Die Landwirte wussten früher: „Regnet es an St. Valentin, ist die halbe Ernte hin“. Oder auch „Kalter Valentin – früher Lenzbeginn“. Es waren Bauernregeln, die den Valentinstag bestimmten – Volksweisheiten, die längst vergessen sind. Dafür rühren heute zum Valentinstag Hoteliers und Gastronomen überall die Werbetrommel, machen Süßwarenläden und Blumengeschäfte am 14. Februar mit die besten Umsätze im Jahr.
Alles im Namen eines Heiligen namens Valentin(us), von dem allerdings niemand genau weiß, ob es ihn je gegeben hat. Es ist nicht einmal klar, ob Valentin von Rom und Valentin von Terni nicht ein und dieselbe Person waren – beider Legende und Reliquien-Verehrung überschneiden einander jedenfalls. Kein Wunder, dass die Amtskirche das Fest des heiligen Valentin Anfang der 1970er-Jahre aus dem Kirchenkalender gestrichen hat. Nur in den katholischen Bistümern Mainz, Limburg und Fulda wird an seinem Gedenken noch festgehalten.
Dass Valentin noch immer Freunde hat, verdanken wir einer Mainzer Synode, die anno 813 das Weihnachtsfest endgültig auf den 25. Dezember festschrieb. Bis dahin nämlich feierte man Christi Geburt häufig am 6. Januar, dem heutigen Dreikönigstag. 40 Tage später, am 14. Februar, stand nach mosaischem Gesetz das Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) auf dem Kalender, das heute am 2. Februar gefeiert wird. Mit der Verlegung des Weihnachtsfestes vom Januar in den Dezember war so eine kalendarische Feier-Lücke entstanden, die es schnell wieder zu füllen galt.
Deshalb folgten die Menschen gern den römischen Christen, die damals am 14. Februar eines Bischofs Valentinus gedachten, der im 3. Jahrhundert in Italien gelebt und an eben diesem Tag im Jahr 269 als Märtyrer gestorben sein soll. Anfang des zweiten Jahrtausends jedenfalls gelangte eine Kopfreliquie des Heiligen aus Italien ins normannische Kloster Jumièges, damals eines der großen Bollwerke christlichen Glaubens. Von dort, so glaubt die Wissenschaft, habe sich der Valentins-Kult weiterverbreitet. Etwa nach Worms, wo ein Dokument anno 1311 das Doppel-Patrozinium von Silvester und Valentinus in einer zum Andreas-Stift gehörenden Kapelle erstmals beschreibt. Dort ausgestellte Valentinus-Reliquien lockten jährlich viele Wallfahrer in die Nibelungenstadt – vor allem im 14. und 15. Jahrhundert, als mit der Pilgerreise auch mancher Sünden-Ablass verbunden war. Jahrhunderte später übertrug man die Valentins-Verehrung in die Wormser Liebfrauenkirche, wo heute eine barocke Valentins-Statue und ein modernes Kirchenfenster an den Heiligen erinnern, dazu eine Reliquie, die nach dem Wallfahrtsgottesdienst den Pilgern auf die Stirn gelegt wird.
1454 belebte der Wormser Domdekan und spätere Bischof von Breslau, Rudolf von Rüdesheim (1402−1482), den Valentins-Kult im Rheingau, als er der Pfarrkirche Kiedrich einen Teil der Wormser Valentins-Reliquien schenkte. Die Kiedricher jedenfalls – sie sollen schon im 14. Jahrhundert erste Valentins-Reliquien aus dem benachbarten Kloster Eberbach geschenkt bekommen haben – fühlten sich so verpflichtet, anno 1875 den Wormsern, deren Valentins-Knochen Ende des 17. Jahrhunderts im pfälzischen Erbfolgekrieg verloren gingen, einen Teil ihrer Reliquien wieder zurückzugeben. Damit konnte die Anfang des 19. Jahrhunderts eingeschlafene Valentinuswallfahrt in Worms neu belebt werden. Bis heute wird der Valentinstag in der Liebfrauenkirche so mit einem Hochamt und einer abendlichen Paar-Segnung, die dem Patronat der Liebenden und Verlobten Rechnung trägt, gefeiert. Am Festtag selbst oder sonntags danach findet gewöhnlich spät nachmittags eine Vesper mit anschließender Prozession statt.
Dass am Valentinstag heute der Liebenden gedacht wird, fußt übrigens nicht in kirchlichem, sondern eher weltlichen Brauch, bei dem wohl die römische Göttin Juno Pate steht. Ihr, der Schützerin von Ehe und Familie, wurden an diesem Tag Blumen geopfert; den Frauen schenkte man an diesem Tag Blumen.
Im Mittelalter entwickelte sich in England ein ähnlicher Brauch. Dem Volksglauben nach suchten sich an diesem Tag die Vögel ihre Partner, was auch das im späten 15. Jahrhundert entstandene Lied von der Vogelhochzeit dokumentierte. Vielleicht in Analogie zur Vogelhochzeit führte man schließlich zum Valentinstag, häufig durch Losentscheid, Männer und Frauen zusammen, die sich durch kleine Geschenke oder Gedichte ihrer Liebe versicherten. Der Brauch war eine Art Partnerbörse, die erste Frühlingsgefühle kanalisierte. Im späten 17. Jahrhundert soll es schließlich Sitte geworden sein, im Rahmen dieser Kontakte Blumen zu verschenken. Ein Brauch, den Europas Auswanderer dann mit nach Amerika nahmen, von wo er Anfang der 1950er-Jahre zurückkehrte.
Text: Günter Schenk
Violett als Farbe der Liebe – Wie ein Edelstein als Vorbild dienen kann
Es wird überliefert, dass der heilige Valentin, der Schutzpatron aller Liebenden, in seinem Bischofsring einen violetten Edelstein, einen „Amethysten“, verarbeiten ließ. Er könnte mit seiner wunderschönen violetten Farbe zum Stein aller Liebenden werden. In dieser violetten Farbe haben die beiden Grundfarben Rot und Blau gewissermaßen eine unverwechselbare Einheit gebildet, sie sind eine Ehe miteinander eingegangen. Ein sehr behutsamer und doch gelungener, kreativer Kompromiss, ein Gleichgewicht zweier Kräfte, die einander dienen. In dieser neuen Farbe „Violett“ lässt jede der beiden Farben Rot und Blau der jeweils anderen gewissermaßen den Vortritt und bleibt gleichzeitig im Hintergrund, ein echtes Geheimnis. So, wie zwei Menschen, die sich lieben, ihren Partner immer wieder gerne in den Vordergrund lassen, ohne sich jedoch selbst dahinter zu verstecken. Das ist kreativ. Das ist eine Kompromissbereitschaft, die gewinnt, wenn sie verliert, die erfüllt wird, wenn sie teilt.
Wenn man schon am Valentinstag nicht gänzlich auf die üblichen Geschenke verzichten möchte, dann könnte es ja ausnahmsweise auch einmal ein kleines Schmuckstück sein, in dem dieser schöne „Amethyst“ verarbeitet wurde. Ein gemeinsames Gespräch über die Sinnbildlichkeit dieses Steins würde dieses Erlebnis noch wesentlich vertiefen.
Wenn man weiter bedenkt, dass die Farbe Rot das Symbol für die Liebe und die Farbe Blau das Symbol für die Treue darstellt, so scheint diese neue Farbe Violett mit einer großen Überzeugungskraft auf etwas hinzuweisen, das man in jeder Beziehung bedenken sollte, nämlich: „Es gibt keine Liebe ohne Treue – es gibt aber auch keine Treue ohne Liebe.“ Wenn wir manchmal gereizt und genervt auf unsere Uhr schauen, weil wir meinen, kostbare Zeit zu vergeuden, dann könnte die Botschaft des Valentinstages auf uns beruhigend wirken und uns wieder auf das Wesentliche hinweisen, dass nämlich das schönste Geschenk die gemeinsame Zeit ist, die wir mit einem geliebten Menschen verbringen dürfen. Denn die gemeinsam verbrachte Zeit können wir niemals verlieren.
Text: Stanislaus Klemm
Verwirrende Valentin-Vielfalt
Der „Liebes-Heilige“ Valentin von Terni (bzw. Rom) ist nicht zu verwechseln mit anderen Bischöfen oder Märtyrern gleichen Namens – und allein das Martyrologium Romanum führt um die 20 davon auf.
Für das Bistum Passau am bedeutungsvollsten ist sicherlich der heilige Bischof Valentin von Rätien – einer römischen Provinz, zu der auch Batavia (Passau) gehörte. Über das Leben und Wirken des heiligen Valentin gibt es nur dürftige Zeugnisse. Als gesichert gilt der Todestag am 7. Januar. Seine Wirksamkeit fällt wohl auf die Zeit zwischen 430 und 450. Als Bischof von Rätien wirkte er wahrscheinlich in dem Gebiet zwischen Inn und Iller, dem Brenner und der Donau. Wo der Bischofssitz war, lässt sich nicht mehr sicher feststellen. Die Verbundenheit Valentins mit dem Passauer Priester Lucillus lässt wohl auf ein zeitweiliges Wirken in Batavia/Passau schließen. Um das Jahr 764 ließ Herzog Tassilo die hochverehrten Reliquien nach Passau überführen und dort in der Bischofskirche bestatten.
Bischof Stefan Oster verlegte das Hochfest des hl. Valentin mit vatikanischer Erlaubnis im Bistum vom 7. Januar auf den 1. Juli, weil dessen Namenstag bisher nach Weihnachten und Dreikönig etwas untergegangen sei. Bistumspatron Valentin von Rätien wird u.a. gegen Krämpfe und Epilepsie („Fallsucht“) angerufen.
Text: Wolfgang Terhörst