
Der Marien-Wanderweg verbindet die beiden alten Wallfahrtsorte St. Marienkirchen am Hausruck in Oberösterreich und Altötting in Bayern: „Beten mit den Füßen“ in wunderbaren Landschaften.
Wer am Inn entlang in Richtung Passau auf der alten B12 fährt, kann bei klarer Sicht bereits hinter Julbach am Horizont, den Bergen vorgelagert, über dem Innviertel eine sanfte Hügelkette im Südosten erkennen, den Hausruck. Ihm verdankt das gleichnamige oberösterreichische Viertel seinen Namen. Anders als das Innviertel, das historisch immer noch spürbar bayerisch-wittelsbacherisch geprägt ist, gehörte das Gebiet um den Hausruck immer zur Habsburgermonarchie, mit Blick auf Wien. Und doch verband die Menschen in beiden Landstrichen, die sich früh den Ideen Martin Luthers zuwandten und in diesem Zusammenhang furchtbare Repressalien erdulden mussten bis hin zur Vertreibung aus ihrer Heimat, in den Jahren der Gegenreformation und danach eine tiefe Hinwendung zum katholischen Glauben und eine innige Verbindung zur Gottesmutter von Altötting.

Bereits in den Jahren nach dem 30-jährigen Krieg wird aus St. Marienkirchen am Hausruck berichtet, dass sich regelmäßig Wallfahrer aus der Umgebung nach Altötting aufmachen. Der gotische Kirchenbau mit dem Patrozinium Mariä Himmelfahrt ist seit 2014 Ausgangspunkt eines besonderen Marienwanderwegs, der nicht nur „drent und herent“ (drüben und hüben) wie das Grenzgebiet zwischen Oberösterreich und Südostbayern gerne bezeichnet wird, verbindet, sondern auf einer Strecke von 130 Kilometern neun bekannte und noch unbekannte, aber allesamt beeindruckende, Marienorte erwandern lässt – vom Eferdinger Landl kurz vor Linz bis an den bayerischen Inn und die Salzach. Gelbe Schilder mit dem Aufdruck „Marien-Wanderweg“ geben Orientierung auf einer Strecke, die auch andere bekannte überregionale und traditionelle Pilgerwege wie den Jakobs‑, den Wolfgang- und den Rupertiweg berührt.
Es braucht fürs Wallen nicht nur einen festen Glauben und ein noch festeres Schuhwerk, sondern auch ein bisserl Kondition, führt doch der Pilgerfußweg in acht Etappen auf zum Teil unbefestigten Naturwegen über anspruchsvolle Anstiege und sich lang dahinziehende Abstiege meist durch menschenleere Wälder, vorbei an Moorlandschaften, an kleinen, ruhig vor sich hin plätschernden Bachläufen, an Toteislöchern und geologischen Besonderheiten wie den Überresten des ehemaligen urzeitlichen Binnenmeers – abseits von Siedlungen.
Auf den vielen Wiesen, zwischen den für den Landstrich typischen Apfel- und Birnbäumen, kann man bei schöner Fernsicht dann weit ins Salzkammergut, ins Tote Gebirge und bis zum Dachstein sehen. Eine gelungene, aber körperlich anspruchsvolle Streckenführung und eine einzigartige Landschaft mit hoher kontemplativer Kraft vermitteln geradezu vollendet das Wesen von Wallfahrt: das „Beten mit den Füßen“. Wer dann auch noch die typischen „Marienkräuter“ am Wegrand für sich entdeckt wie Johanniskraut, Kamille, Schafgarbe, Wermut oder Beifuß, sie zwischen den Fingern zerreibt und den ätherischen Duft der traditionellen Heilpflanzen einatmet, weiß, dass er auf dem Marienweg für sich angekommen ist.
Marien-Wanderweg – Impressionen
Die Kirchen (von links) in Auerbach, Mattighofen und in Hohenwart (außen und innen).

Unterwegs sind die Marienkapellen und ‑kirchen wie Maria Schmolln, der bekannteste Wallfahrtsort des Innviertels, Mariä Himmelfahrt, die Probsteikirche in Mattighofen, die als eine der ältesten Marienkirchen Österreichs gilt, die Eggelsberger Marienkirche, ein Meisterwerk der Innviertler Bildhauerdynastie Zürn, die Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Ach am Salzachufer oder das barocke Kleinod Marienbergs, die Wallfahrtskirche Maria Königin des Rosenkranzes, hoch über dem Salzachtal gelegen, ideale Orte nicht nur der geistigen Einkehr, bevor es auf der letzten Etappe des Marienweges zunächst über ein Teilstück des Wolfgangwegs, dann durch den Öttinger Forst, zur Gnadenkapelle nach Altötting geht.
Text: Maximiliane Heigl-Saalfrank
Nähere Informationen gibt es im Internet unter: www.inn-salzach.com/a‑marien-wanderweg