Bistum

Philippsreut: Das Rätsel um die Muttergottes

Redaktion am 30.06.2025

Neben dem Gnadenbild in der Tussetkapelle in Philippsreut hat sich nun auch die neue Muttergottes häuslich eingerichtet. Foto: Uschi Friedenberger
Neben dem Gnadenbild in der Tussetkapelle in Philippsreut hat sich nun auch die neue Muttergottes häuslich eingerichtet.

Die Tussetkapelle in Philippsreut wurde einst in Erinnerung an die ursprüngliche Tussetkapelle im böhmischen Obermoldau errichtet – Nun ist auf ungewöhnlichem Weg unter ungeklärten Umständen eine Muttergottes dort eingezogen.

Phil­ipps­reut. Das Leben ver­läuft manch­mal auf höchst unge­wöhn­li­chen Pfa­den. Eine unglaub­li­che Bege­ben­heit hat sich jüngst um die Tus­set­ka­pel­le in Phil­ipps­reut (Pfarr­ver­band Haid­müh­le) zuge­tra­gen. Eine berüh­ren­de Geschich­te, die zu Her­zen geht.

Die Anfahrt zu die­sem schmu­cken Got­tes­haus erfolgt durch die schö­ne Bay­er­wald-Land­schaft auf eine Höhe von 981 Metern ins Drei­län­der­eck von Deutsch­land, Öster­reich und Tsche­chi­en. Allein schon die Geschich­te die­ser Kapel­le an sich ist span­nend. Das Ori­gi­nal der Tus­set­ka­pel­le steht näm­lich vor einer Fels­ku­lis­se auf dem Tus­set­berg jen­seits der Staats­gren­ze im Böh­mer­wald. Bis zum 2. Welt­krieg war sie ein belieb­tes Wall­fahrts­ziel gläu­bi­ger Böh­mer­wäld­ler. Nach der Ver­trei­bung der Men­schen aus dem Böh­mer­wald und Errich­tung von Grenz­sper­ren lan­de­te die Kapel­le im ent­völ­ker­ten Teil des Grenz­strei­fens. Hei­mat­ver­trie­be­ne aus dem Umkreis des Tus­set­ber­ges hat­ten schließ­lich die Idee, einen ori­gi­nal­ge­treu­en Nach­bau zu erstel­len. Und so ent­stand auf Initia­ti­ve des Ver­trie­be­nen Emil Weber in Phil­ipps­reut die neue Tus­set­ka­pel­le als Abbild des Ori­gi­nals aus dem Böhmerwald.

Franz und Therese Friedsam sowie ihr Sohn Benedikt mit Kapellenhund Scotty. Foto: Uschi Friedenberger
Franz und Therese Friedsam sowie ihr Sohn Benedikt (von links), hier mit Kapellenhund Scotty, rätseln, wer die hölzerne Muttergottes samt Begleitschreiben in die Tussetkapelle gebracht hat.

Der dama­li­ge Pas­sau­er Bischof Franz Xaver Eder hat sie 1985 ein­ge­weiht. Zwi­schen der neu­en Tus­set­ka­pel­le und ihrem Ori­gi­nal im Böh­mer­wald lie­gen nur etwa fünf Kilo­me­ter Luftlinie.

Die Fami­lie Fried­sam, die nur ein paar Schrit­te ent­fernt von der neu­en Tus­set­ka­pel­le ihr Anwe­sen hat, küm­mert sich heu­te lie­be­voll um das klei­ne Got­tes­haus. Die gan­ze Fami­lie ist mit der Kapel­le lie­be­voll ver­bun­den – allen vor­an Franz und The­re­se Fried­sam, der Kir­chen­pfle­ger von Phil­ipps­reut und sei­ne Frau. Die bei­den waren im Mai 1986 das ers­te Hoch­zeits­paar, das in die­ser Kapel­le getraut wur­de. Und all­jähr­lich fin­det am 15. August zu Ehren der Got­tes­mut­ter eine Wall­fahrt statt. Heu­er zum Jubi­lä­um 40 Jah­re Tus­set­ka­pel­le wird die­se Wall­fahrt beson­ders fei­er­lich begangen.

Doch was hat es nun mit der höl­zer­nen, etwa 70 Zen­ti­me­ter hohen Mut­ter­got­tes auf sich, die in der Tus­set­ka­pel­le ihre Woh­nung bezo­gen hat? Heu­er am Mut­ter­tag – das war der 11. Mai 2025 – ist die Mut­ter­got­tes samt zwei­sei­ti­gem Begleit­schrei­ben ein­ge­zo­gen. In dem Brief wird erklärt, wie der Absen­der oder die Absen­de­rin beim Ent­sor­gen eige­ner Alt­klei­der die Mari­en­fi­gur neben einem Con­tai­ner zufäl­lig ste­hen sah. I war ent­setzt, wer wirft denn sowos weg? A Mut­ter Got­tes!“, schreibt der Fin­der oder die Fin­de­rin und berich­tet, dass er oder sie die Figur dann kur­zer­hand ins Auto gepackt und erst über­legt hat: War iatzt des a Dieb­stahl oder a guads Werk?“ Und nach eini­gem Spe­ku­lie­ren“ brach­te sie oder er heu­er am Mut­ter­tag mit Mama, Schwes­ter und Tan­te die Mut­ter­got­tes dann in die Tussetkapelle.

Als The­re­se Fried­sam die­se neue Bewoh­ne­rin“ der Tus­set­ka­pel­le samt Begleit­schrei­ben ent­deckt hat, hat­te sie Trä­nen in den Augen, wie sie selbst sagt. Sie und ihr Mann Franz, der Kir­chen­pfle­ger von Phil­ipps­reut, kön­nen nicht ver­ste­hen, wie man so eine Figur ein­fach bei den Alt­ma­te­ria­li­en ent­sor­gen“ kann. So eine schö­ne Madon­na. Das ma des fer­tig bringt?“ schüt­telt The­re­se Fried­sam den Kopf. Aber es soll­te anders kom­men. Seit dem Mut­ter­tag wohnt die Madon­na nun in der Tus­set­ka­pel­le in Phil­ipps­reut. Sie hat einen Ehren­platz auf dem Altar bekom­men und freut sich über jeden Men­schen, der sie besucht und ein wenig bei ihr ver­weilt. So viel zur Geschich­te der Mut­ter­got­tes mit Hap­py-End. Geöff­net ist die Tus­set­ka­pel­le jeden Tag zwi­schen 8 und 20 Uhr.

Wer aber war der Fin­der (oder die Fin­de­rin), der die Mari­en­fi­gur aus dem Müll geret­tet, einen Brief dazu geschrie­ben und in die Kapel­le gebracht hat? Die­ses Rät­sel wür­de die Fami­lie Fried­sam schon noch ger­ne lösen …

Ursula Friedenberger

In Philippsreut wird heuer gefeiert

Gleich zwei große Jubiläen werden begangen: 40 Jahre Tussetkapelle und 75 Jahre Pfarrkirche

Zum einen steht die Fei­er zum 40-jäh­ri­gen Jubi­lä­um der Tus­set­ka­pel­le am 15. August bevor. Das Fest­pro­gramm star­tet um 9.30 Uhr mit einem Stand­kon­zert am Kir­chen­platz mit Toten-Ehrung. Nach dem Fest­zug zur Kapel­le beginnt um 10 Uhr der Fest­got­tes­dienst. Danach tref­fen sich die Men­schen zum gemein­sa­men Mit­tag­essen am Kir­chen­platz oder im Pfarr­saal. Um 14 Uhr beginnt der gemein­sa­me Kreuz­weg der Böh­mer­wäld­ler, der die Gläu­bi­gen durch den Wald führt. Anschlie­ßend gibt es Kaf­fee und Kuchen.

Das zwei­te gro­ße Jubi­lä­um die­ses Jah­res in Phil­ipps­reut wird im Okto­ber began­gen. Am 11. Okto­ber 1950 war die Pfarr­kir­che von Bischof Simon Kon­rad Land­ers­dor­fer ein­ge­weiht wor­den. Am Sonn­tag, 12. Okto­ber 2025, wird nun der 75. Wei­he­tag der Pfarr­kir­che St. Karl Bor­ro­mä­us fest­lich began­gen. Dazu kommt Bischof Dr. Ste­fan Oster SDB nach Phil­ipps­reut. Fol­gen­des Pro­gramm ist vor­ge­se­hen: Los geht es um 9 Uhr mit dem Stand­kon­zert am Dorf­ein­gang (von Frey­ung kom­mend). Um 9.30 Uhr wer­den hohe Geist­lich­keit und Gäs­te emp­fan­gen. Anschlie­ßend star­tet um 9.45 Uhr der Fest­zug zur Pfarr­kir­che. Um 10 Uhr beginnt der Fest­got­tes­dienst, den Bischof Dr. Ste­fan Oster zele­briert. Nach dem Got­tes­dienst gibt es dann ein gemein­sa­mes Mit­tag­essen im Pfarrsaal.

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