Bistum

Die verkaufte Kirche

Redaktion am 13.11.2023

2023 11 13 pb alb thomasbach1 Foto: Werner Friedenberger
Die ehemalige Wallfahrtskirche Thomasbach in der Pfarrei Kammern bei Landau/Isar ist in private Hände übergegangen. Das landwirtschaftliche Anwesen im Hintergrund gehört der Stadt Dingolfing.

Das früher bedeutende Gotteshaus von Thomasbach wurde verkauft. Um 1600 gab es hier noch eine bedeutende Wallfahrt. Was aus dem Gebäude wird, ist ungewiss.

Tho­mas­bach ist ein geheim­nis­vol­ler, bei­na­he mys­ti­scher Ort. Dort zu fin­den ist eine alte, bau­fäl­li­ge Kir­che, der frü­her nach­weis­lich gro­ße Bedeu­tung zuge­mes­sen wur­de. Unweit dane­ben steht ein bau­fäl­li­ges Bau­ern­haus. Immer wie­der gab es dort unge­be­te­ne Besu­che: Uner­laub­te Par­tys, Tref­fen, Foto­shoo­tings oder Van­da­lis­mus waren gang und gäbe. 

Bereits in den 1980iger Jah­ren wur­de von der Kammin­ger Kir­chen­ver­wal­tung beschlos­sen, dass auf­grund der Bau­fäl­lig­keit kein Geld mehr inves­tiert wird. Eine Wie­der­be­le­bung für Got­tes­diens­te war auf­grund der feh­len­den Infra­struk­tur und Erschlie­ßung aus­ge­schlos­sen. Im Ein­ver­neh­men mit dem Bis­tum Pas­sau kam es Ende 2021 dazu, dass die Kir­che ver­kauft wur­de und nun im Pri­vat­be­sitz ist. Der Kauf­preis lag laut Kir­chen­pfle­ger Hein­rich Sand­ner eher in einer sym­bo­li­schen Höhe. Auf jeden Fall ist es eine Erleich­te­rung für die Kir­chen­ver­wal­tung, weil man sich nicht mehr um die Sicher­heit küm­mern muss und der Van­da­lis­mus für den Kir­chen­pfle­ger in kei­ner Ver­ant­wor­tung mehr liegt. Für Tho­mas­bach exis­tiert kein Bebau­ungs­plan, ein Bau­recht wird es dort nicht geben. Von wei­tem macht die Kir­che kei­nen schlech­ten Ein­druck: Doch der Schein trügt: Bei nähe­rer Betrach­tung sieht man eine Art Geis­ter-Kir­che“, die rund­um von Wild­wuchs umge­ben und ein­ge­wach­sen ist. Der Haupt­ein­gang und die Tür zur Sakris­tei wur­de mit Beton­blö­cken ver­sperrt, ein Zugang ist daher unmöglich. 

Bis vor zwei Jah­ren konn­te man die Kir­che noch betre­ten. Hat­te man die schwe­re Holz­tü­re geöff­net, war ein unheim­li­ches Knar­ren zu hören. Gespens­tisch auch die ehe­ma­li­ge Sakris­tei. Im Innen­raum der Kir­che befin­det sich abso­lut nichts mehr. Drei gemau­er­te Sockel, wo ein­mal Altä­re drauf stan­den. Das Pres­by­te­ri­um ist mit einer Stüt­ze gefes­tigt. Die Empo­re eben­falls maro­de und bau­fäl­lig. Und doch ist erkenn­bar, dass es ein­mal ein Haus Got­tes war, wel­ches vor ein paar hun­dert Jah­ren sicher pom­pös aus­ge­stat­tet war. Die Chor­bö­gen und Fens­ter sind eben­falls Beweis dafür. Lei­der wur­de die Kir­che schon oft mit Schmie­re­rei­en ver­schan­delt. Mehr­mals wur­den dort inof­fi­zi­ell Par­tys gefei­ert und die Poli­zei muss­te Anzei­gen auf­neh­men. Die Kir­che wur­de frü­her mehr­mals ausgeraubt.

2023 11 13 pb alb thomasbach2 Foto: Werner Friedenberger
Thomasbach: Blick auf ein ein baufälliges Bauernhaus, im Hintergrund die ehemalige Wallfahrtskirche.

Das gut 100 Meter ent­fern­te Bau­ern­haus war im Pri­vat­be­sitz. Der Zahn der Zeit hat sowohl der Kir­che als auch dem Haus arg zuge­setzt. Das Haus ist zwar denk­mal­ge­schützt, aber der bau­li­che Zustand ist äußerst schlecht. Das Bau­ern­haus war bis vor 70 Jah­ren noch bewohnt, dien­te spä­ter noch als Wochen­end­haus. Bei­des sind mar­kan­te Denk­mä­ler, die weit abseits von der Stra­ße zwi­schen Kam­mern und Exing bei Schlüp­fing lie­gen. Strom‑, Was­ser- oder Abwas­ser­an­schlüs­se gab es zu kei­nem Zeitpunkt. 

Die Tho­mas­bach-Kir­che hat als Kir­chen­pa­tron den Hl. Veit und gehört zur Pfar­rei Kam­mern. Die Kir­chen­ge­schich­te lässt sich bis ins Jahr 1100 zurück­ver­fol­gen. Die Kir­che erreich­te im 16. Jahr­hun­dert ihren Höhe­punkt auf­grund der ein­mal im Jahr statt­fin­den­den Wall­fahrt am Namens­tag von St. Veit, am 15. Juni. Aus Auf­zeich­nun­gen ist zu ent­neh­men, dass damals gro­ße Wall­fahr­ten zur Kir­che statt­fan­den. 30 Grup­pen mit 20 Geist­li­chen pil­ger­ten zur Kir­che in Tho­mas­bach. Die Kir­che soll­te zu die­ser Zeit auch zur reichs­ten im Umkreis gezählt haben. Wie es zur Wall­fahrt kam und war­um die­se unge­wöhn­lich gro­ße in frei­er Natur ste­hen­de Kir­che, weit abseits der Stra­ße damals gebaut wur­de, bleibt wohl ein Geheimnis. 

Die Kir­che war zunächst an zwei Pri­vat­per­so­nen ver­kauft wor­den. Inzwi­schen gehört sie nur mehr einer Per­son. Das angren­zen­de bau­fäl­li­ge Bau­ern­haus mit Forst­grund­stück gehör­te ein­mal der Fami­lie Ler­mer aus Wild­thurn. Es wur­de dann von der Stadt Din­gol­fing samt angren­zen Forst­flä­chen gekauft. Wel­che Nut­zung die Kir­che künf­tig haben wird bzw. ob ein Abbruch erfolgt, bleibt ungewiss.

Text: Lud­wig Stich

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