Kirche vor Ort

Hier hat das Dorfleben Raum sich zu entfalten

Redaktion am 25.06.2020

Bp BB Baukollektiv Dorfgemeinschaftshaus Reutern 28 06 2020 48

Dorfgemeinschaftshaus Reutern macht seinem Namen alle Ehre. Pfarrei und sämtliche Ortsvereine sind stolz auf das überaus gelungene Kooperationswerk – Bisher Eigenleistung im Umfang von 25.000 Euro eingebracht – Einweihung am 28. Juni

In vol­lem Umfang ver­dient hat das neue Dorf­ge­mein­schafts­haus in der Bad Gries­ba­cher Vor­stadt-Pfar­rei die­se viel­sa­gen­de Bezeich­nung. Der gan­ze Ort mit den unter­schied­lichs­ten Ver­ei­nen war auf den Bei­nen, um für sich und vor allem auch für die Jugend ein attrak­ti­ves Kom­mu­ni­ka­ti­ons­zen­trum zu schaf­fen, nach­dem sich der alte Pfarr­saal nach der ver­hee­ren­den Über­flu­tung infol­ge Stark­re­gens im Juni 2016 als nicht mehr sanie­rungs­wür­dig erwie­sen hat­te und Reu­tern bereits seit vie­len Jah­ren ohne Dorf­wirts­haus aus­kom­men muss­te. Es waren immer genü­gend Leu­te da“, rühmt Kir­chen­pfle­ger Alo­is Gimpl das Enga­ge­ment der vie­len frei­wil­li­gen Hel­fer.

Der 1. Juni vor vier Jah­ren bleibt der Reu­ter­ner Bevöl­ke­rung auf immer in schlech­ter Erin­ne­rung. Star­ke Regen­fäl­le lie­ßen die loka­len Bäche und Was­ser­grä­ben in Win­des­ei­le so stark anschwel­len, dass wei­te Tei­le der Ort­schaft inner­halb kür­zes­ter Zeit über­schwemmt waren. Davon betrof­fen war auch der alte Pfarr­saal, des­sen Fun­da­men­te unter­spült und des­sen Tro­cken-Est­ri­che durch die ein­ge­drun­ge­ne Feuch­tig­keit auf­ge­weicht wur­den. Noch kurz zuvor hat­ten die Ver­ant­wort­li­chen der Stadt- und der Pfarr­ge­mein­de mit dem Gedan­ken einer Reno­vie­rung gespielt und ers­te Über­le­gun­gen in die­se Rich­tung ange­stellt, die gott­sei­dank noch nicht in die Tat umge­setzt waren.

Baukollektiv Dorfgemeinschaftshaus Reutern 06 2020 Berhard Brunner
Über den gelungenen Neubau freuen sich im tageslichtdurchfluteten Veranstaltungssaal (v.l.) Architekt Markus Glenz, Stadträtin und Gartenbauvereinsvorsitzende Monika Anschütz, Pfarrgemeinderatsvorsitzende Manuela Habeck, Stadtrat und Feuerwehr-Vorsitzender Hans Lindner sowie Kirchenpfleger Alois Gimpl.

Nach Begut­ach­tung der Flut­schä­den am alten Gebäu­de­be­stand lau­te­te das Resul­tat knall­hart irrepa­ra­bel. Die Stadt Bad Gries­bach, anfangs Bau­her­rin, bemüh­te sich dar­auf­hin um För­der­mög­lich­kei­ten für das Bau­pro­jekt auf dem Grund­stück der Katho­li­schen Pfarr­kir­chen­stif­tung. Als Alter­na­ti­ve war auch ein Auge auf das alte Schul­ge­bäu­de gegen­über der Pfarr­kir­che St. Valen­tin gewor­fen wor­den. Doch Exper­ten bewer­te­ten die­se Gemäu­er als unge­eig­net für die vor­ge­se­he­ne Nut­zung durch die Pfarr­ge­mein­de und die Dorf­ver­ei­ne. Die Lösung, für die letzt­lich auch ent­spre­chen­de Zuschüs­se aus öffent­li­cher Hand zu erwar­ten waren, ziel­te schließ­lich auf einen hoch­was­ser­si­che­ren Neu­bau ab.

Die Bau­trä­ger­schaft über­nahm zwi­schen­zeit­lich die Diö­ze­se Pas­sau unter Betei­li­gung der Stadt Bad Gries­bach mit einem Drit­tel an den auf 780.000 Euro ver­an­schlag­ten Kos­ten, gede­ckelt auf maxi­mal 275.000 Euro. Im Novem­ber 2018 rück­ten die Abbruch-Bag­ger an und mach­ten den maro­den Pfarr­saal dem Erd­bo­den gleich, der am Stand­ort für den Neu­bau um 1,25 Meter über gewach­se­nem Grund auf­ge­schüt­tet wur­de. Im Mai 2019 begann die Errich­tung des ohne Kel­ler kon­zi­pier­ten Gebäu­des in mas­si­ver Zie­gel­bau­wei­se unter Berück­sich­ti­gung neu­es­ter Ener­gie-Ein­spar­vor­ga­ben. Die genaue Posi­tio­nie­rung des Bau­kör­pers hat­te Diö­ze­san­bau­meis­ter Jochen Jar­zom­bek zuvor fest­ge­legt, damit er sich opti­mal in das Dorf­bild einfügt.

Wie rei­bungs­los und rasch die­se Abspra­chen über den moder­nen Instant-Mes­sa­ging-Dienst via Smart­phones funk­tio­niert, beweist eine Anek­do­te, die der Kir­chen­pfle­ger gern erzählt. So waren es die frei­wil­li­gen Mon­teu­re der deko­ra­ti­ven Holz­de­cke im neu­en gro­ßen Pfarr­saal leid gewe­sen, wegen der Stahl­tei­le zur Unter­span­nung der Holzleim­bin­der das Fahr­ge­rüst immer wie­der zer­le­gen zu müs­sen, um es umzu­set­zen. Bei­na­he Wun­der wirk­te ein Auf­ruf, hier für Abhil­fe zu sorgen.

Inner­halb von einer hal­ben Stun­de waren 40 Leu­te da, um mit­ein­an­der das Gerüst ohne auf­wän­di­ge Demon­ta­ge zu verschieben”

Kirchenpfleger Alois Gimpl

Ent­stan­den ist auf Basis der aus­ge­klü­gel­ten Pla­nung durch den Bad Gries­ba­cher Archi­tek­ten Mar­kus Glenz im Erd­ge­schoß der 120 Qua­drat­me­ter gro­ße und tages­licht­durch­flu­te­te Ver­an­stal­tungs­saal, dazu ein 16 Qua­drat­me­ter umfas­sen­der Bespre­chungs­raum, eine modernst und zweck­mä­ßig aus­ge­stat­te­te Küche samt Aus­schank mit einer Flä­che von 18 Qua­drat­me­tern, Toi­let­ten­an­la­gen mit Behin­der­ten-WC sowie Gar­de­ro­be und Tech­nik­raum. Im Ober­ge­schoß, über eine Stahl-Außen­trep­pe erreich­bar, befin­det sich der 25 Qua­drat­me­ter gro­ße Jugend­raum mit eige­nen Toi­let­ten und Fens­ter hin­un­ter zum Saal, das im Bedarfs­fall eben­so zur Steue­rung der Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­nik genutzt wer­den kann.

Auch unter öko­lo­gi­schen Aspek­ten liegt das neue Dorf­ge­mein­schafts­haus in Reu­tern voll auf der Höhe der Zeit. Die Ver­sor­gung mit Heiz­ener­gie erfolgt zu hun­dert Pro­zent CO2-neu­tral über das von einer Bio­gas­an­la­ge gespeis­te Nah­wär­me­netz, an das nahe­zu der gesam­te Ort ange­bun­den ist. Dar­aus ergibt sich ein gro­ßer Vor­teil für den Brand­schutz des Gebäu­des. Wir haben kei­ne Feu­er­quel­le im Haus“, hebt Archi­tekt Glenz unter Hin­weis auf den Ver­zicht auf eine eige­ne Heiz­an­la­ge her­vor. Alle Räu­me ver­fü­gen über eine Fuß­bo­den­hei­zung und drei­fach ver­glas­te Fens­ter­ele­men­te. Sämt­li­che Vor­ga­ben der aktu­ells­ten Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung – kurz EnEV genannt – sind berück­sich­tigt, wozu auch eine Kom­pakt-Lüf­tungs­an­la­ge für den Saal gehört. Außen­lie­gen­de Schie­be­lä­den die­nen zur Ver­dun­ke­lung. Das in gro­ßer Men­ge ver­wen­de­te Holz blieb kom­plett unbe­han­delt.

Vom Ergeb­nis der Gemein­schafts­in­itia­ti­ve – Rest­ar­bei­ten wie die Außen­an­la­gen wer­den bei­spiels­wei­se noch vom Gar­ten­bau­ver­ein zusam­men mit einem Fach­be­trieb erle­digt – zei­gen sich die ört­li­chen Pro­jekt­steue­rer tief beein­druckt. Sie loben vor allem die par­tei­über­grei­fen­de enge Abstim­mung mit Bür­ger­meis­ter Jür­gen Fund­ke und dem Bad Gries­ba­cher Stadt­rat sowie mit Stadt­pfar­rer Gun­ther Dre­scher. Ent­spre­chend groß ist die Freu­de aller auf die mit dem neu­en Saal ver­bun­de­nen Mög­lich­kei­ten, wie­der Ver­an­stal­tun­gen aus­rich­ten zu können.

Wir haben vier Jah­re lang Still­stand gehabt in Reutern”

Kirchenpfleger Alois Gimpl

Grün­de genug zum Fei­ern, soweit es die der Coro­na-Pan­de­mie geschul­de­ten Ein­schrän­kun­gen zulas­sen. Aus Anlass der Ein­wei­hung wird Stadt­pfar­rer Dre­scher am Sonn­tag, 28. Juni, um 10.30 Uhr einen Got­tes­dienst unter frei­em Him­mel zele­brie­ren. Danach spen­det er den neu­en Räum­lich­kei­ten, in die auch der alte arte­si­sche Brun­nen unter dem Fun­da­ment im Boden des Saals inte­griert wor­den ist, den kirch­li­chen Segen.

Text und Fotos: Bern­hard Brunner

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