Grog im Sommer

Redaktion am 14.07.2025

Ein Glas Grog. Info Icon Foto: Pexels / Valeriya Boltneva
Grog im Sommer ...

Künstliche Intelligenz kann Fluch und Segen sein, wie unser Autor im Editorial der aktuellen Ausgabe 29-2025 feststellt. Auch Papst Leo XIV. hat dieses Thema ganz oben auf seine Agenda gesetzt.

Was ich von Grog hal­te, wur­de ich kürz­lich gefragt. Wie bit­te, ein Heiß­ge­tränk mit Rum im Hoch­som­mer? Nein nein, gemeint sei Grok“, die soge­nann­te Künst­li­che Intel­li­genz (KI) von Elon Musks Fir­ma xAI“. Womit mei­ne spon­ta­nen Zwei­fel am Ver­stand mei­nes Gegen­übers aus der Welt waren. Aller­dings wuch­sen dafür im Ver­lauf unse­rer Unter­hal­tung die Zwei­fel an der Intel­li­genz – oder viel­mehr an der Ver­nunft – des reichs­ten Man­nes der Welt.

Was war pas­siert? Nun, Grok hat­te zunächst jüdi­sche Men­schen belei­digt und dann Adolf Hit­ler als Lösung von Pro­ble­men“ mit Juden gelobt. Und das alles nur einen Tag, bevor Elon Musk die neu­es­te Ver­si­on sei­ner KI als bes­te aller Zei­ten und über­haupt vor­stell­te. Bes­ser mach­te es auch sei­ne Aus­sa­ge nicht, eini­ge Nut­zer hät­ten es wohl dar­auf ange­legt, den armen Grok zu mani­pu­lie­ren. So intel­li­gent“ eine KI näm­lich auch sein mag: sie repro­du­ziert doch stets nur mensch­li­ches Wis­sen und setzt es wie­der zu Ant­wor­ten zusam­men – sie macht also letzt­lich das, was Men­schen ihr vor­ge­ben oder erlau­ben zu tun.

Das pas­siert, wenn man KI kei­ne Gren­zen setzt und auch selbst kei­nem Wer­te­kom­pass mehr folgt. Genau des­halb haben wir in Euro­pa ein KI-Gesetz.”

Der Europa-Politiker Axel Voss zu den antisemitischen Entgleisungen der KI „Grok“ von Elon Musk.

Jede KI ist abhän­gig davon, wel­che Infor­ma­tio­nen sie auf­neh­men und prio­ri­sie­ren soll“, sagt der ame­ri­ka­ni­sche Top-Jour­na­list Edward-Isaac Dove­re. Das könn­te beru­hi­gend sein, ist es aber nur begrenzt, wenn man auf die Grok-Affä­re“ sieht – und auf den Men­schen, der bei Grok das Sagen hat. Des­sen Ent­wick­ler hat­ten das KI-Sys­tem ange­wie­sen, nicht davor zurück­zu­schre­cken, poli­tisch unkor­rek­te Aus­sa­gen zu machen – sofern die­se gut belegt sind“. Auch sol­le Grok davon aus­ge­hen, dass sub­jek­ti­ve Stand­punk­te aus den Medi­en vor­ein­ge­nom­men sind“.

All das zeigt, dass Künst­li­che Intel­li­genz bei allem mög­li­chen Nut­zen eine Gefahr sein kann, wenn sie nicht mög­lichst all­ge­mein­ver­bind­li­chen Grund­re­geln folgt. Denn ange­kom­men ist die KI längst auch im kirch­li­chen Bereich – es soll sogar pas­to­ra­le Mit­ar­bei­ter geben, die sich ihre Tex­te inzwi­schen auf die­se Wei­se for­mu­lie­ren las­sen. Tröst­lich ist da die Aus­sa­ge des katho­li­schen Theo­lo­gen und ehe­ma­li­gen Ethik­rat-Mit­glieds Prof. Andre­as Lob-Hüde­pohl: Einen qua­li­täts­vol­len Pre­digt­text zu schrei­ben, mag einer KI gelin­gen. Eine gute Pre­digt zu hal­ten, ver­mut­lich aber nie“.

Und beson­ders tröst­lich ist, dass sich der Vati­kan früh ganz an die Spit­ze einer Bewe­gung für den ver­ant­wort­li­chen Umgang mit KI gesetzt hat. Bereits 2020 hat­te Rom einen Selbst­ver­pflich­tungs­pakt eta­bliert, der immer mehr Unter­zeich­ner fin­det. Schon Papst Fran­zis­kus for­der­te ethi­sche Gren­zen für Künst­li­che Intel­li­genz und sein Nach­fol­ger Leo XIV. hat das The­ma sogar ganz oben auf die Tages­ord­nung sei­nes Pon­ti­fi­kats gesetzt. Gera­de erst hat er wie­der ethi­sche Klar­heit und ein­deu­ti­ge Vor­ga­ben für den Ein­satz von KI gefor­dert. Künst­li­che Intel­li­genz kön­ne zwar tech­ni­sche Pro­zes­se effi­zi­ent über­neh­men, aber sie kön­ne weder mora­li­sches Urteils­ver­mö­gen noch zwi­schen­mensch­li­che Bezie­hun­gen erset­zen, so Leo XIV.

Dar­auf einen Grog! Den soll es näm­lich auch in einer eis­ge­kühl­ten Vari­an­te geben (Trader Vic’s Grog).

Wolfgang
Terhörst

Redaktionsleiter

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