Was machst denn mit dem oidn Glump? Bei solchen Fragen bin ich kurz davor, meinem Gegenüber ins Gesicht zu springen! Gefällt wurde dieses „Urteil“ einmal über das Radio meines Vaters, das er sich vom Mund abgespart und 1954 gekauft hatte, um die Rundfunkübertragungen der Fußballweltmeisterschaft aus Bern zu hören. Das Gehäuse aus Nussbaumholz mit goldfarbenen Doppelstreifen, der beige Stoffbezug, das magische grüne Auge: Was für ein Schmuckstück! Und erst die angenehme Stimme durch die Lautsprecher! Selbst wenn ich dafür ein nigelnagelneues Auto bekommen würde: So etwas gebe ich nicht her. Wie muss es da erst Leuten gehen, die in einem alten Haus wohnen, sich dort wohlfühlen und ebenso denken? Oder Gläubigen, denen eine Kirche ans Herz gewachsen ist?
Der bundesweite „Tag des offenen Denkmals“ gibt uns am Sonntag, 10. September, wieder die Möglichkeit, Verborgenes und Verschlossenes anzuschauen. Das Motto „Talent Monument“ richtet den Scheinwerfer auf die Fragen nach den außergewöhnlichen Eigenschaften, die Denkmale ausmachen. Als Beispiel mag die römisch-katholische Filialkirche St. Magdalena in Hausbach bei Vilshofen gelten. Hierbei handelt es sich um eine spätromanische, eingewölbte Rundkirche, welche die älteste Rundkirche Niederbayerns ist.
Infos und Kontakt
Die Filialkirche St. Magdalena in Hausbach ist am Sonntag, 10. September, in der Zeit von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Besichtigung mit Information und Führung. Adresse: Hausbach 2, 94474 Vilshofen an der Donau. Kontakt: Staatliches Bauamt Passau, 0851 / 501 72200. E‑Mail: sebastian.philipp@stbapa.bayern.de
Das Staatliche Bauamt Passau hat diesem sakralen Juwel 2017 mit einer neuen Dacheindeckung das Überleben gesichert. Leitender Baudirektor Norbert Sterl: „Der vollrunde Innenraum, der seit der Einwölbung um 1470 von einer zentralen Mittelsäule dominiert wird, gibt bis heute Rätsel auf. Ob ein heimkehrender Kreuzfahrer den Zentralbau als Nachbildung der Jerusalemer Heilig-Grab-Kirche hat errichten lassen oder es sich um eine romanische Rundkapelle zu Ehren Mariens handelt, wird ungeklärt bleiben.“
Ludwig Silbernagl, als Kirchenpfleger von Vilshofen gehört Hausbach zu seinem Gäu: „Es ist ein Glücksfall für die Pfarrgemeinde Vilshofen, dass von der Hausbacher Rundkirche, die unter Denkmalschutz steht, der bayerische Staat aufgrund der Säkularisation seit 1863 die Baulast zu tragen hat. Eine derartige gründliche Instandsetzung der Kirche, wie sie in den vergangenen Jahren durchgeführt wurde, wäre von der Pfarrgemeinde Vilshofen alleine nicht zu stemmen gewesen.“
Die Filialkirche hat sozusagen drei große Straßen direkt vor der Haustür: Bundesstraße 8, Bahngleis und die Donau. Vorbeirauschende Züge und Autos – dazwischen Stille. Die Steinmauer, die sie einfriedet, die schützenden Bäume und das viele Grün rundherum verleihen dem Platz trotzdem eine friedliche Atmosphäre. Der Vilshofener Kreisheimatpfleger Rudolf Drasch weiß um das „Alleinstellungsmerkmal“ dieser fantastischen Rundkirche: „Dieses Juwel sollte man sich anschauen. Leider Gottes ist die Kirche sonst abgeschlossen.“ Heute ist die Kirche der heiligen Maria Magdalena geweiht; im Mittelalter trug sie das Patrozinium „Unserer Lieben Frau“ . Der ehemalige Archivdirektor des Bistums Passau, Dr. Herbert W. Wurster, stellt den Rundbau in einen größeren Zusammenhang: „Das Gnadenbild Mariahilf zeugt einerseits für das frühe Patrozinium, andererseits steht es für die enorme Wirkung der Passauer Gnadenstätte.
Die heilige Maria Magdalena wird im Barock als Büßerin verehrt, als Vorbild für die Sünderinnen und Sünder, die mit Hilfe der katholischen Heiligenverehrung – trotz der Nachbarschaft zur evangelischen Reichsgrafschaft Ortenburg – auf Christus vertrauen.“
Wer heute ein altes Gebäude bewahrt, ist ein Held des Alltags. Dieser lebt nicht in, sondern mit der Vergangenheit. Sein historisches Fundament trägt ihn durch Gegenwart und Zukunft.
Übrigens: Mein Röhrenradio aus dem Jahr 1954 geht noch immer – eine Anschaffung für die Ewigkeit. Das kann ich von „neuen“ Geräten, die ich mir im Laufe der Jahre gekauft habe, nicht sagen. Sie haben ihren Geist längst aufgegeben.