Foto: Roswitha Dorfner
Mit rund 500 Besuchern hat Bischof Stefan Oster SDB am Familiensonntag, 20. Juli eine Pontifikalmesse in der Stiftspfarrkirche gefeiert. Während danach Kinder und Jugendliche im Klostergarten von St. Magdalena den Sommertag genossen, erklärte Bischof Oster den Eltern in einem Vortrag, worauf es in unserer „Kirchenfamilie“ ankommt.
Wenn Sie an Idealen scheitern, dann herzlich willkommen im Club“, antwortete Bischof Oster in der St. Magdalenakirche einer Zuhörerin, die gerade seinen Vortrag gelobt hatte – und dennoch feststellen musste, dass es mit der praktischen Umsetzung theologischer Gedanken gar nicht so einfach sei. Entscheidend seien aber nicht die „Ideen im Kopf“, erklärte also Bischof Oster. „Ideale dürfen zerbrechen, solange wir Jesus lieben“, sagte er. Auch er selbst müsse sich immer wieder vor Augen führen, „dass wir Menschen aus der Vergebung leben“ – und es sei vor allem dieser Grundgedanke, „der mir immer wieder neu dabei hilft, auf andere Menschen zuzugehen“.
Ums Aufeinander-Zugehen, um Gemeinschaft geht es auch den Paulinerpatres, die einmal im Monat einen Familiensonntag veranstalten. Das zeigte auch der Tag am 20. Juli, der rund 120 Besucher ins Kloster St. Magdalena lockte – zum gemeinsamen Mittagessen und zu einem Nachmittagsprogramm, das möglichst alle Altersgruppen ansprechen soll. Während also die Erwachsenen dem Impuls des Bischofs lauschten, vergnügten sich Kinder und Jugendliche bei vom Ausschuss Ehe/Familie im Altöttinger Pfarrverband vorbereiteten Spielen; oder sie kickten auf dem Fußballplatz im Klostergarten – davon ließen sie sich nämlich auch von sengender Hitze nicht abhalten. Am Ende des Tages wiederum stand wie schon zu Beginn die Gemeinschaft mit Gott im Fokus: bei einer Andacht in der Gnadenkapelle.
Familiensonntag in Altötting – Impressionen
Am Vormittag hatte Paulinerpater David Kolodziejczyk Besucher und Bischof beim Pontifikalamt in der Stiftspfarrkirche zu einem „besonderen Familiensonntag im Heiligen Jahr“ begrüßt. Bischof Oster wiederum hielt eine Predigt vor allem für die vielen jungen Besucher: Wenn wie bei „Marta und Maria“ (vgl. Lk 10,38−42) plötzlich Jesus zu Besuch komme, dann gehe es nicht darum, ihm ähnlich wie Marta „den besten Schweinsbraten“ zu servieren, stellte er mit einem Augenzwinkern fest. Es sei Jesus selbst, der uns allen etwas schenken wolle. „Als Bischof darf ich euch im Auftrag Jesu etwas sagen“, erklärte Oster, bat um Stille und um das Zuhören, so wie dies auch Maria im Evangelium tat – denn seine Botschaft wolle Jesus immer wieder neu mitteilen: „Mein liebes Kind, du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich dich gernhabe, (…). Ich mag, dass du zu mir kommst; (…) dass du lernst, mit mir zusammen zu unserem Vater wirklich ‚Papa‘ zu sagen (…), zu spüren, dass der Vater dich umarmt und dass du wirklich zur Gottesfamilie gehörst. (…) Ich helfe dir dabei, im Herzen immer wieder froh zu werden (…)“.
Foto: Roswitha Dorfner
Auf die Beziehung kommt es an – auf die Beziehung zueinander und zu Gott. Das war auch die Kernaussage von Bischof Osters Vortrag am Nachmittag: Als Gott, der mit uns Menschen ist, habe sich „JHWH“ Mose im brennenden Dornbusch offenbart. – Hunderte Male habe Jesus seinen Vater liebevoll „Abba“ gerufen; so tief und voller Überzeugung, dass das innige Gebet zu Gottvater das war, was die Jünger unbedingt von Jesus lernen wollten. – Die Versöhnung von uns Menschen mit Gottvater sei das wesentliche Ziel Jesu gewesen; er wolle die Türen für uns öffnen, auf dass „wir Waisenkinder“ zu „Kindern der Familie Gottes“ werden können. – Um die Beziehung zu Gott zur Entfaltung zu bringen, helfe der Heilige Geist. – Und Maria wiederum sei die „lebendige Kirche in Person“ und die „Mutter von uns allen“.
Als Bischof könne er nicht den Ehe- und Familienberater ersetzen, stellte Bischof Oster eingangs seines Vortrags fest, aber er könne Wege aufzeigen, wie Familien mit Gott leben können. Das Angebot Gottes zur Gemeinschaft sei da; dieses anzunehmen wiederum sei ein Prozess, den auch ein Bischof immer wieder von Neuem einüben müsse. Für den „Übungstag“ mit Familien bei den Paulinern hat sich der Bischof viel Zeit genommen.


