Weltkirche

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Redaktion am 13.09.2022

Flagge mit dem Logo des Synodalen Wegs.

Das war knapp: Für einige Stunden stand der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland vor dem Scheitern. Doch es geht weiter.

Nach­dem die Bischö­fe mit ihrer Sperr­mi­no­ri­tät das Grund­satz­pa­pier zur Libe­ra­li­sie­rung der katho­li­schen Sexu­al­mo­ral gestoppt hat­ten, droh­te das end­gül­ti­ge Aus. Die Kluft war so groß gewor­den, dass eini­ge depri­mier­te Teil­neh­mer sogar die gemein­sa­me Eucha­ris­tie­fei­er aus dem Pro­gramm neh­men woll­ten. Doch es gelang den Ver­ant­wort­li­chen schließ­lich doch, die Wogen soweit zu glät­ten, dass die Ver­samm­lung fort­ge­setzt wer­den konn­te. Und mehr noch: Nach der schwe­ren Kri­se wur­den wich­ti­ge Reform­tex­te mit gro­ßer Mehr­heit beschlos­sen. Ein Text zu Frau­en in Diens­ten und Ämtern der Kir­che“ fand eine brei­te Mehr­heit, ein bun­des­wei­tes Bera­tungs- und Lei­tungs­or­gan wur­de beschlos­sen, und die Ver­samm­lung votier­te auch für eine lehr­amt­li­che Neu­be­wer­tung von Homo­se­xua­li­tät in der katho­li­schen Kirche. 

Zur Über­brü­ckung der Gegen­sät­ze trug ent­schei­dend bei, dass in der Dis­kus­si­on über die Stel­lung der Frau­en in der Kir­che den Geg­nern des Tex­tes deut­lich mehr Raum gege­ben wur­de als am Vor­tag bei der Debat­te, die mit einem Schei­tern der Vor­la­ge zum The­ma Sexu­al­mo­ral geen­det hat­te. Zudem wur­de der Text zur Gleich­stel­lung der Frau­en in der Kir­che auf Vor­schlag von Bischof Bät­zing so geän­dert, dass er nicht als ver­bind­li­cher Beschluss, son­dern als Vor­schlag zur Prü­fung durch den Papst ver­stan­den wer­den konnte.

Frei­lich: Dass der Syn­oda­le Weg auf die­ser wich­ti­gen Etap­pe nicht ent­gleist ist, ist ein zart kei­men­des Hoff­nungs­pflänz­chen, mehr aber auch nicht. Es ändert kaum etwas an der tie­fen Zer­ris­sen­heit inner­halb der Kir­che und der Frus­tra­ti­on und Ent­frem­dung vie­ler Katho­li­ken. Doch wahr­haft ver­hee­rend wäre es gewe­sen, wenn Men­schen, die sich auf die glei­che Mit­te besin­nen, das Reform­pro­jekt an die­sem Punkt gegen die Wand gefah­ren hät­ten. Der Exodus aus unse­rer Kir­che hät­te dann wohl bald im gan­zen Land Köl­ner Dimen­sio­nen angenommen. 

Wir müs­sen Gott treu sein. Und gleich­zei­tig müs­sen wir die rich­ti­gen Ant­wor­ten für die Men­schen von heu­te finden.”

Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode im Vatikan

So aber bleibt die deut­sche Kir­che auf ihrem Weg des Dia­logs mit der Gegen­wart. Und auch die Welt­kir­che ist im Auf­bruch. Wenn Papst Fran­zis­kus von sei­ner Visi­on eines syn­oda­len Weges spricht, ruft er auf zur Begeg­nung“, zum Dia­log“, zum gemein­sa­men Weg“, zur Offen­heit“ und Gast­freund­schaft“, zum Brü­cken­bau“ und zur Zärt­lich­keit“. Auf die­sem Weg sind alle Gläu­bi­gen gefor­dert: Es bringt nichts, wenn wir ent­täuscht auf die Zer­ris­sen­heit der Welt­kir­che bli­cken oder die­se sogar noch befeu­ern. Wir müs­sen selbst zu syn­oda­len Mit­glie­dern der Welt­kir­che wer­den. Wir müs­sen zusam­men­rü­cken, uns auf ande­re ein­las­sen, einen gemein­sa­men Geist fin­den und uns den Nöten und Bedürf­nis­sen unse­rer Zeit stel­len. Kar­di­nal Mario Grech, der Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­syn­ode im Vati­kan, hat dafür eine kur­ze For­mel gefun­den: Wir müs­sen Gott treu sein. Und gleich­zei­tig müs­sen wir die rich­ti­gen Ant­wor­ten für die Men­schen von heu­te finden. 

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

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