Das Altöttinger Marienwerk sei „der marianische Versuch“, vor allem „mit Hilfe der Kunst das Hören einzuüben“, stellte dessen Vorsitzender, Domkapitular i.R. Msgr. Josef Fischer, in seiner Predigt zum Festgottesdienst in der St. Anna-Basilika fest.
Kunst, das bedeutet für die Gebetsgemeinschaft am Wallfahrtsort vor allem Musik, die Besucher freilich auch an diesem Tag genießen durften – und dies gleich mehrfach: Einmal beim Festgottesdienst selbst, den der Kapellchor der Bischöflichen Administration und das Kapellorchester des Altöttinger Marienwerks mit der Messe in G von Christopher Tambling unter Leitung von Lucia Gasser und Johanna Maria Stitz an der Orgel gewohnt beeindruckend gestalteten. Zum anderen bei der AVE Marienandacht vor der Gnadenkapelle am Nachmittag, die von der Altöttinger Hofmusik unter der Leitung von Karlmann Kanzler musikalisch umrahmt wurde. Schließlich am Abend, als die vom Marienwerk geförderten „Altöttinger Kapellsingknaben und die Mädchenkantorei“ gemeinsam mit dem Kammerorchester „viva musica salzburg“ mit Konzertmeisterin Daniela Beer und Markus Hager an der Orgel und unter der Gesamtleitung von Herbert Hager konzertierten und in der Kirche St. Magdalena Geistliche Abendmusik zum Besten gaben.
Tag des Altöttinger Marienwerks 2024 – Impressionen
Ums Zuhören ging es auch beim gemütlichen Beisammensein im Gebäude des Altöttinger Marienwerks am Kapellplatz 18, wo Besucher miteinander ins Gespräch kommen konnten. Die Kunst stand auch hier im Mittelpunkt, insbesondere die dort beheimatete Dioramenschau, die in großräumigen Schaukästen die Geschichte Altöttings und der Wallfahrt erzählt, und die an diesem Tag bei freiem Eintritt offenstand. Kinder und Jugendliche konnten „die Schau“ im Rahmen eines kleinen Gewinnspiels neu entdecken. Außerdem wurden im Filmsaal der alte und der neue Marienfilm gezeigt.
„Vom Hören kommt das Reden. Zuerst die Ohren, dann der Mund“, betonte Msgr. Fischer in seiner Festpredigt am Vormittag. Dies gelte für Chor und Orchester, die erst zuhören müssten, bevor sie Musik wiedergeben können. Es gelte für die Gottesmutter Maria, die ihr „Ja“ erst gesprochen habe, nachdem sie Gottes Botschaft gehört und erwogen hat. Es gelte auch für die „Heilung eines Tauben“, der nur mit Mühe reden konnte (Mk 7,31−37), als Jesus mit seinen Fingern zuerst dessen Ohren berührt hat. Und auch wir selbst hätten das Sprechen erst durch das Zuhören lernen müssen. Msgr. Fischer resümierte: „Das Hören kann man lernen, und es ist höchste Zeit dafür.“ Wenn wir auf das Wort Gottes hörten und einander wirklich zuhörten, dann hätten wir die „Chance, dass unsere Gesellschaft aus dem Egotrip herauskommt, der nur einsam und traurig und unglücklich macht“.
Michael Glaß
Readkteur