
Der Kreuzweg ist ein symbolischer Weg für unser Leben. Jeder von uns kann sich im Kreuzweg wieder finden. Jeder trägt sein Kreuz, mit all dem, was ihn in seinem Leben belastet, mit allen Sorgen und Nöten. Einen künstlerisch herausragenden Kreuzweg hat Erich Horndasch für die Riedlhütter Josefskirche geschaffen. Nun gibt es ein Buch darüber.
Erich Horndasch hat Anfang der 1960er Jahre in Riedlhütte ein Gesamtkunstwerk vollendet. Von ihm stammen die Glasfenster, die Altarwand, das Gemälde „Josef der Arbeiter“ am Seitenaltar und eben besagte 14 Kreuzwegstationen. „Er nahm dabei bewusst Bezug auf das Kreuz und das Leid in unserer gegenwärtigen Zeit“, heißt es im Buch zum „Horndasch-Kreuzweg“, das Pfarrer i. R. Hubert Gerstl und Otto Öllinger im Herbst des vergangenen Jahres herausgegeben haben. In den einzelnen Stationen solle sichtbar werden, „dass Jesus sein Kreuz nicht nur vor 2000 Jahren durch Jerusalem getragen hat, sondern dass er immer noch unterwegs ist: in unserer Welt, in unserem Ort, in unserem Leben. Er lädt uns ein, es ihm gleich zu tun“, schreiben die Autoren.
Als die neue Riedlhütter Kirche am 7. Oktober 1962 eingeweiht wurde, war zwar der Entwurf des Kreuzwegs fertig, doch zur Ausführung kam es damals nicht mehr. Zum einen fehlte das Geld, zum anderen hatte das Zweite Vatikanische Konzil für Verunsicherung gesorgt: Man wusste nicht recht, welche Form der Kreuzweg haben sollte. Und so schlummerte das Modell fast 30 Jahre im Atelier des Malers, bis Pfarrer Hubert Gerstl 1989 zu seinem 50. Geburtstag darum bat, auf Geschenke zu verzichten und stattdessen die ersten Stationsbilder für die Kirche zu erwerben. Bald fanden sich genügend Sponsoren, so dass der Kreuzweg in Angriff genommen und schließlich in den 90er Jahren fertiggestellt werden konnte.
Kreuzwegs-Darstellung von Erich Horndasch – Impressionen
Fotos: Andreas Weber

Der Kreuzwegbegleiter entstand zum Kirchweihjubiläum (60 Jahre) in Riedlhütte. Es basiert auf den Texten der ehemaligen Konrektorin und 2015 verstorbenen Heimatschriftstellerin Anni Wandtner. Christa und Willi Steger bereicherten das Buch mit einer Vita des Künstlers. Die Fotos der Kreuzwegtafeln fertigte der Spiegelauer Fotograf Andreas Weber.
1926 in München Giesing geboren, hatte Erich Horndasch schon als Kind den Wunsch, Maler zu werden. Davon ließ er sich nicht abbringen, auch nicht von den Eltern, die befürchteten, ihr Sohn müsse als Künstler am Hungertuch nagen. Entsprechend stolz war der Sohn, als er zum Abschluss seiner Studien den Titel „Akademischer Kirchenmaler“ erhielt. Seinen Stil bezeichnete er als „poetisch-symbolisch“, seine Lieblingsfarben waren das Rot, das tiefdunkle Blau und das göttliche Gold. Seine Arbeiten sind in ganz Bayern, aber auch im Ausland zu finden. So hängt in der Londoner Russell-Stiftung sein „Blechweib“, ein ausdrucksstarkes Gemälde, das von Teilen alter Regenrinnen umrahmt ist. Er habe damit die feine bayerische Seele und ihre raue Schale darstellen wollen. Seine tiefe Religiosität und sein Feingefühl habe Horndasch besonders in seinen Kreuzwegstationen zum Ausdruck gebracht, schreiben Christa und Willi Steger. Vier Kreuzwege habe er im Laufe seines Lebens geschaffen.
Was das Buch so wertvoll macht, sind aber nicht allein die schönen Bilder und die Kapitel über die Entstehung des Kreuzwegs und das Leben und Wirken des „Malers von Stammham“, sondern auch die Meditationen (mit Liedern) zu den Bildern von Horndasch.
Neben Otto Öllinger hat Pfarrer i.R. Hubert Gerstl über viele Jahre die Entstehung des Buches begleitet. Der Seelsorger und der Künstler hatten sich 1968 bei der Renovierung und Neugestaltung der Spiegelauer Pfarrkirche kennengelernt. Sie verband eine tiefe Freundschaft. Gerstl hatte „einen tiefen Einblick in das Denken, Fühlen und künstlerische Schaffen von Erich Horndasch bekommen“, schreibt Otto Öllinger im Kapitel über die Entstehung des Buches. Otto Öllinger wünscht sich, „dass all die Gedanken, Betrachtungen und Impulsfragen eine Hilfe sein mögen, das eigene Leben anzunehmen und es im Vertrauen auf die Hilfe Gottes weiterzugehen. Mögen durch diese Andacht alle in ihren Sorgen und Nöten gestärkt werden und daraus Kraft und Hoffnung schöpfen.“

Wolfgang Krinninger
Chefredakteur