­li­che Ver­mächt­nis des ver­stor­be­nen Paps­tes noch viel mehr vor uns als hin­ter uns haben.”

Bischof Stefan Oster SDB

Auch Bischof Oster ließ in sei­nem Gruß­wort kei­nen Zwei­fel an der Bedeu­tung Bene­dikt XVI.: Ich bin über­zeugt, dass wir das geis­ti­ge und geist­li­che Ver­mächt­nis des ver­stor­be­nen Paps­tes noch viel mehr vor uns als hin­ter uns haben. Nicht weni­ge der kirch­li­chen Akteu­re in unse­rem Land wol­len die­ses Ver­mächt­nis als eine Art letz­tes Zeug­nis einer ver­gan­ge­nen Epo­che betrach­ten. Aber die Zei­ten in Theo­lo­gie und Kir­che sind kri­sen­ge­schüt­telt, die Fra­ge nach dem Wie und Wohin der Kir­che im 21. Jahr­hun­dert, beson­ders in unse­rem Land und in Euro­pa ist oft beherr­schen­des The­ma in vie­len Dis­kur­sen. Da wird man sich in Zukunft immer wie­der erin­nern, dass da ein Theo­lo­ge war, der Papst wur­de, der in einer Brei­te und Tie­fe Theo­lo­gie betrie­ben und den Glau­ben der Kir­che so erklärt hat, dass das noch lan­ge für vie­le Dis­kur­se anschluss­fä­hig und impuls­ge­bend blei­ben wird.“

Benedikt XVI. Forum – Impressionen

Fotos: Ros­wi­tha Dorfner

Die­se Anschluss­fä­hig­keit Bene­dikts, sei­ne mensch­li­che Fein­füh­lig­keit und Beschei­den­heit, sei­ne unge­heu­re theo­lo­gi­sche Wei­te wie Tie­fe, sei­ne fast pro­phe­ti­schen Aus­sa­gen zur Ent­wick­lung der Kir­che schon als jun­ger Theo­lo­gie­pro­fes­sor sowie sein Rin­gen um einen wah­ren Chris­tus­glau­ben in Ver­söh­nung mit Wis­sen­schaft und moder­ner Gesell­schaft bil­de­ten dann auch die Schwer­punk­te der theo­lo­gi­schen Vor­trä­ge, denen die Teil­neh­mer vor Ort trotz der schwü­len Hit­ze sehr auf­merk­sam folg­ten. In drei Gesprächs­run­den hat­ten sie dann Gele­gen­heit, eige­ne Fra­gen an die Refe­ren­ten zu rich­ten. Zuvor fass­ten die­se jeweils kurz ihre vor­an­ge­gan­ge­nen Bei­trä­ge zusam­men. Die Sor­ge eines Zuhö­rers war es bei­spiels­wei­se, ob nicht der deut­sche Syn­oda­le Weg ein Aus­ver­kauf des Glau­bens sei. Pfar­rer Trim­pe unter­stell­te dar­auf ein­ge­hend zunächst ein­mal allen Han­deln­den Gut­wil­lig­keit – er glau­be jedoch nicht, dass die­ser Weg die Lösung der kirch­li­chen Pro­ble­me hier­zu­lan­de sei. Kar­di­nal Koch ant­wor­te­te kate­go­ri­scher: eine Gleich­stel­lung von Lai­en gehe nicht, son­dern nur For­men der Syn­oda­li­tät, die nicht über den Bischö­fen oder par­al­lel zu ihnen stün­den. Auf die Fra­ge einer wei­te­ren Teil­neh­me­rin zur Ant­wort der Kir­che auf die Evo­lu­ti­ons­theo­rie reagier­te Prof. Wei­mann eben­so kate­go­risch. Die­se sei nicht mehr als ein Main­stream-Dog­ma“, der Mensch sei kein Pro­dukt eines Zufalls, son­dern gewollt von Gott und ein­ma­lig als des­sen Abbild. 

Ähn­lich drück­te dies Kar­di­nal Koch aus, als danach gefragt wur­de, wie das geis­ti­ge Erbe Bene­dikts XVI. am bes­ten wei­ter­zu­tra­gen sei: in dem man eben den christ­li­chen Glau­ben beto­ne, dass Men­schen von Gott gewollt sei­en, ant­wor­te­te er. Prä­lat Grau­lich rief in die­sem Zusam­men­hang dazu auf, dass Men­schen nicht in ers­ter Linie sich sel­ber, son­dern gemein­sam nach dem Wil­len Got­tes suchen“ soll­ten. Prof. Wei­mann wie­der­um wies dar­auf hin, dass die Schrif­ten von Joseph Ratzinger/​Papst Bene­dikt XVI. in sehr ver­ständ­li­cher Spra­che geschrie­ben wor­den sei­en und rief dazu auf, des­sen Erbe nicht nur aka­de­misch wie hier auf die­sem Forum, son­dern auf ein­fa­che Wei­se“ wei­ter­zu­ge­ben. Alle drei Refe­ren­ten lob­ten das Forum in Alt­öt­ting als gelun­ge­ne Ver­an­stal­tung, die eben dies tut: das geis­ti­ge Erbe Bene­dikts wei­ter­tra­gen. In einer Anek­do­te brach­te Kar­di­nal Koch auf den Punkt, wor­um es wesent­lich geht: als ein Jugend­li­cher in einer TV-Umfra­ge nach sei­ner Bezie­hung zur Kir­che gefragt wor­den sei, habe die­ser abweh­rend um Got­tes Wil­len“ geant­wor­tet – Ohne es zu wis­sen hat der Jugend­li­che die bes­te Ant­wort gege­ben – in der Kir­che geht es um Got­tes Wil­le“, stell­te Koch fest.

2024 07 15 pb alb forum papst benedikt16 Foto: Roswitha Dorfner

Eine stim­mungs­vol­le und wür­di­ge geist­li­che Über­lei­tung zum Schluss­tag bil­de­ten am Sams­tag­abend, 13. Juli der Pon­ti­fi­kal­got­tes­dienst und die anschlie­ßen­de Lich­ter­pro­zes­si­on mit Erz­bi­schof Georg Gäns­wein. Die­ser stand dann am Sonn­tag­vor­mit­tag im Kul­tur und Kon­gress Forum noch für ein mode­rier­tes Gespräch zur Ver­fü­gung, das nicht nur wegen der lang­jäh­ri­gen engen Ver­bin­dung Gäns­weins zu Bene­dikt XVI. reges Inter­es­se aus­lös­te, son­dern mög­li­cher­wei­se auch wegen sei­ner jüngs­ten Ernen­nung zum Vati­kan-Bot­schaf­ter im Bal­ti­kum. Mit einem Pon­ti­fi­kal­amt, zele­briert durch Kar­di­nal Koch, um 12.30 Uhr in der Basi­li­ka St. Anna ende­te am Sonn­tag­mit­tag schließ­lich das ers­te Bene­dikt XVI. Forum“ in Altötting.

So wie es aus­sieht, wird es im kom­men­den Jahr eine Wie­der­auf­la­ge geben: Von Alt­öt­ting haben wir grü­nes Licht bekom­men“, ver­riet Prof. Wei­mann am Sams­tag­abend. Dies bestä­tig­te Wall­fahrts­rek­tor Metzl: Wir freu­en uns schon auf das Tref­fen im nächs­ten Jahr“, sag­te er am Sonn­tag auf Nach­fra­ge und zog Bilanz des ers­ten Tref­fens: Ins­ge­samt war es eine gelun­ge­ne und tief in das Gebet und die Fei­er der Lit­ur­gie ein­ge­bun­de­ne Tagung, die uns wei­ter geführt hat im Ver­ste­hen der Theo­lo­gie und des Lebens von Joseph Ratzinger/​Papst Bene­dikt XVI.“

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

Michael Glass

Michael Glaß

Readkteur

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