Weltkirche

„Verein(t) in Europa“

Redaktion am 08.04.2024

2024 04 08 pb alb europa Foto: Adobe Stock
Nicht nur für die Jugend ist ein grenzenloses Europa ein Versprechen für Gegenwart und Zukunft geworden. Doch dieses Versprechen wird durch nationalisitische Tendenzen und Gleichgültigkeit bedroht. Die katholischen Verbände im Bistum Passau setzen sich deshalb mit aller Kraft für das vereinte Europa ein.

Der zunehmende Nationalismus in vielen europäischen Staaten treibt auch die katholischen Verbände im Bistum Passau um. Ab Mitte April bis zur Wahl Anfang Juni wollen jede Woche Frauen und Männer aus den Verbänden sichtbar machen, warum ihnen Europa wichtig ist. Veronika Emmer erklärt, was es mit der Aktion auf sich hat.

Die Euro­pa­wahl steht vor der Tür und popu­lis­ti­sche Par­tei­en sind auf dem Vor­marsch – kei­ne guten Vor­zei­chen vor dem Wahl­tag. Die katho­li­schen Ver­bän­de aus der Diö­ze­se haben des­halb die Initia­ti­ve ergrif­fen. Sie pla­nen im Vor­feld der Euro­pa­wahl eine Kam­pa­gne auf den Social-Media-Kanä­len. Ab Mit­te April sol­len jede Woche zwei Per­so­nen aus den Ver­bän­den unter dem Mot­to Verein(t) in Euro­pa“ mit einem Video­state­ment zu Wort kom­men: Euro­pa ist mir wich­tig, weil …“ Ziel ist es, die Men­schen für das The­ma Euro­pa zu sen­si­bi­li­sie­ren und sich nicht abzu­fin­den mit der Gleich­gül­tig­keit gegen­über den Insti­tu­tio­nen der Euro­päi­schen Union.

Redak­teur Wolf­gang Bay­er hat die Geschäfts­füh­re­rin der Katho­li­schen Erwach­se­nen­bil­dung im Bis­tum Pas­sau, Vero­ni­ka Emmer, zum Enga­ge­ment der kirch­li­chen Ver­bän­de bei der Euro­pa­wahl befragt.

Frau Emmer, war­um enga­gie­ren sich die kirch­li­chen Ver­bän­de für die Euro­pa­wahl?
Emmer:
Kirch­li­che Ver­bän­de sind wie ande­re Ver­bän­de und Ver­ei­ne von Grund auf demo­kra­tisch ori­en­tiert und set­zen sich für gesell­schaft­li­che Fra­gen ein. Und Wah­len sind nun mal wich­ti­ge Ereig­nis­se, bei denen die Men­schen ihrer Stim­me Aus­druck ver­lei­hen kön­nen. Die Ver­bän­de enga­gie­ren sich seit vie­len Jah­ren auch vor ande­ren Wah­len. Wir haben jetzt die anste­hen­de Euro­pa­wahl zum Anlass genom­men, ein­fach auch vor dem Hin­ter­grund, weil vie­le Leu­te sagen, dass Euro­pa sehr weit weg von ihnen ist. Wir wol­len mit unse­rem Enga­ge­ment als katho­li­sche Ver­bän­de im Bis­tum Pas­sau zei­gen, dass Euro­pa viel mehr mit dem all­täg­li­chen Leben zu tun hat, als man viel­leicht meint. Für ein­zel­ne Men­schen, die sich enga­gie­ren, ist Euro­pa sehr wich­tig und gar nicht so weit weg. Wir hof­fen, damit auch die Leu­te dazu zu bewe­gen, zur Wahl zu gehen.

2024 04 08 pb alb veronika emmer Foto: Wolfgang Bayer / pbp
Veronika Emmer, Geschäftsführerin der Katholischen Erwachsenenbildung im Bistum Passau

Wie wich­tig sind denn demo­kra­ti­sche Struk­tu­ren in einer Gesell­schaft und auch in der Kir­che – wo sehen Sie hier Opti­mie­rungs­po­ten­zi­al?
Emmer:
Wie gesagt, sind auch die Ver­bän­de demo­kra­tisch struk­tu­riert, Ent­schei­dun­gen wer­den dort demo­kra­tisch getrof­fen. Das ist für uns schon auch so ein Bei­spiel, wie Gesell­schaft und auch Kir­che funk­tio­nie­ren kann. Wir sehen uns da auch als Motor, dass auch kirch­lich ein biss­chen mehr ver­sucht wird, die Men­schen mit­ein­zu­be­zie­hen und von hier­ar­chi­schen Struk­tu­ren etwas weg­zu­ge­hen und die Men­schen noch mehr zu betei­li­gen. Und natür­lich ist für uns Demo­kra­tie grund­sätz­lich ein­fach die Staats­form, die wir als die ein­zig wah­re sehen, auch wenn sie manch­mal anstren­gend ist. Wir ver­su­chen, in den Ver­bän­den auch demo­kra­ti­sches Ver­hal­ten ein­zu­üben und so auch ein biss­chen bei­zu­tra­gen, damit die Leu­te auch gewohnt sind, über poli­ti­sche, gesell­schaft­li­che und kirch­li­che The­men zu dis­ku­tie­ren, auch wenn viel­leicht die Posi­tio­nen weit aus­ein­an­der­lie­gen. Wir ver­su­chen, über ein Gespräch und eine sach­li­che, wert­schät­zen­de Aus­ein­an­der­set­zung zu mög­li­chen Lösun­gen zu kom­men. Des­we­gen wol­len wir zur Demo­kra­tie­bil­dung beitragen.

Mit­ein­an­der im Dia­log zu blei­ben und die Mei­nung ande­rer zu respek­tie­ren und aus­zu­hal­ten ist für eine Demo­kra­tie essen­zi­ell. Jetzt hat sich die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz in einer Erklä­rung klar gegen die popu­lis­ti­schen Par­tei­en in Deutsch­land wie z. B. die AfD posi­tio­niert. Wie ste­hen denn die kirch­li­chen Ver­bän­de dazu?
Emmer:
Die kirch­li­chen Ver­bän­de, so wie ich das wahr­neh­me, ste­hen alle hin­ter die­sem Beschluss der Bischofs­kon­fe­renz. Die Ver­bän­de in der Diö­ze­se Pas­sau enga­gie­ren sich schon seit län­ge­rer Zeit und gera­de auch in jüngs­ter Zeit bei den Demons­tra­tio­nen gegen Rechts­extre­mis­mus. Sie posi­tio­nie­ren sich auch in ein­zel­nen Stel­lung­nah­men gegen natio­na­lis­ti­sche Ten­den­zen und men­schen­feind­li­che Posi­tio­nen. Inso­fern ste­hen wir da dahin­ter und bezie­hen auch klar Stel­lung für Frei­heit, für Men­schen­wür­de, für das Recht aller Men­schen und ver­su­chen uns da auch in die Gesprä­che und in die Dis­kus­sio­nen einzubringen.

Text: pbp

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