Wer schon am Eröffnungsgottesdienst am Samstag, 21. Oktober um elf Uhr in der St. Konrad-Kirche teilnahm, war klar im Vorteil. Denn in seiner Predigt hatte Wallfahrtsrektor und Kapelladministrator Klaus Metzl bereits das Wallfahrtsmotto für 2024 vorgestellt: „Ich bin der Weg. Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (Joh 14,6). Darauf nahm er nach dem Mittagessen im Tagungssaal des Begegnungszentrums St. Christophorus nochmals Bezug. Derzeit sei ja viel von Synode oder synodalem Weg die Rede, so Metzl. Und Synodalität heiße nichts Anderes als auf dem Weg sein: „Wir sind mit Christus auf dem Weg, und er ist der Weg“. Auch die Wallfahrer seien so auf dem Weg zur Muttergottes von Altötting, die uns wiederum zu Jesus führe.
In seiner Einführung stellte der Wallfahrtsrektor dann noch kurz den neuen Wallfahrtskalender vor und ermunterte die Pilgerführer, doch einige Exemplare mitzunehmen und daheim zu verteilen. Dann erläuterte er, dass die Administration stark angefragt sei für Radio- und TV-Übertragungen. „Ich bin anfangs skeptisch gewesen“, gab Metzl offen zu. Doch das Format habe sich in der Corona-Zeit bestens bewährt und werde weiter intensiv genutzt – von Gläubigen, die entweder nicht mehr selbst an den Gnadenort kommen könnten oder gerne öfter Gottesdienste aus Altötting verfolgen möchten. So werde das Angebot ab November nochmals erweitert um die Übertragung des Sonntagabend-Gottesdienstes aus der Stiftspfarrkirche sowie der Rorate-Messen im Advent. Die Basilika St. Anna dagegen werde ab dem 8. Januar (Ende des weihnachtlichen Festkreises) bis zum 10. März (Frühjahrshauptfest der Marianischen Männerkongregation) geschlossen. Es sei angesichts der Energiekosten und ‑knappheit unverantwortlich, das große Gotteshaus während der besuchsarmen Wintermonate zu heizen.
Pilgerleitertagung 2023 – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Nach seinen Ausführungen bat Wallfahrtsrektor Metzl Pater David von den Paulinern darum, die Ordensgemeinschaft kurz vorzustellen. Diese sind seit kurzem als Nachfolger der Brüder Samariter FLUHM für die Wallfahrts- und Pfarrseelsorge mit verantwortlich. Pater David übernahm die Aufgabe in seiner unnachahmlich humorvollen Art sehr gern – obwohl er gar nicht mit dem Tag gerechnet habe (er durfte den erkrankten Prior P. Benjamin Bakowski vertreten). „Wir sind froh, dass wir da sein dürfen“, bekräftigte P. David, auch wenn er sich schon anhören musste, Altötting habe dem Gartlberg die Patres geklaut. Mit Blick auf das Ordensgewand der Pauliner meinte P. David, „wir sind weiße – und hoffentlich auch weise – Gestalten“. Er und seine Mitbrüder hofften auf mindestens hundert Jahre in Altötting, „und dann mal schauen wie’s weitergeht.“
Es sei immer undankbar, nach P. David zu sprechen, ergriff dann Altöttings neuer Diakon Benjamin Bößenroth das Wort – hatte doch sein Vorredner für etliche Lacher im Publikum gesorgt. Bößenroth sorgte seinerseits für Heiterkeit, indem er berichtete, mit drei Monaten aus Hessen nach Bayern verschleppt worden zu sein. Nun dürfe er in Altötting Brücken bauen – die ureigene Aufgabe des Diakons –, worauf er sich sehr freue.
Von den humorvollen Bemerkungen ließ sich auch Kapuzinerbruder Marinus Parzinger anstecken, seines Zeichens stellvertretender Wallfahrtsrektor. Bruder Berthold sei ja nun wieder in Altötting, berichtete Marinus und ergänzte trocken: „Immer wenn wir Klöster auflösen, bekommen wir Brüder und andere Sachen“. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit den Paulinern, so Br. Marinus weiter, die den Kapuzinern mit ihrem weißen Ordenshabit bei großer Hitze deutlich im Vorteil seien. „Wir überlegen, ob wir die Farbe wechseln“, flachste der Kapuzinerguardian nicht ganz ernst gemeint.
Nachdem Versicherungsfachmann Patrick Zach von der Bischöflichen Finanzkammer Passau den Tagungsteilnehmern noch viele wertvolle Hinweise zur Absicherung einer Wallfahrt mit auf den Weg gegeben hatte, ging es beim Tagesordnungspunkt „Aussprache“ dann weniger humorvoll zu. Aus den Reihen der Pilgerleiterinnen und Pilgerleitern wurde mit Nachdruck die mangelhafte gastronomische Situation in Altötting kritisiert: zu wenige Gastwirtschaften, zu frühe Schließzeiten, zu hohe Preise, so der Tenor. Auch gebe es keinen Ort in der Nähe des Kapellplatzes, wo Wallfahrer möglichst von einer Überdachung geschützt in Ruhe ihre mitgebrachte Brotzeit essen könnten oder sich wenigstens an einem Automaten mit Getränken versorgen könnten.
Bürgermeister Stephan Antwerpen, der gemeinsam mit Tourismus-Chefin Ulrike Kirnich der gesamten Veranstaltung beiwohnte, nahm die Kritik mit viel Verständnis entgegen. Er bat aber um Zeit, da die Stadt bei privatwirtschaftlichen Angeboten nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten habe. Gemeinsam mit Administrator Klaus Metzl sei er aber an den Themen dran. So gebe es erste Überlegungen für einen Pavillon und einen Getränkeautomaten. Prälat Metzl ergänzte, man werde versuchen, zumindest für die ganz großen Wallfahrten „Pufferlösungen“ zu finden in Kooperation mit der Gastronomie und den Pilgerleitern.
Das wurde vom Publikum wohlwollend zur Kenntnis genommen – wie auch die Abschiedsworte des Straubinger Pilgerleiters Sepp Drescher, der die Verantwortung nach 22 Jahren heuer in jüngere Hände abgegeben hatte: „Es waren wirklich schöne Zeiten!“ Ihm sowie allen Anwesenden sagte Wallfahrtsrektor und Gastgeber Metzl abschließend ein herzliches Vergelt‘s Gott – und ermutigte: „Deama weida! Die Muttergottes ist da und freut sich über jeden, der kommt.“
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter