
Die Welt zu verändern ist in aller Munde: das Klima besser schützen, den Krieg beenden, Ungerechtigkeit verhindern. Die Liste dessen, was getan werden kann, erscheint unendlich lang. Die Nachrichten zeigen uns täglich weitere Katastrophen auf unserer Welt. Doch was tun?
An die 100 Jahre verbringen wir auf dieser Welt. Wir leben und prägen sie, wir gestalten und verändern sie. Hinter all dem steht der Wunsch, am Ende unseres Lebens sagen zu können, sie ist anders als zuvor: sie ist besser, weiterentwickelt, freundlicher, gerechter, offener – so wie wir es von großen Persönlichkeiten aus den Geschichtsbüchern kennen.

Das Buch „Courage“ von Sarah Gaffuri und Niklaus Kuster erzählt in 123 Kurzporträts die Geschichte von Menschen, die unsere Kultur, unsere Wissenschaft und unsere Gesellschaft maßgeblich verändert und unseren Glauben vertieft haben. Es sind Frauen und Männer, die in allen Epochen weit über ihre damalige Zeit hinausstrahlten wie Seneca, Juana Payaba Cachique, Martin Buber, Katharina von Siena, Wolfgang Amadeus Mozart, Marie Curie oder Hans und Sophie Scholl. Was verbindet sie alle? Sie waren keine Superhelden, keine perfekten, unfehlbaren Persönlichkeiten. Sie hatten den Mut, für das einzustehen, was ihrer Überzeugung nach gut und richtig sei. Sie waren mutig. Sie taten dort, wo sie waren, kleine Schritte. Und diese Schritte veränderten die Welt: im Denken, im Handeln, in der Wissenschaft, in der Gesellschaft und in der Glaubens-Praxis.
All diese Frauen und Männer zeigten Mut und waren auf diese Weise zu Veränderungen imstande, denn Veränderung und Innovationen brauchen Courage. Sie ist die Grundlage, dass das Miteinander funktioniert. Nur so entwickelt sich jeder einzelne und auch unsere Gesellschaft weiter – indem wir mutig neue Wege gehen. Hätte sonst Martin Luther King so vielen Menschen von seinem Traum erzählt, Maria Montessori als erste Frau in Italien Medizin studiert und eine neue Form der Pädagogik entwickelt oder die Pakistani Malala Yousafzai mit elf Jahren unter dem Decknamen „Kornblume“ zu schreiben begonnen, wie es ihr als Mädchen unter der Taliban-Herrschaft ging?
Das Buch beschreibt 123 verschiedene Menschen, Frauen und Männer aus jedem Teil der Welt. Alle waren unterschiedlich im Charakter, in der Persönlichkeit und im Aussehen. Die von ihnen angestoßenen Veränderungen geschahen nicht durch einen bestimmten Persönlichkeitstyp. Mehr denn je zeigt uns das Buch, dass die Helden und mutige Menschen aus unserer Geschichte die Welt veränderten, in dem sie mutig gehandelt haben – dort, wo sie waren. Ein Held wird nicht als Held geboren, er wird dazu durch sein Handeln.
Das, was die Welt verändert, sind nicht in erster Linie die großen Taten, sondern die kleinen. Es sind die kleinen, mutigen Schritte, die jeder von uns geht, um die Welt ein kleines bisschen humaner und besser zu machen. Das Buch erzählt, dass Mutter Teresa von Kalkutta bei einer Feier in Lausanne gefragt wurde, wie man sie und ihren Orden unterstützen könne. Ihre Antwort überraschte viele: „Ihr unterstützt mich und meine Schwestern dann am besten, wenn ihr die Ungeliebten und Unerwünschten erkennt: in eurer eigenen Stadt, eurer Straße, eurem Haus.“
Allerdings hatte nicht jedes Vorhaben zur Weltveränderung und ‑verbesserung wirklich gute Folgen. Viele Entwicklungen blieben und bleiben ambivalent. Hätten wir ohne die Entdeckung der Radioaktivität keine Röntgengeräte, so auch keine Atombomben. Woran erkennt man also, was wirklich gut ist? Die Antwort gibt uns das Fest, auf das wir uns in diesen Tagen vorbereiten: Weihnachten. An Weihnachten wurde Gott Mensch. Er, der die Liebe, das Wahre, das Gute und das Schöne ist. All unser Handeln lässt sich messen an dem, der an Weihnachten zur Welt kam – gebündelt in der Frage: Hilft es uns, Gott und den Nächsten mehr zu lieben, in der Liebe zu wachsen?

Susanne Schmidt
Bischöfliche Pressesprecherin