Wallfahrt

„Drent und herent“ pilgern

Redaktion am 23.06.2025

St. Marienkirchen am Hausruck mit seiner gotischen Kirche ist der Ausgangspunkt für den grenzüberschreitenden Marien-Wanderweg nach Altötting. Foto: Imago
Beschaulich: St. Marienkirchen am Hausruck mit seiner gotischen Kirche ist der Ausgangspunkt für den grenzüberschreitenden Marien-Wanderweg nach Altötting.

Der Marien-Wanderweg verbindet die beiden alten Wallfahrtsorte St. Marienkirchen am Hausruck in Oberösterreich und Altötting in Bayern: „Beten mit den Füßen“ in wunderbaren Landschaften.

Wer am Inn ent­lang in Rich­tung Pas­sau auf der alten B12 fährt, kann bei kla­rer Sicht bereits hin­ter Jul­bach am Hori­zont, den Ber­gen vor­ge­la­gert, über dem Inn­vier­tel eine sanf­te Hügel­ket­te im Süd­os­ten erken­nen, den Haus­ruck. Ihm ver­dankt das gleich­na­mi­ge ober­ös­ter­rei­chi­sche Vier­tel sei­nen Namen. Anders als das Inn­vier­tel, das his­to­risch immer noch spür­bar baye­risch-wit­tels­ba­che­risch geprägt ist, gehör­te das Gebiet um den Haus­ruck immer zur Habs­bur­ger­mon­ar­chie, mit Blick auf Wien. Und doch ver­band die Men­schen in bei­den Land­stri­chen, die sich früh den Ideen Mar­tin Luthers zuwand­ten und in die­sem Zusam­men­hang furcht­ba­re Repres­sa­li­en erdul­den muss­ten bis hin zur Ver­trei­bung aus ihrer Hei­mat, in den Jah­ren der Gegen­re­for­ma­ti­on und danach eine tie­fe Hin­wen­dung zum katho­li­schen Glau­ben und eine inni­ge Ver­bin­dung zur Got­tes­mut­ter von Altötting.

Marien-Wanderweg: Gelbe Schilder und Stempelstationen weisen den Weg. Foto: Maximiliane Heigl-Saalfrank
Marien-Wanderweg: Gelbe Schilder und Stempelstationen weisen den Weg.

Bereits in den Jah­ren nach dem 30-jäh­ri­gen Krieg wird aus St. Mari­en­kir­chen am Haus­ruck berich­tet, dass sich regel­mä­ßig Wall­fah­rer aus der Umge­bung nach Alt­öt­ting auf­ma­chen. Der goti­sche Kir­chen­bau mit dem Patro­zi­ni­um Mariä Him­mel­fahrt ist seit 2014 Aus­gangs­punkt eines beson­de­ren Mari­en­wan­der­wegs, der nicht nur drent und her­ent“ (drü­ben und hüben) wie das Grenz­ge­biet zwi­schen Ober­ös­ter­reich und Süd­ost­bay­ern ger­ne bezeich­net wird, ver­bin­det, son­dern auf einer Stre­cke von 130 Kilo­me­tern neun bekann­te und noch unbe­kann­te, aber alle­samt beein­dru­cken­de, Mari­en­or­te erwan­dern lässt – vom Efer­din­ger Landl kurz vor Linz bis an den baye­ri­schen Inn und die Salz­ach. Gel­be Schil­der mit dem Auf­druck Mari­en-Wan­der­weg“ geben Ori­en­tie­rung auf einer Stre­cke, die auch ande­re bekann­te über­re­gio­na­le und tra­di­tio­nel­le Pil­ger­we­ge wie den Jakobs‑, den Wolf­gang- und den Ruper­ti­weg berührt.

Es braucht fürs Wal­len nicht nur einen fes­ten Glau­ben und ein noch fes­te­res Schuh­werk, son­dern auch ein bis­serl Kon­di­ti­on, führt doch der Pil­ger­fuß­weg in acht Etap­pen auf zum Teil unbe­fes­tig­ten Natur­we­gen über anspruchs­vol­le Anstie­ge und sich lang dahin­zie­hen­de Abstie­ge meist durch men­schen­lee­re Wäl­der, vor­bei an Moor­land­schaf­ten, an klei­nen, ruhig vor sich hin plät­schern­den Bach­läu­fen, an Tot­eis­lö­chern und geo­lo­gi­schen Beson­der­hei­ten wie den Über­res­ten des ehe­ma­li­gen urzeit­li­chen Bin­nen­meers – abseits von Siedlungen.

Auf den vie­len Wie­sen, zwi­schen den für den Land­strich typi­schen Apfel- und Birn­bäu­men, kann man bei schö­ner Fern­sicht dann weit ins Salz­kam­mer­gut, ins Tote Gebir­ge und bis zum Dach­stein sehen. Eine gelun­ge­ne, aber kör­per­lich anspruchs­vol­le Stre­cken­füh­rung und eine ein­zig­ar­ti­ge Land­schaft mit hoher kon­tem­pla­ti­ver Kraft ver­mit­teln gera­de­zu voll­endet das Wesen von Wall­fahrt: das Beten mit den Füßen“. Wer dann auch noch die typi­schen Mari­en­kräu­ter“ am Weg­rand für sich ent­deckt wie Johan­nis­kraut, Kamil­le, Schaf­gar­be, Wer­mut oder Bei­fuß, sie zwi­schen den Fin­gern zer­reibt und den äthe­ri­schen Duft der tra­di­tio­nel­len Heil­pflan­zen ein­at­met, weiß, dass er auf dem Mari­en­weg für sich ange­kom­men ist.

Marien-Wanderweg – Impressionen

Die Kir­chen (von links) in Auer­bach, Mat­tig­ho­fen und in Hohen­wart (außen und innen).

Fotos: Tou­ris­mus­ver­band Vital­welt – Inn­vier­tel – Ent­de­cker­vier­tel – Haus­ruck­wald c/​o Tou­ris­mus­re­gi­on Entdeckerviertel

Die Kirche von Maria Schmolln, der bekannteste Wallfahrtsort des Innviertels. Foto: Maximiliane Heigl-Saalfrank
Die Kirche von Maria Schmolln, der bekannteste Wallfahrtsort des Innviertels.

Unter­wegs sind die Mari­en­ka­pel­len und ‑kir­chen wie Maria Schmolln, der bekann­tes­te Wall­fahrts­ort des Inn­vier­tels, Mariä Him­mel­fahrt, die Prob­stei­kir­che in Mat­tig­ho­fen, die als eine der ältes­ten Mari­en­kir­chen Öster­reichs gilt, die Eggels­ber­ger Mari­en­kir­che, ein Meis­ter­werk der Inn­viert­ler Bild­hau­er­dy­nas­tie Zürn, die Pfarr­kir­che Mariä Him­mel­fahrt in Ach am Salz­ach­ufer oder das baro­cke Klein­od Mari­en­bergs, die Wall­fahrts­kir­che Maria Köni­gin des Rosen­kran­zes, hoch über dem Salz­ach­tal gele­gen, idea­le Orte nicht nur der geis­ti­gen Ein­kehr, bevor es auf der letz­ten Etap­pe des Mari­en­we­ges zunächst über ein Teil­stück des Wolf­gang­wegs, dann durch den Öttin­ger Forst, zur Gna­den­ka­pel­le nach Alt­öt­ting geht.

Text: Maxi­mi­lia­ne Heigl-Saalfrank

Nähe­re Infor­ma­tio­nen gibt es im Inter­net unter: www.inn-salzach.com/a‑marien-wanderweg

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