Was ich von Grog halte, wurde ich kürzlich gefragt. Wie bitte, ein Heißgetränk mit Rum im Hochsommer? Nein nein, gemeint sei „Grok“, die sogenannte Künstliche Intelligenz (KI) von Elon Musks Firma „xAI“. Womit meine spontanen Zweifel am Verstand meines Gegenübers aus der Welt waren. Allerdings wuchsen dafür im Verlauf unserer Unterhaltung die Zweifel an der Intelligenz – oder vielmehr an der Vernunft – des reichsten Mannes der Welt.
Was war passiert? Nun, Grok hatte zunächst jüdische Menschen beleidigt und dann Adolf Hitler als Lösung von „Problemen“ mit Juden gelobt. Und das alles nur einen Tag, bevor Elon Musk die neueste Version seiner KI als beste aller Zeiten und überhaupt vorstellte. Besser machte es auch seine Aussage nicht, einige Nutzer hätten es wohl darauf angelegt, den armen Grok zu manipulieren. So „intelligent“ eine KI nämlich auch sein mag: sie reproduziert doch stets nur menschliches Wissen und setzt es wieder zu Antworten zusammen – sie macht also letztlich das, was Menschen ihr vorgeben oder erlauben zu tun.
„Das passiert, wenn man KI keine Grenzen setzt und auch selbst keinem Wertekompass mehr folgt. Genau deshalb haben wir in Europa ein KI-Gesetz.”
„Jede KI ist abhängig davon, welche Informationen sie aufnehmen und priorisieren soll“, sagt der amerikanische Top-Journalist Edward-Isaac Dovere. Das könnte beruhigend sein, ist es aber nur begrenzt, wenn man auf die „Grok-Affäre“ sieht – und auf den Menschen, der bei Grok das Sagen hat. Dessen Entwickler hatten das KI-System angewiesen, „nicht davor zurückzuschrecken, politisch unkorrekte Aussagen zu machen – sofern diese gut belegt sind“. Auch solle Grok davon ausgehen, „dass subjektive Standpunkte aus den Medien voreingenommen sind“.
All das zeigt, dass Künstliche Intelligenz bei allem möglichen Nutzen eine Gefahr sein kann, wenn sie nicht möglichst allgemeinverbindlichen Grundregeln folgt. Denn angekommen ist die KI längst auch im kirchlichen Bereich – es soll sogar pastorale Mitarbeiter geben, die sich ihre Texte inzwischen auf diese Weise formulieren lassen. Tröstlich ist da die Aussage des katholischen Theologen und ehemaligen Ethikrat-Mitglieds Prof. Andreas Lob-Hüdepohl: „Einen qualitätsvollen Predigttext zu schreiben, mag einer KI gelingen. Eine gute Predigt zu halten, vermutlich aber nie“.
Und besonders tröstlich ist, dass sich der Vatikan früh ganz an die Spitze einer Bewegung für den verantwortlichen Umgang mit KI gesetzt hat. Bereits 2020 hatte Rom einen Selbstverpflichtungspakt etabliert, der immer mehr Unterzeichner findet. Schon Papst Franziskus forderte ethische Grenzen für Künstliche Intelligenz und sein Nachfolger Leo XIV. hat das Thema sogar ganz oben auf die Tagesordnung seines Pontifikats gesetzt. Gerade erst hat er wieder ethische Klarheit und eindeutige Vorgaben für den Einsatz von KI gefordert. Künstliche Intelligenz könne zwar technische Prozesse effizient übernehmen, aber sie könne weder moralisches Urteilsvermögen noch zwischenmenschliche Beziehungen ersetzen, so Leo XIV.
Darauf einen Grog! Den soll es nämlich auch in einer eisgekühlten Variante geben (Trader Vic’s Grog).
Wolfgang
Terhörst
Redaktionsleiter



