Die ermutigende Seite der Kirche
Die Zahlen gehen zurück, die Theologiestudierenden an den Hochschulen auch, wie überhaupt alles in der Kirche auf dem Rückzug zu sein scheint: die religiöse Praxis, der Gottesdienstbesuch, selbst der Glaube an Gott. Es gehört ja nicht einmal noch die Hälfte der deutschen Bevölkerung einer der beiden großen Kirchen im Land an. Soweit die entmutigende Seite.
Es gibt aber auch eine ermutigende Seite, die ich als Verantwortliche für das Studienprogramm „Theologie im Fernkurs“ in der Diözese Passau erleben darf. Es interessieren sich nach wie vor Leute für die Theologie, für das Woher des christlichen Glaubens, für die Frage nach Gott. Zugegebenermaßen – es waren auch schon einmal mehr, die sich für das Fernstudium Theologie eingeschrieben haben, aber jeder und jede Einzelne, die ich begleiten darf auf dem Weg durch das Studium, zeigt mir von neuem, dass die Theologie kein „Orchideenfach“ ist, sondern eine Welt, die nicht nur den christlichen Glauben erschließen hilft, sondern auch die Kultur, in der wir leben.
Wer Theologie studiert, lernt Spuren lesen, Zeichen verstehen, Leben deuten. Und weil „Theologie im Fernkurs“ auch für den kirchlichen Dienst qualifizieren kann, hat auch die Diözese Passau auf diesem Weg bereits einige hervorragende Seelsorger und Seelsorgerinnen gewonnen.
Die Studierenden absolvieren zunächst den Grund- und Aufbaukurs Theologie, die jeweils ca. eineinhalb Jahre beanspruchen und in Eigenregie berufsbegleitend und auch mit Familie bewältigt werden können. Danach stehen zwei weitere Kursabschnitte an, die jeweils ein Jahr dauern und mit einem Praktikum in Schule und Pastoral verbunden sind. Nach diesen fünf Jahren (für mich vergehen sie immer wie im Flug, und ich staune stets von neuem, wie schnell „meine“ Studentinnen und Studenten ihr Ziel erreichen) können die Kandidaten in den Dienst der Diözese als Gemeindereferent und Gemeindereferentin aufgenommen werden. Bei angehenden Diakonen im Zivilberuf geht es sogar noch ein Jahr schneller, da hier das religionspädagogische Jahr übersprungen werden kann.
Heute möchte ich Ihnen drei Studierende vorstellen, die sich in der letzten Etappe ihrer Ausbildung befinden und gerade eine der überdiözesanen Studienwochen hinter sich haben.
Text: Andrea Pichlmeier
Vom Banker bis zur Kindergärtnerin
Theologie im Fernkurs ist, wenn Theologiestudierende im Alter zwischen Anfang 20 und Anfang 60 zusammenkommen. Wenn sie aus Deutschland und Österreich kommen, von südlich von München und von nördlich von Hamburg (ja, das geht), vom Bayerischen Wald und vom Niederrhein, von Wien und vom Spreewald.
Wenn sie aus den unterschiedlichsten Berufen kommen: Vom Banker bis zur Kindergärtnerin, von der Musikerin bis zum Bestatter, von der Verwaltungsangestellten bis zum Möbelverkäufer. Wenn alle ihre Berufserfahrung und ihre Lebenserfahrung ins Gespräch mit einbringen, dann ist man bei Theologie im Fernkurs.
Wenn sie aus Diözesen mit 3% Katholiken und aus Diözesen mit 68% Katholiken in der Bevölkerung, aus Ballungsräumen und strukturschwachen Gebieten kommen.
Wenn diese alle für fünf Tage in Würzburg zusammenkommen, um über professionelles Handeln in der Pastoral zu lernen und zu sprechen, dann ist man bei Theologie im Fernkurs.
Wenn die Professoren leger daherkommen und der Priester, der die Eucharistie feiert, einigen Studierenden ermöglicht, die Domorgel auszuprobieren, dann …
Wenn verschiedene Standpunkte zwar deutlich werden, aber man nie den guten Ton verliert.
Wenn heiße Eisen angesprochen werden können, über die sich Katholiken bisweilen entzweien, und danach trinkt man zusammen einen Kaffee und tauscht sich über die Kinder aus, dann ist man bei Theologie im Fernkurs.
Text: Magdalena Lohr
Persönliche Stärkung
Auch wir sind schon einige Zeit bei „Theologie im Fernkurs“ und haben das Grund- und Aufbaustudium absolviert. Und jedes Mal freuen wir uns, wenn wir an einer Studienveranstaltung teilnehmen können. Dieses Mal war sie Teil des Religionspädagogischen Kurses, dauerte eine Woche und fand in Würzburg statt.
Aufgrund des angekündigten Bahnstreiks waren wir einen Tag früher angereist und hätten vor Wiedersehensfreude beinahe unseren Zug versäumt. Es ist so schön, wenn wir einander treffen und Erfahrungen austauschen können.
Die freien Stunden des Anreisetages verbrachten wir in der Stadt: In der Seminarkirche St. Michael bewunderten wir die eindrucksvollen Bilder zur Apokalypse, nahmen an einer Führung durch die prunkvolle Residenz der Würzburger Fürstbischöfe teil und gönnten uns – eine Herzensangelegenheit – eine Privatführung durch das jüdische Museum und die Würzburger Synagoge. Das alles gehört zur Studienwoche wie die Theologie selbst: kulturelle Angebote vor Ort wahrnehmen, bummeln, abends an der Mainbrücke mit den Kollegen ein Gläschen Wein genießen …
Im Programm der Studienwoche erwarteten uns verschiedene Referenten und Themen zum Religionsunterricht – ein weiterer wichtiger Schritt hin zum Beruf der Gemeindereferentin. Damit waren wir nicht allein. Unsere Mitstreiter und Mitstreiterinnen kamen aus ganz Deutschland.
In der Studienwoche kann man sich voll und ganz auf das Studium konzentrieren. Man lernt neue Inhalte kennen und tauscht Erfahrungen aus. Und neben der Vermittlung von Fachwissen kommt auch die persönliche Stärkung und Spiritualität nicht zu kurz. So sind wir ganz erfüllt zurückgekehrt in die Diözese Passau.
Text: Magdalena Deger und Tina Hofmann