
Sie war sein Meisterstück, die Vollendung seines Lebenswerks: Zehn Jahre hat Werner Rose an seiner Orgel gebaut, bis sie vollendet war. Ein Zeugnis genialer Handwerkskunst. Nun kommt dieses Instrument in der Dommusik zum Einsatz.
Passau. „Für uns ist das ein absoluter Glücksfall“, freut sich Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger, während er am Spieltisch des außergewöhnlichen Instruments Platz nimmt. Die Dommusik hat die Orgel geschenkt bekommen. Werner Rose aus Herzogenaurach hat sie in jahrelanger Arbeit selbst gebaut. Es war nicht seine erste Orgel, aber es war sein Meisterwerk. Auf 2,40 Meter Höhe, 1,50 Meter Breite und 75 Zentimeter Tiefe hat der Ingenieur und Vollblut-Handwerker die Königin der Instrumente mit zehn Registern exakt eingepasst. Das Gehäuse besteht aus Eschenholz, der Prospekt aus Kirsche, die Tastatur und Registerknöpfe aus Palisander mit Knocheneinlage. Ein handwerklich perfekt gemachtes Präzisionswerk und ein ästhetischer Anblick. Allerdings konnte Werner Rose die Orgel aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ganz fertigstellen. Der Orgelbauer Andreas Hemmerlein aus Cadolzburg übernahm die Vollendung des Instruments, das dann im Wohnzimmer des Erbauers seinen Platz fand, bis Werner Rose 2015 mit 84 Jahren starb.
„Mein Vater war schon als junger Mann ein Orgelfreak“, erinnert sich Werner Roses Sohn Christoph, Kirchenmusiker und Musiklehrer in Passau. Sein Vater nahm deshalb u.a. beim bekannten Kirchenmusiker und Komponisten Heinrich Rohr Unterricht. Er überlegte auch, Kirchenmusik zu studieren, entschied er sich dann aber doch anders. Sein Geld verdiente er als Maschinenbauingenieur im Kraftwerksbau. Die Königin der Instrumente blieb freilich immer präsent und der Orgelbau wurde zur Passion.
Nach dem Tod des handwerklichen Genies erbte Sohn Christoph das Meisterstück. Gemeinsam mit seiner Schwester entschied er, dass die Orgel „dorthin kommt, wo sie auch genutzt wird“. Die Dommusik dürfte da genau der richtige Ort sein.
„Für unsere Proben ist dieses Instrument perfekt“, freut sich Domkapellmeister Unterguggenberger. Wenn nicht gerade Corona den Unterricht lahmlegt, kommen über 60 Kinder und Jugendliche regelmäßig zu den Chorproben. Auch eine zweite Hoffnung von Unterguggenberger könnte aufgehen: „Vielleicht bekommt ja der ein oder andere Lust, Orgel zu lernen.“ Eine erste Anfrage gibt es bereits.

Wolfgang Krinninger
Chefredakteur