Weltkirche

„Gedämpft optimistisch“

Redaktion am 13.09.2022

2022 09 12 pb alb markus biber Foto: Wolfgang-Christian Bayer / pbp
Was die Zukunft des Synodalen Weges in Deutschland angeht, ist der Passauer Diözesanratsvorsitzende Markus Biber „gedämpft optimistisch“.

Markus Biber, Vorsitzender des Diözesanrates im Bistum Passau, und seine Einschätzung zum Verlauf der IV. Vollversammlung des Synodalen Weges in Frankfurt.

Nach der III. Voll­ver­samm­lung des Syn­oda­len Wegs im Früh­jahr, bei der erst­mals end­gül­ti­ge Tex­te abge­stimmt wur­den, die dort auch die nöti­gen 2/​3‑Mehrheiten aller Teil­neh­mer und auch der Teil­neh­mer aus der Bischofs­kon­fe­renz erhal­ten hat­ten, war man gespannt, ob sich dies auch auf der IV. Voll­ver­samm­lung fort­set­zen wür­de, an wel­cher Papie­re dis­ku­tiert wer­den soll­ten, die bekann­ter­ma­ßen unter den Bischö­fen teil­wei­se umstrit­ten waren – wie die Grund­tex­te des Forums IV zur Sexu­al­mo­ral Leben in gelin­gen­den Bezie­hun­gen – Lie­be leben in Sexua­li­tät und Part­ner­schaft“ und des Forums III Frau­en in Diens­ten und Ämtern in der Kir­che“. Ich bin auf­grund der Erfah­run­gen aus dem Früh­jahr eher opti­mis­tisch gestimmt nach Frank­furt gereist.

Am Don­ners­tag-Nach­mit­tag war der ers­te grö­ße­re Punkt auf der Tages­ord­nung die Behand­lung des Grund­tex­tes aus dem Forum IV. Nach den Behand­lun­gen der Vor­schlä­ge der Antrags­kom­mis­si­on wur­de schließ­lich über den Gesamt­text abge­stimmt. Und zur gro­ßen Über­ra­schung erreich­te der Text zwar die deut­li­che Mehr­heit der Teil­neh­mer (82,81 %) und auch der Bischö­fe (61,11 %, 33 pro, 21 con­tra, 3 Ent­hal­tun­gen) ver­fehl­te damit jedoch die 2/​3‑Mehrheit der Bischö­fe, die für die Annah­me des Tex­tes not­wen­dig war. Der Text und die Arbeit dar­an in den Foren und Voll­ver­samm­lun­gen über die ver­gan­ge­nen Jah­re hin­weg ist damit end­gül­tig ver­lo­ren. Ein­zi­ge Mög­lich­keit, wie die­ser zumin­dest noch teil­wei­se geret­tet wer­den kann, ist nun über die Ver­wen­dung ein­zel­ner Pas­sa­gen in den soge­nann­ten kon­kre­ten Handlungstexten.

Nach die­ser Abstim­mung war bei den Mit­glie­dern der Voll­ver­samm­lung und auch bei mir die Ent­täu­schung doch sehr groß. Ein­zel­ne Mit­glie­der ver­lie­ßen die Voll­ver­samm­lung, weil sie sich durch die Ableh­nung per­sön­lich ange­grif­fen fühl­ten, ande­re pro­tes­tier­ten gegen die Ent­schei­dung noch wäh­rend der Ver­samm­lung. Beson­ders auf Miss­fal­len stieß die Tat­sa­che, dass sich vie­le der Bischö­fe vor dem Votum nicht inhalt­lich zum Text geäu­ßert hat­ten und dann aber mit Nein stimm­ten. Dies wur­de als ein ins Mes­ser lau­fen las­sen“ empfunden.

Kreuz vor dem Logo des Synodalen Wegs.

Nach die­sem Tief­schlag wur­den an die­sem Tag kei­ne wei­te­ren Tex­te mehr abge­stimmt und die­ser nur noch zur Aus­spra­che genutzt. Der Fol­ge­tag begann dann mit Appel­len des Prä­si­di­ums, zusam­men­zu­blei­ben und weiterzuarbeiten.

In der Fol­ge kam es zur Dis­kus­si­on des Grund­tex­tes des Forums III („Frau­en“). In der Dis­kus­si­on zeig­ten sich nun doch deut­lich kla­rer die Posi­tio­nen der ableh­nen­den und zustim­men­den Teil­neh­mer ins­be­son­de­re unter den Bischö­fen. Dies war wohl die Fol­ge des vor­ste­hend beschrie­be­nen Pro­blems vom Vor­tag. Nach­dem alle Ände­rungs­an­trä­ge behan­delt wor­den waren, wur­de die Sit­zung noch­mals unter­bro­chen und die Bischö­fe zogen sich noch­mals zur Abstim­mung zurück. Nach der Unter­bre­chung wur­de abge­stimmt und der Grund­text Frau­en mit gro­ßen Mehr­hei­ten sowohl der gan­zen Voll­ver­samm­lung aber auch der Bischö­fe ange­nom­men. Dies dürf­te der Höhe­punkt des ver­gan­ge­nen Wochen­en­des gewe­sen sein. Hier wird erst­mals auch von einer Bischofs­kon­fe­renz mehr­heit­lich gefor­dert, die Rol­le der Frau in der katho­li­schen Kir­che zu über­den­ken – auch im Hin­blick auf die Wei­he­äm­ter. Der Text wird als Dis­kus­si­ons­vor­schlag von den Bischö­fen in die welt­kirch­li­che Dis­kus­si­on ein­ge­bracht und auch bei den anste­hen­den Ad-Limi­na-Besu­chen in Rom vor­ge­legt werden.

Nach dem Tief­schlag am Don­ners­tag-Nach­mit­tag wur­den noch zwei Hand­lungs­tex­te aus dem Forum IV („Sexu­al­mo­ral“) zur Lehr­amt­li­chen Neu­be­wer­tung von Homo­se­xua­li­tät“ und zur Grund­ord­nung des kirch­li­chen Diens­tes“ in zwei­ter Lesung und damit end­gül­tig mit den not­wen­di­gen 2/​3‑Mehrheiten ange­nom­men, eben­so wie Ver­ste­ti­gung der Syn­oda­li­tät in Deutsch­land durch die beschlos­se­ne Schaf­fung eines Syn­oda­len Rates und vor­über­ge­hend eines syn­oda­len Aus­schus­ses. Letz­te­res war für die syn­oda­le Wei­ter­ar­beit an den noch offe­nen The­men sehr bedeutend.

Nach dem Tief­punkt der Zusam­men­ar­beit am Don­ners­tag-Abend und dem Hoch­ge­fühl über die getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen am Frei­tag-Mit­tag bin ich wei­ter sehr zuver­sicht­lich und gedämpft opti­mis­tisch, dass die erar­bei­te­ten Ergeb­nis­se des Syn­oda­len Weges die katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land, aber auch uni­ver­sell, deut­lich nach vor­ne brin­gen wer­den. Die­se Zuver­sicht speist sich zum einen aus der erdrü­cken­den und nahe­zu ein­stim­mi­gen Über­zeu­gung der nicht-bischöf­li­chen Teil­neh­mer des Syn­oda­len Weges zu den heu­te not­wen­di­gen Refor­men in der Kir­che und der Tat­sa­che, dass auch immer mehr Bischö­fe dies genau so sehen. Aber es bleibt wei­ter span­nend. Wir müs­sen daher an der Arbeit dran bleiben …

429 A0042

Markus Biber

Betrieblicher Datenschutzbeauftragter

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