Soziales

Starke Worte für Europa

Redaktion am 25.09.2023

2023 09 25 pb alb alexandra von poschinger1 Foto: Wolfgang Krinninger
Alexandra von Poschinger bei Signieren ihres aktuellen Buches.

Alexandra von Poschinger war drei Jahre lang auf der Suche in der Dreiländerregion Niederbayern, Mühlviertel und Böhmen. Was sie fand? Spannende Menschen, packende Geschichten, starke Stimmen für Europa. Die fügte sie zusammen in ihrem neuen Buch, das sie in Niedernburg vorgestellt hat.

Euro­pa ächzt. Der Krieg in der Ukrai­ne, zuneh­men­der Natio­na­lis­mus in vie­len Mit­glieds­staa­ten der EU, Büro­kra­tie und aus­ein­an­der­drif­ten­de Inter­es­sen rüt­teln an den Grund­fes­ten des Kon­ti­nents. Mut­lo­sig­keit senkt sich wie ein grau­er Schlei­er über die gro­ße Idee der ver­ei­nig­ten Staa­ten von Euro­pa, um die uns vie­le in der Welt beneiden.

30 Jah­re ist es her, dass der Ver­trag von Maas­tricht die EU begrün­de­te. Für die Jour­na­lis­tin, Buch­au­to­rin und Kul­tur­ma­na­ge­rin Alex­an­dra von Poschin­ger war die­ser Ver­trag das kühns­te Meis­ter­werk der Poli­tik­ge­schich­te – und ein gro­ßes Ver­spre­chen. Von Gemein­schaft. Soli­da­ri­tät. Gerech­tig­keit. Gren­zen­lo­sig­keit. Wachs­tum. Wohl­stand. Und Frie­den.“ Die­sem Ver­spre­chen hat sie nach­ge­spürt. Sie woll­te die euro­päi­sche Idee noch bes­ser ver­ste­hen und prü­fen, wo und wie sie bei den Men­schen ankommt.

2023 09 25 pb alb alexandra von poschinger2 Foto: Wolfgang Krinninger
Alexandra von Poschinger mit ihrem Buch „Zusammen wachsen – Starke Stimmen für Europa"; Knesebeck Verlag, 30 Euro, 224 Seiten, ISBN 978-3-95728-609-3

Was ist Euro­pa? Wo will die EU hin? Was bewegt die Men­schen an die­ser Idee? Die­se und vie­le wei­te­re Fra­gen stan­den in ihrem Skiz­zen­block, auf dem sie im ers­ten Coro­na-Lock­down ihre Ideen für ein neu­es Buch nach dem gro­ßen Erfolg von Wil­der Wald“ zusam­men­trug. Ein Ziel war Winkl 10“ im ent­le­gens­ten Mühl­vier­tel. Dort lebt die Stein­bild­haue­rin Gabrie­le Ber­ger – für Alex­an­dra von Poschin­ger eine Frau, die Ord­nung ins Cha­os bringt. Wenn du durch die Natur gehst und alles wahr­nimmst, fängt dein Geist an, mit­zu­wan­dern“, erklär­te die Künst­le­rin der Autorin. Was uns am Ende erwar­te, sei eigent­lich nich­tig. Man müs­se nur neu­gie­rig blei­ben auf alles, was kommt. Ver­mut­lich ist die Neu­gier eine wesent­li­che Trieb­kraft im Schaf­fen von Alex­an­dra von Poschin­ger. Und ihre Lie­be zum Wald. Der Wald ist für sie eben nicht nur Wirt­schafts­gut, Lebens­raum, Sau­er­stoff­pro­du­zent, CO2- und Was­ser­spei­cher. Er ist für sie magi­sches Gebiet und Sehn­suchts­ort: Kaum ent­fer­ne ich mich vom Wald, habe ich das Gefühl, das Licht zu ver­lie­ren. Die küh­le Hel­le der Mor­gen, das flir­ren­de Blau zu Mit­tag, das Dif­fu­se der Aben­de.“ So zieht sie wei­ter, immer wei­ter im Grenz­ge­biet zwi­schen Nie­der­bay­ern, Böh­men und dem Mühl­vier­tel. Mit wachen Sin­nen tas­tet sich die Autorin an Gren­zen ent­lang, denn Gren­zen, sagt sie, sind der Hand­lauf des Lebens“. Und nur wer sei­ne Gren­zen ken­ne, kön­ne wirk­lich frei sein. 

Alex­an­dra von Poschin­ger trifft auf ihrer Rei­se Son­ja Stumpf, die zehn Jah­re in einem ortho­do­xen Klos­ter leb­te, sich dann aber ver­liebt und ein neu­es Leben als Ehe­frau und glück­li­che Mut­ter von drei Söh­nen fin­det. Sie besucht den Unter­neh­mer Franz Xaver Hirt­rei­ter, der sein Leben lang mit Voll­gas unter­wegs war, jetzt aber sein Herz an Afri­ka ver­schenkt. Sie staunt über die fas­zi­nie­ren­den Lebens­we­ge von Lida Rakus­a­no­va, deren Stim­me zum Sym­bol der frei­en Tsche­cho­slo­wa­kei wur­de, oder von Peter Hai­merl, der als Archi­tekt dar­auf pocht, tra­di­tio­nel­le Bau­kul­tur in die Zukunft zu füh­ren. Nur um ein paar zu nen­nen. Zudem kom­men pro­mi­nen­te inter­na­tio­na­le Per­sön­lich­kei­ten zu Wort, die auf gesell­schaft­lich rele­van­te Fra­gen zu Euro­pa Ant­wor­ten wis­sen: etwa der nie­der­län­di­sche Schrift­stel­ler Ilja Leo­nard Pfei­jf­fer (Grand Hotel Euro­pa), der Astro­phy­si­ker und Nobel­preis­trä­ger Rein­hard Gen­zel, der King of Klez­mer“ Gio­ra Feid­man oder die Zukunfts­for­sche­rin Oona Horx-Stra­thern. So ent­stand ein Geschich­ten­buch aus klei­nen und gro­ßen Novel­len, Lebens­läu­fen, Kennt­nis­sen und Erleb­tem. Die Tex­te sind berüh­rend, ein­fühl­sam und klug. Gemein­sam mit den groß­ar­ti­gen Foto­gra­fien von Flo­ri­an Eichin­ger ent­stand ein stim­mi­ges Gesamt­werk, in dem man ger­ne lesend und stau­nend versinkt.

Etwas poe­tisch aus­ge­drückt ist Euro­pa die Hei­mat unse­rer Heimatländer.”

Vaclav Havel

Was aber bleibt am Ende der drei­jäh­ri­gen Spu­ren­su­che? Alex­an­dra von Poschin­ger for­mu­liert es so: Euro­pa, du bist groß­ar­tig und beglü­ckend, gleich­zei­tig wahn­sin­nig und abgrün­dig – und du steckst in jedem von uns.“ Damit Euro­pa aber wirk­lich als Hei­mat begreif­bar wer­de, müs­se es noch tie­fer in die Lebens­wel­ten der Men­schen hin­ein, in die Geschich­ten der Men­schen. Alex­an­dra von Poschin­gers Buch ist nicht nur fei­ne Unter­hal­tung und span­nen­de Wis­sens­ver­mitt­lung, es ist ein packen­des Plä­doy­er an jeden von uns, sich auch in her­aus­for­dern­den Zei­ten für die gro­ßen Ver­spre­chen Euro­pas ein­zu­set­zen. Vaclav Havel ziert nicht umsonst die Rück­sei­te des Buches: Etwas poe­tisch aus­ge­drückt ist Euro­pa die Hei­mat unse­rer Heimatländer.“

Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

Weitere Nachrichten

2024 04 23 pb alb weltgebetstag
Weltkirche
23.04.2024

Viel mehr als ein Beruf

Weiterleben – mit diesem Motto war der Weltgebetstag für geistliche Berufe in diesem Jahr überschrieben. In…

2024 04 19 pb alb nicht verstanden
22.04.2024

Verstanden?

Beendet moderne Technik die sprichwörtliche babylonische Sprachverwirrung? Der Autor des Editorials der…

2024 04 22 pb alb bruder konradfest21
Kirche vor Ort
22.04.2024

„Prophet für unsere Zeit“

Am 20. und 21. April haben die Altöttinger Kapuziner das Bruder Konradfest gefeiert. Es stand heuer ganz im…

2024 04 19 pb alb teresa stefenelli benin1
Weltkirche
22.04.2024

Entdeckungen in Afrika

Teresa Stefenelli wird noch bis Ende August in Cotonou (Benin) als Freiwillige in einem Don-Bosco-Projekt…