Kirche vor Ort

Ein Zeichen, das eint

Redaktion am 02.06.2025

Foto: Roswitha Dorfner
Mit Hilfe der Feuerwehr Altötting installiert Kirchenmalermeister Reinhard Wimmer das neue Papstwappen am Außenportal der At. Anna-Basilika.

Das neue Wappen von Papst Leo XIV. ist nun an der Päpstlichen Basilika in Altötting angebracht worden.

Der Mann mit der Base­ball­müt­ze scheint ein pas­sio­nier­ter Ang­ler aus Alas­ka zu sein, jeden­falls wenn man der Sti­cke­rei auf sei­ner Kap­pe Glau­ben schenkt. Und das darf man, denn Ame­ri­ka­ner lie­ben es, die Logos ihrer Hob­bys oder gar ihrer Hei­mat­re­gi­on auf T‑Shirts oder auf einer Kopf­be­de­ckung zur Schau zu stel­len – wie eben die­ser Pil­ger aus Über­see am ver­gan­ge­nen Frei­tag auf dem Vor­platz der Sankt Anna-Basi­li­ka. Es ist brü­tend heiß, man sieht zu, dass man sich in den Schat­ten der Bäu­me ver­zie­hen kann. Und so ste­hen sie neben­ein­an­der, rein zufäl­lig oder, man ist ja in Alt­öt­ting, durch gött­li­che Fügung: Der Mann aus der Fer­ne mit sei­ner bei­gen Kap­pe, Kir­chen­ma­ler Rein­hard Wim­mer mit einem bunt­schim­mern­den Etwas in Luft­pols­ter­fo­lie und Kapu­zi­ner­bru­der Vin­zenz Mül­ler, der Basi­li­ka­mes­ner, heu­te im offe­nen blau­grau­en Arbeits­man­tel. Es ist halb drei Uhr nach­mit­tags, die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr Alt­öt­ting in klei­ner, aber pro­mi­nen­ter Vor­stands­be­set­zung rückt an, mit ihrer Dreh­lei­ter Flo­ri­an Alt­öt­ting 30/1“ und posi­tio­niert ihr Fahr­zeug vor dem Por­tal der Basilika.

Rein­hard Wim­mer schlägt die dicke Schutz­fo­lie sei­nes Mit­bring­sels zurück, der Mann aus den USA blickt neu­gie­rig auf das dar­in ver­bor­ge­ne Zin­n­o­val, nickt aner­ken­nend, lächelt flüs­ternd The Pope“, zückt sein Han­dy, foto­gra­fiert das sich aus der durch­sich­ti­gen Ver­pa­ckung her­aus­schä­len­de Wap­pen­schild Papst Leo XIV., und schickt die Bil­der des Papst­wap­pens, das von heu­te an über dem Por­tal der Päpst­li­chen Wall­fahrts­ba­si­li­ka thront, nach Hau­se. Alt­öt­ting und Ancho­ra­ge in Alas­ka sind einen win­zi­gen Moment lang eins – ganz so wie es im Wahl­spruch des neu­en Paps­tes heißt: In Illo uno unum – In dem, der eins ist, sind wir eins“.

Foto: Roswitha Dorfner
„In Illo uno unum“. Kirchenmalermeister Reinhard Wimmer und Bruder Vinzenz mit dem Wappen von Papst Leo XIV.

Nach Papst Fran­zis­kus ist Robert Fran­cis Pre­vost erst der zwei­te Pon­ti­fex maxi­mus, der in sein Wap­pen eine Ban­de­ro­le mit sei­nem Leit­satz auf­neh­men ließ. Wie sein Amts­vor­gän­ger aus Argen­ti­ni­en hält der ehe­ma­li­ge Bischof der perua­ni­schen Diö­ze­se Chic­layo an inhalt­lich glei­chen Ele­men­ten fest, die bereits sein Bischofs- und Kar­di­nals­wap­pen geschmückt hat­ten. Er ver­wen­det eben­falls über dem Wap­pen­schild die Mitra statt der Tia­ra und ver­weist wie Jor­ge Mario Berg­o­glio auch auf sei­ne Ordens­zu­ge­hö­rig­keit: Ein geschlos­se­nes Buch, auf dem ein von einem Pfeil durch­bohr­tes Herz zu sehen ist, soll an die Wor­te sei­nes Ordens­grün­ders, des hei­li­gen Augus­ti­nus, erin­nern, der auf sei­nem Weg zum Glau­ben sag­te: Du hast mein Herz mit dei­nem Wort durch­bohrt“. Auch Papst Bene­dikt XVI. hat­te bereits sei­ne Ver­eh­rung für den Kir­chen­leh­rer Augus­ti­nus in sein Wap­pen ein­flie­ßen las­sen. Es zeig­te eine Muschel, das augus­te­ische Sym­bol dafür, Gott nie ganz erfas­sen zu können.

Die maria­ni­sche Spi­ri­tua­li­tät des aktu­el­len Paps­tes spielt in der Bla­so­nie­rung eine Rol­le – ganz so wie bei Fran­zis­kus und Johan­nes Paul II.: Auf blau­em Grund – blau gilt als die Far­be Mari­ens – ist eine weiß-sil­ber­ne Lilie, das Sym­bol für Rein­heit und Unschuld abge­bil­det. Ob die Lilie auch ein dezent ver­steck­ter Hin­weis auf die fran­zö­si­schen und kreo­li­schen Wur­zeln sein könn­te, wur­de bis­lang noch nicht diskutiert.

Sti­lis­tisch sicher ist, dass Papst Leo XIV. wie­der zur nach unten spitz zulau­fen­den fran­zö­si­schen Form des Wap­pen­schil­des zurück­ge­kehrt ist – anders als sei­ne Vorgänger.

Mitt­ler­wei­le haben die Feu­er­wehr­män­ner die Tau­ben­schutz­git­ter vor dem von Engeln flan­kier­ten Bron­ze­rah­men über dem Basi­li­ka-Ein­gang gelöst. Kir­chen­ma­ler Rein­hard Wim­mer setzt vor­sich­tig das neue Papst­wap­pen in den Rah­men. Der zwei­te Vor­stand der Alt­öt­tin­ger Feu­er­wehr Chris­toph Huber schraubt das Oval fest. Papst Leo XIV. hat somit für alle ersicht­lich Besitz von sei­ner Alt­öt­tin­ger Basi­li­ka genom­men – sein per­sön­li­ches Logo“ prangt von jetzt an bis zum Ein­tritt der nächs­ten Sedis­va­kanz über­all dort, wo päpst­li­cher Besitz oder Urhe­ber­schaft anzu­zei­gen ist, im Vati­kan und außer­halb des Kir­chen­staats sowie an welt­weit fast 1900 Basi­li­cae mino­res, vier davon im Bis­tum Pas­sau. Ob gemalt, gedruckt, gestanzt, gestickt, gemei­ßelt, gegos­sen, geschnitzt oder sogar in Blu­men­bee­ten gepflanzt – die päpst­li­che Wort-Bild­mar­ke gehört von nun an zu den bedeu­tends­ten der Welt.

Text: Maxi­mi­lia­ne Heigl-Saalfrank

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