Thomasbach ist ein geheimnisvoller, beinahe mystischer Ort. Dort zu finden ist eine alte, baufällige Kirche, der früher nachweislich große Bedeutung zugemessen wurde. Unweit daneben steht ein baufälliges Bauernhaus. Immer wieder gab es dort ungebetene Besuche: Unerlaubte Partys, Treffen, Fotoshootings oder Vandalismus waren gang und gäbe.
Bereits in den 1980iger Jahren wurde von der Kamminger Kirchenverwaltung beschlossen, dass aufgrund der Baufälligkeit kein Geld mehr investiert wird. Eine Wiederbelebung für Gottesdienste war aufgrund der fehlenden Infrastruktur und Erschließung ausgeschlossen. Im Einvernehmen mit dem Bistum Passau kam es Ende 2021 dazu, dass die Kirche verkauft wurde und nun im Privatbesitz ist. Der Kaufpreis lag laut Kirchenpfleger Heinrich Sandner eher in einer symbolischen Höhe. Auf jeden Fall ist es eine Erleichterung für die Kirchenverwaltung, weil man sich nicht mehr um die Sicherheit kümmern muss und der Vandalismus für den Kirchenpfleger in keiner Verantwortung mehr liegt. Für Thomasbach existiert kein Bebauungsplan, ein Baurecht wird es dort nicht geben. Von weitem macht die Kirche keinen schlechten Eindruck: Doch der Schein trügt: Bei näherer Betrachtung sieht man eine Art „Geister-Kirche“, die rundum von Wildwuchs umgeben und eingewachsen ist. Der Haupteingang und die Tür zur Sakristei wurde mit Betonblöcken versperrt, ein Zugang ist daher unmöglich.
Bis vor zwei Jahren konnte man die Kirche noch betreten. Hatte man die schwere Holztüre geöffnet, war ein unheimliches Knarren zu hören. Gespenstisch auch die ehemalige Sakristei. Im Innenraum der Kirche befindet sich absolut nichts mehr. Drei gemauerte Sockel, wo einmal Altäre drauf standen. Das Presbyterium ist mit einer Stütze gefestigt. Die Empore ebenfalls marode und baufällig. Und doch ist erkennbar, dass es einmal ein Haus Gottes war, welches vor ein paar hundert Jahren sicher pompös ausgestattet war. Die Chorbögen und Fenster sind ebenfalls Beweis dafür. Leider wurde die Kirche schon oft mit Schmierereien verschandelt. Mehrmals wurden dort inoffiziell Partys gefeiert und die Polizei musste Anzeigen aufnehmen. Die Kirche wurde früher mehrmals ausgeraubt.
Das gut 100 Meter entfernte Bauernhaus war im Privatbesitz. Der Zahn der Zeit hat sowohl der Kirche als auch dem Haus arg zugesetzt. Das Haus ist zwar denkmalgeschützt, aber der bauliche Zustand ist äußerst schlecht. Das Bauernhaus war bis vor 70 Jahren noch bewohnt, diente später noch als Wochenendhaus. Beides sind markante Denkmäler, die weit abseits von der Straße zwischen Kammern und Exing bei Schlüpfing liegen. Strom‑, Wasser- oder Abwasseranschlüsse gab es zu keinem Zeitpunkt.
Die Thomasbach-Kirche hat als Kirchenpatron den Hl. Veit und gehört zur Pfarrei Kammern. Die Kirchengeschichte lässt sich bis ins Jahr 1100 zurückverfolgen. Die Kirche erreichte im 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt aufgrund der einmal im Jahr stattfindenden Wallfahrt am Namenstag von St. Veit, am 15. Juni. Aus Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass damals große Wallfahrten zur Kirche stattfanden. 30 Gruppen mit 20 Geistlichen pilgerten zur Kirche in Thomasbach. Die Kirche sollte zu dieser Zeit auch zur reichsten im Umkreis gezählt haben. Wie es zur Wallfahrt kam und warum diese ungewöhnlich große in freier Natur stehende Kirche, weit abseits der Straße damals gebaut wurde, bleibt wohl ein Geheimnis.
Die Kirche war zunächst an zwei Privatpersonen verkauft worden. Inzwischen gehört sie nur mehr einer Person. Das angrenzende baufällige Bauernhaus mit Forstgrundstück gehörte einmal der Familie Lermer aus Wildthurn. Es wurde dann von der Stadt Dingolfing samt angrenzen Forstflächen gekauft. Welche Nutzung die Kirche künftig haben wird bzw. ob ein Abbruch erfolgt, bleibt ungewiss.
Text: Ludwig Stich