Kunst

Raus aus dem Tabu

Redaktion am 25.11.2024

2024 11 25 pb alb themenwoche tod und schoenheit1 Foto: Tine Limmer
Themenwoche Tod und Schönheit: Mit wunderschönen Blumenarrangements und stimmungsvoller Lichtgestaltung verliert dieser Sarg in der Heilig-Geist-Kirche Burghausen seinen „Schrecken“.

Tod und Schönheit will die aktuelle Themenwoche im Haus der Begegnung Burghausen vereinen. Die Eröffnung war berührend.

Für mich zu kämp­fen ist sehr anstren­gend. Ich neh­me das Leben lei­der nicht mehr so wahr, wie ich es ger­ne machen wür­de. Ich sehe die gan­ze Schön­heit, kann sie aber nicht mehr genie­ßen, weil ich mein Leben nicht mehr umset­zen kann“, sagt Bian­ka, die schwer krebs­krank das dies­jäh­ri­ge Weih­nachts­fest wohl nicht mehr erle­ben wird. Die 47-Jäh­ri­ge aus Mün­chen war zum Aus­stel­lungs­auf­takt Der Tod und die Schön­heit“ ins Haus der Begeg­nung Hei­lig Geist ins Deka­nat Alt­öt­ting gekom­men, um ihren“ Film, gedreht vom Nach­wuchs­fil­mer Emre Celep, zu sehen. Mama kämpft“ zeigt die allein­er­zie­hen­de Mut­ter mit 13-jäh­ri­gem Sohn und zwei erwach­se­nen Töch­tern in scho­nungs­lo­ser Ehr­lich­keit. Ein Film, der berührt und die etwa 80 Besu­cher nicht ohne Emo­tio­nen zurückließ.

2024 11 25 pb alb themenwoche tod und schoenheit2 Foto: Tine Limmer
Themenwoche Tod und Schönheit: Ausstellungsorganisator Stephan Alof (l.) stößt mit der todkranken Bianka an, über deren Schicksal der junge Regisseur Emre Celep (r.) einen berührenden Dokumentarfilm gedreht hat, der am Eröffnungsabend erstmals gezeigt wurde.

Doch anders als Pfar­rer Micha­el Wit­ti aus Feich­ten oder Bri­git­te Necker­mann-Lipp (Refe­ren­tin im Haus Hei­lig Geist) woll­te sie nicht im vor­be­rei­te­ten Sarg Pro­be lie­gen“. Die bei­den Test­lie­ger“ berich­te­ten, dass es grund­sätz­lich eigent­lich bequem sei – nur die Saug­un­ter­la­ge aus Stroh hät­te etwas dicker aus­fal­len dür­fen. Doch im Tod sei das wohl nach­ran­gig, befan­den sie.

Ein schwar­zer Sarg, prä­sent in der Ein­gangs­hal­le, flan­kiert von schön deko­rier­ten Urnen: Kei­ne Aus­stel­lung, die man gewöhn­lich besu­chen wür­de und doch wird hier auf­ge­rüt­telt und bewusst­ge­macht, dass man sich jeder­zeit mit sei­nem Lebens­en­de befas­sen soll­te. Der Tod soll nicht wei­ter ein Tabu-The­ma sein“, wünscht sich Orga­ni­sa­tor Ste­phan Maria Alof.

Ein Rund­gang durch die ver­schie­de­nen Räu­me der Aus­stel­lung gibt Ein­blick in die Gestal­tung der letz­ten Ruhe“: sei es der Sarg, die Urne oder sei­en es Mög­lich­kei­ten mit Blu­men zu gestal­ten. Dass nie­mand ver­ges­sen ist, weder Kai­se­rin Eli­sa­beth, noch Kon­rad Ade­nau­er, Wal­ter Sedl­mayr oder der Lanz Leo, wird in einem wei­te­ren Raum deut­lich. Irm­gard Jörg hat meh­re­re tau­send Ster­be­bil­der gesam­melt und zeigt dar­aus eine klei­ne Auswahl.

Themenwoche Tod und Schönheit: Impressionen von der Eröffnung und der Ausstellung

Alof, der sich schon seit vie­len Jah­ren mit dem The­ma Leben und Tod aus­ein­an­der­setzt, ist immer wie­der der Fra­ge nach Schön­heit im Zusam­men­hang mit dem Tod nach­ge­gan­gen. Der Tod brau­che Zeit, Raum und Ästhe­tik. Bei aller Trau­er und Mit­ge­fühl für Ster­ben­de und Hin­ter­blie­be­ne sei ein Bestat­ter aber kei­ne Spaß­brem­se“. Der Tod gehö­re in den All­tag und ins Leben. Wer gut gelebt hat, kann auch gut ster­ben“, so sei­ne Über­zeu­gung. Es brau­che im Leben und Tod auch Ritua­le, egal wel­cher Kon­fes­si­on man ange­hö­re. Alte Ritua­le wie die Auf­bah­rung wer­den wie­der prak­ti­ziert. Dabei ist fast alles wie­der mög­lich“, infor­miert er. Selbst Humor habe Platz auf dem Fried­hof, sagt er und ver­weist auf so man­chen Spruch, den man auf den Grab­stei­nen lesen könne. 

Auch die Musik gehört in die­ses Pro­gramm. So war der Kam­mer­chor Max­Vo­kal in Feich­ten zu Gast und prä­sen­tier­te Gabri­el Fau­rés Requi­em und Lucio Mosè Bena­gli­as Sta­bat Mater in ganz beson­ders ein­fühl­sa­mer Weise.

Text und Fotos: Tine Limmer

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