Den Tagen mehr Leben geben

Redaktion am 24.06.2025

St. Ursula Hospiz Niederalteich: Am Baum im Hof wird für jeden verstorbenen Patienten ein Band gehängt. Foto: Uschi Friedenberger
St. Ursula Hospiz Niederalteich: Am Baum im Hof wird für jeden verstorbenen Patienten ein Band gehängt.

Oft war die Autorin des Editorials unserer aktuellen Ausgabe 26-2025 im St. Ursula Hospiz Niederalteich und hat gerade auch dort festgestellt wie wertvoll das Leben ist.

Das darf doch jetzt nicht wahr sein! In die­sen Tagen ist mir in der Redak­ti­on eine Ein­la­dung auf den Schreib­tisch geflat­tert: Das St. Ursu­la Hos­piz Nie­der­al­t­eich fei­ert Anfang Juli das 10. Jubi­lä­um. Ich kann mich noch so gut an mei­nen ers­ten Besuch dort weni­ge Tage vor der Eröff­nung erin­nern. Da wur­de geschrubbt und geräumt, da wur­den noch die Fens­ter auf Hoch­glanz geputzt, Mate­ria­li­en ein­ge­räumt. Damit bei der Eröff­nung dann alles tipp­topp war. Und das ist schon zehn Jah­re her? Wahnsinn!

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren kam ich oft ins Hos­piz, um dar­über zu berich­ten. Und ich war jedes Mal beein­druckt von der Atmo­sphä­re, von der See­le die­ser Ein­rich­tung. Tod­kran­ke, die im Hos­piz Gäs­te genannt wer­den, lie­ßen mich bei Gesprä­chen teil­ha­ben an der Fül­le ihres Lebens und Ster­bens. Dem Leben nicht mehr Tage, son­dern den Tagen mehr Leben geben!“, lau­tet das Motto.

So man­cher Pati­ent dort erzähl­te mir von der Dank­bar­keit, in den letz­ten Lebens­ta­gen in einer Umge­bung sein zu dür­fen, die so gut tut. Ich besuch­te das Küchen­team, das alles gibt, um den Gäs­ten auf ihrer letz­ten Weg­stre­cke ihre Leib­spei­sen zu ser­vie­ren. Ich war beim Wein­fest dabei, bei Got­tes­diens­ten und beim Auf­räu­men im Herbst. Oft habe ich in den ver­gan­ge­nen Jah­ren im Hos­piz den Baum im Hof betrach­tet, an den für jeden ver­stor­be­nen Pati­en­ten ein Band gehängt wur­de. Der Baum ist im Lau­fe der Jah­re immer bun­ter gewor­den. Und jedes Band steht für einen ver­stor­be­nen Men­schen und sei­ne unver­wech­sel­ba­re Geschich­te. Für das, was er oder sie getan hat oder nicht getan hat. Für die Mög­lich­kei­ten, die er oder sie ergrif­fen hat oder unge­nutzt ver­strei­chen ließ und die es mit dem Tod dann nicht mehr gab.

Und das ist für mich die wert­volls­te Erkennt­nis aus mei­nen Besu­chen im Hos­piz: Wie unglaub­lich kost­bar jeder Tag unse­res Lebens ist. An jedem Mor­gen kön­nen wir uns neu ent­schei­den: Wol­len wir uns heu­te bewusst Zeit neh­men für unse­re Lie­ben, unse­re Freund­schaf­ten pfle­gen, end­lich einen lang­ge­heg­ten Traum ver­wirk­li­chen, einen Streit been­den, die Bezie­hung mit Gott neu bele­ben? Oder wird es wie­der ein Tag im Hams­ter­rad des All­tags wer­den, an dem wir rotie­ren und funk­tio­nie­ren? Unzu­frie­den. Bis es irgend­wann zu spät ist. Weil wir erken­nen, dass nichts mehr geht“. Dass viel schnel­ler als erwar­tet das letz­te Stück des Weges ange­bro­chen ist. Man­che Bewoh­ner im Hos­piz haben von die­ser bit­te­ren Erkennt­nis gespro­chen, als sie merk­ten, dass sie die Träu­me und Plä­ne, die sie jah­re­lang ver­scho­ben haben, nun kurz vor dem Lebens­en­de end­gül­tig begra­ben müssen.

Wir kön­nen unse­re Lebens­zeit bes­ser nut­zen als damit, nur zu funk­tio­nie­ren. Wir haben die Chan­cen und Mög­lich­kei­ten noch, die Tod­kran­ke eben nicht mehr haben. Das Leben ist unend­lich wert­voll und jeder Tag steckt vol­ler Mög­lich­kei­ten, dem Leben mehr Sinn zu geben. Nut­zen wir die­se Chan­cen, so lan­ge es geht!

Ursula Friedenberger

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