Weltkirche

Entdeckungen in Afrika

Redaktion am 22.04.2024

2024 04 19 pb alb teresa stefenelli benin1 Foto: privat
Teresa Stefenelli (r.) in Benin.

Teresa Stefenelli wird noch bis Ende August in Cotonou (Benin) als Freiwillige in einem Don-Bosco-Projekt mitwirken. Die junge Frau aus dem Bistum Passau hat ihr bequemes Leben in Deutschland gegen viele neue Erfahrungen in einer anderen Welt ausgetauscht. Eines ist jetzt schon klar: Sie wird aus den Monaten in der Fremde unheimlich viel fürs Leben mitnehmen.

Für Tere­sa Ste­fen­el­li war bereits nach dem Abitur klar, dass sie ein Jahr im Aus­land ver­brin­gen wol­le. Auf die Idee eines Frei­wil­li­gen­diens­tes im Rah­men von Welt­wärts“ hat­te sie ihre Mut­ter gebracht. Eine Bekann­te schlug ihr als Ent­sen­de­or­ga­ni­sa­ti­on die Sale­sia­ner Don Boscos vor. Tere­sa hat­te den Wunsch geäu­ßert, in einem fran­zö­sisch­spra­chi­gen afri­ka­ni­schen Land zu arbei­ten, und sie war glück­lich, dass sich die­ser Wunsch erfüll­te. Fran­zö­sisch hat­te mich seit der 8. Klas­se fas­zi­niert“, erzählt sie, und Afri­ka schien mir als ein Kon­ti­nent, über den wir rela­tiv wenig wis­sen und der haupt­säch­lich durch Spen­den­auf­ru­fe oder Schlag­zei­len bekannt ist. Ich war mir sicher, dass es noch viel mehr zu ent­de­cken gab.“

2024 04 19 pb alb teresa stefenelli benin3 Foto: privat
Teresa Stefenelli.

Seit dem 13. Sep­tem­ber 2023 ist Tere­sa in Coto­nou und wird dort bis Ende August 2024 blei­ben. Sie lebt auf dem Don-Bosco-Gelän­de der Schwes­tern in Coto­nou mit ande­ren Frei­wil­li­gen, Schwes­tern und Prä­aspi­ran­tin­nen (Schwes­tern­an­wär­te­rin­nen) zusam­men. Das Gelän­de ist sehr viel­fäl­tig“, berich­tet Tere­sa, es umfasst eine wei­ter­füh­ren­de Schu­le mit über 1000 Schü­lern, ver­schie­de­ne Aus­bil­dungs­be­rei­che, die Éco­le Alter­na­ti­ve und das Mäd­chen­wohn­heim Foy­er Lau­ra Vicu­ña. Zudem gibt es einen Gar­ten mit Fisch­teich und Hüh­ner­stäl­len für die Foy­er­mä­dels sowie Büros für ver­schie­de­ne Diens­te wie Rechts­be­ra­tung und psy­cho­lo­gi­sche Betreu­ung und das Schwesternhaus.“ 

Tere­sas Auf­ga­ben vari­ie­ren. Ich arbei­te in sechs ver­schie­de­nen Pro­jek­ten“, erklärt sie, dar­un­ter die Betreu­ung von Babys und Klein­kin­dern, Alpha­be­ti­sie­rungs­kur­se für Mäd­chen, Bas­tel­ak­ti­vi­tä­ten und Frei­zeit­ge­stal­tung.“ Meist sei sie zwi­schen den Tatas (Erzie­he­rin­nen) und Fofos (Erzie­hern) und den Kin­dern zu fin­den. Ihr Tag sei dyna­misch, da sie jeden Tag ver­schie­de­ne Pro­jek­te betreue und die Pro­jekt­kom­bi­na­tio­nen sich täg­lich unterschieden.

Ein typi­scher Mitt­woch bei­spiels­wei­se beginnt um 8 Uhr mit der Betreu­ung der Babys und Klein­kin­der im Foy­er“, beschreibt Tere­sa. Lie­der sin­gen, Win­deln wech­seln, füt­tern, spie­len und klei­ne Spa­zier­gän­ge auf dem Gelän­de machen – so füllt sich der Vor­mit­tag.“ Gegen 12 Uhr mache sie sich meist auf den Weg zum Mit­tag­essen: Das Mit­tag­essen hole ich mir an einem der Essen­stän­de auf dem Gelän­de (die haben für die Schü­ler dort offen) oder außer­halb. Meis­tens Reis mit Boh­nen und einer bestimm­ten Soße: Ata­si.“ Danach gehe es mit dem Zem­su­che (Mor­o­rad­ta­xi) zur Bara­cke, um bei den Alpha­be­ti­sie­rungs­kurs der Mäd­chen zu hel­fen, gefolgt von Bas­tel­ak­ti­vi­tä­ten, die ich bereits zuhau­se vor­be­rei­tet und nun mit­ge­bracht habe. Oft sind es Gir­lan­den, Spie­le wie Him­mel und Höl­le oder Ori­ga­mi.“ Danach beginnt oft der locke­re Teil“: Klatsch­spie­le dür­fen dabei nie feh­len, und so ler­ne ich sol­che den Mäd­chen genau­so wie sie mir. Oft wird auch die Trom­mel aus­ge­packt und viel gesun­gen und getanzt. An ande­ren Tagen geht es etwas ruhi­ger zu und wir spie­len Kar­ten oder ande­re Spie­le.“ Das daue­re ca. bis 17 Uhr. Dann set­zen die Mäd­chen sich wie­der die Kör­be vol­ler Ware auf den Kopf und gehen ihrer Arbeit, dem Ver­kau­fen auf dem Markt, nach, wäh­rend die Bara­cke von uns noch­mal ordent­lich durch­ge­kehrt wird.“ Der Tag ende oft mit Ein­käu­fen auf dem Markt, der Suche nach einem Zem, der sie zurück aufs Gelän­de bringt und Vor­be­rei­tun­gen für den nächs­ten Tag.

Impressionen

Ob in der Schu­le oder in der Küche oder unter­wegs in der Stadt: Der All­tag in Ben­in unter­schei­det sich fun­da­men­tal vom gewohn­ten Leben in Nie­der­bay­ern. Doch gera­de das macht für Tere­sa Ste­fen­el­li die Zeit so auf­re­gend. Mit ihrer Offen­heit gelingt es ihr schnell, mit den Men­schen ins Gespräch zu kom­men. Sie weiß frei­lich inzwi­schen auch, wie wich­tig es ist, Gren­zen zu ziehen.

Fotos: pri­vat

Was ich aus die­ser Erfah­rung mit­neh­me“, reflek­tiert Tere­sa, ist die Fähig­keit, klar Nein‘ zu sagen.“ Auch liegt die Her­aus­for­de­rung vor Ort oft dar­in, mit den Erwar­tun­gen der Men­schen umzu­ge­hen. Es gibt vie­le Anfra­gen nach mei­ner Num­mer, Geld oder Geschen­ken von den Men­schen in der Gemein­schaft“, erklärt Tere­sa. Doch auch wenn es teil­wei­se her­aus­for­dernd sei, neh­me sie etwas davon mit: Ich habe gelernt, Gren­zen zu set­zen und klar mei­ne Posi­ti­on zu kom­mu­ni­zie­ren, was manch­mal auf Unver­ständ­nis oder Ableh­nung stößt.“ Oft ver­su­che sie jedoch gera­de aus sol­chen Situa­tio­nen mit Kin­dern Wege zu fin­den, nicht ein­fach immer nur Nein“ zu sagen, son­dern eine lus­ti­ge Situa­ti­on dar­aus ent­ste­hen zu las­sen, die ihren Stand­punkt trotz­dem deut­lich mache.

Vortrag, Blog und Spendentipp

Vor­trag: Agnes Ste­fen­el­li besuch­te über Ostern ihre Toch­ter Tere­sa in Ben­in. Über ihre Erfah­run­gen und die Situa­ti­on vor Ort wird sie in einem Vor­trag am 25. April um 19 Uhr im Pfarr­saal St. Peter in Pas­sau berichten. 

Spen­den: Spen­den für das Mäd­chen­wohn­heim Lau­ra Vicu­ña kön­nen auf fol­gen­des Spen­den­kon­to über­wie­sen wer­den: Emp­fän­ger: Mis­si­ons­pro­kur FMA, VWZ: Sr. Han­ni Deni­fl Foy­er Coto­nou Ben­in; IBAN: DE12 3702 0500 0001 0739 00, BIC: BFSWDE33XXX

Online: Was sie alles erlebt und wie sie Land und Leu­te ken­nen­lernt, schil­dert Tere­sa Ste­fen­el­li beglei­tend zu ihrem Auf­ent­halt auch auf ihrem Inter­net-Blog Mit­ten­drin in Ben­in“, der lau­fend fort­ge­schrie­ben wird:

Einen wei­te­ren Aspekt nimmt Tere­sa nach eige­ner Aus­sa­ge mit: offen auf Men­schen zuzu­ge­hen. Die inten­si­ve Zusam­men­ar­beit und das Zusam­men­le­ben mit mei­ner Mit­frei­wil­li­gen Vale­rie hat mir viel über offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­on und zwi­schen­mensch­li­che Bezie­hun­gen bei­gebracht. Auch mein Blick auf The­men wie Ras­sis­mus hat sich erwei­tert. Hier habe ich gese­hen, wie das Leben anders­wo auf unse­rer Welt statt­fin­det und funk­tio­niert, oder eben auch nicht, und das sind inter­es­san­te Erfah­run­gen.“ Ein Bei­spiel dafür ist die Kin­der­er­zie­hung: Wäh­rend sich in Deutsch­land das Leben der Men­schen durch ein Kind oft sehr ver­än­dert, wirkt es hier, als wäre es kei­ne all­zu gro­ße Sache. Gene­rell sieht man viel mehr Kin­der über­all, die Kin­der sind frü­her selbst­stän­di­ger und lau­fen oft ein­fach bei dem, was die Eltern machen, mit.“

Schmidt Susanne

Susanne Schmidt

Bischöfliche Pressesprecherin

Weitere Nachrichten

Basilica San Francesco
29.04.2024

Am Kraftort Assisi richtig aufgetankt

Leserreise des Bistumsblattes führte an besonders schöne Ziele im italienischen Umbrien

2024 04 29 pb alb hilfsprojekt kenia hallo
Weltkirche
29.04.2024

Hände der Hoffnung

Unvorstellbare Armut auf der einen Seite, Dankbarkeit und Gottvertrauen auf der anderen liegen oft eng…

2024 04 27 pb alb christi himmelfahrt1
Glaube und Tradition
29.04.2024

Zwischen Himmelfahrt und Höllensturz

An Christi Himmelfahrt feiert die Kirche die Rückkehr des Gottessohnes zu seinem Vater im Himmel. Rund um das…

2024 04 23 pb alb weltgebetstag
Weltkirche
23.04.2024

Viel mehr als ein Beruf

Weiterleben – mit diesem Motto war der Weltgebetstag für geistliche Berufe in diesem Jahr überschrieben. In…