Das glauben wir

„Es war lange ein Herzenswunsch“

Redaktion am 24.02.2021

Taufbewerbern Barbara Osdarty
Bischof Oster salbte den fünf Taufbewerbern, selbstverständlich unter strenger Einhaltung aller Hygienemaßnahmen, mit dem Katechumenenöl (Bild unten) die Hände.

Fünf Erwachsene haben von Bischof Dr. Stefan Oster SDB im Rahmen einer kleinen Feier die Erlaubnis erhalten, an Ostern das heilige Sakrament der Taufe zu empfangen.

Die Kir­che geht durch stür­mi­sche Zei­ten, und zwar nicht nur, weil sich ein­zel­ne Kir­chen­män­ner schwe­rer Ver­ge­hen schul­dig gemacht haben. Es ist viel­mehr so, dass der Glau­be als sol­ches mehr und mehr ero­diert – die Bot­schaft Jesu hat es nicht leicht in unse­rer moder­nen Welt. Umso schö­ner, dass es trotz­dem nach wie vor Men­schen gibt, die sich anspre­chen las­sen, die sich ange­zo­gen füh­len“, so Bischof Dr. Ste­fan Oster SDB bei der Zulas­sungs­fei­er für erwach­se­ne Tauf­be­wer­ber im Pas­sau­er Dom. Fünf Men­schen haben sich in die­sem Jahr ent­schlos­sen, den Bischof zu bit­ten, ihnen die Erlaub­nis zu ertei­len, sich an Ostern tau­fen zu las­sen. Ein klei­ner, inti­mer Kreis. Kein Wun­der, hat die Coro­na-Pan­de­mie mit ihren Kon­takt­be­schrän­kun­gen es den Men­schen doch nicht leicht gemacht, ihren Weg in eine Gemein­schaft zu fin­den, für die das per­sön­li­che Mit­ein­an­der zu den ele­men­tars­ten Grund­la­gen gehört. Und doch: Fünf Frau­en und Män­ner haben den Ruf Jesu ver­nom­men und sich gera­de in die­ser unsi­che­ren, belas­te­ten Zeit ent­schie­den, ihm auch zu fol­gen. Sie alle ver­bin­det nicht nur die­se Ent­schei­dung, son­dern dar­über hin­aus auch, dass sie sich schon lang zum Glau­ben hin­ge­zo­gen füh­len. Sie sind über vie­le Jah­re in die Gemein­schaft hin­ein­ge­wach­sen – mit ihrem Ja“ zur Tau­fe wol­len sie ihre Zuge­hö­rig­keit nun auch offi­zi­ell bestätigen.

Die Grün­de, war­um die Katechu­me­nen nicht schon frü­her getauft wor­den sind, sind viel­fäl­tig. Eini­ge wuch­sen unter poli­ti­schen Regi­men auf, die eine Tau­fe prak­tisch unmög­lich mach­ten; ande­re kom­men aus frem­den Kul­tu­ren, wur­den in der Kind­heit in ande­ren Reli­gio­nen sozia­li­siert. Auch die eige­ne Fami­li­en­ge­schich­te und das Ver­hält­nis der Eltern zum Glau­ben spiel­te für eini­ge eine Rolle.

Katechumenenöl Barbara Osdarty

Sie alle haben aber schon früh gespürt, dass der Glau­be sie fas­zi­niert und dass sie Jesus nahe sein möch­ten. Über einen län­ge­ren Zeit­raum hin­weg haben sie sich ein­ge­le­sen, sich mit den Orts­geist­li­chen und Pas­to­ral­re­fe­ren­ten aus­ge­tauscht, Fra­gen gestellt, Erfah­run­gen gesam­melt. Sie haben ihre Pfarr­ge­mein­de ken­nen­ge­lernt, sich Jesus ange­nä­hert. Auf­grund der aktu­el­len Situa­ti­on fand in eini­gen Pfar­rei­en die Vor­be­rei­tung digi­tal statt, andern­orts traf man sich per­sön­lich mit Mas­ke und Abstand. Doch unab­hän­gig davon, wie sich die Vor­be­rei­tung tech­nisch gestal­te­te: Es war eine inten­si­ve Zeit, die den Glau­ben der Katechu­me­nen wach­sen und rei­fen ließ. Nun sind sie bereit für die Tau­fe – die Erlaub­nis dazu hat Bischof Oster ihnen gern erteilt. Er selbst wird zwei der Bewer­be­rin­nen in der Oster­nacht im Dom tau­fen, die ande­ren wer­den den beson­de­ren Anlass in ihren Hei­mat­pfar­rei­en begehen.

Saki Yoshi­das und Hibi­ki Tsu­jis spi­ri­tu­el­le Hei­mat ist seit meh­re­ren Jah­ren Alt­öt­ting. Die bei­den aus Japan stam­men­den Musi­ker haben erst in Deutsch­land zum christ­li­chen Glau­ben gefun­den. In Japan haben sie zwar in Kir­chen musi­ziert – doch die­se waren eben nur der Rah­men für die eige­ne Tätig­keit. Dar­über nach­ge­dacht, wo er sich befin­det, hat Hibi­ki Tsu­ji nicht, wie er erzählt. Doch in Alt­öt­ting sind bei­de mit Men­schen in Berüh­rung gekom­men, die selbst tief ver­wur­zelt sind im Glau­ben. Sie haben sie ein­ge­la­den, mit­ge­nom­men, begeis­tert. Und so ent­stand der Wunsch, auch selbst Teil die­ser Gemein­schaft zu wer­den. Vanes­sa Czu­ra ist die jüngs­te der fünf Tauf­be­wer­be­rin­nen. Mei­ne Mut­ter ist katho­lisch, doch sie woll­te, dass ich ein­mal selbst ent­schei­de, wel­chen Glau­ben ich anneh­me“, erzählt sie. Schon als Kind war sie im Reli­gi­ons­un­ter­richt, fühl­te sich durch­aus vom christ­li­chen Glau­ben ange­zo­gen. Doch erst spä­ter, in der Zeit des Stu­di­ums, hat sie sich ein­ge­le­sen, aus­ein­an­der­ge­setzt, ein­ge­las­sen. Und für sich ent­schie­den, dass es der rich­ti­ge Ort für sie ist. Nela Trä­ger ist in Tsche­chi­en auf­ge­wach­sen – die meis­ten aus ihrer Fami­lie sind katho­lisch, doch eine Tau­fe kam zum Zeit­punkt ihrer Geburt aus poli­ti­schen Grün­den nicht in Fra­ge. So ist sie zwar mit christ­li­chen Wer­ten auf­ge­wach­sen, ganz dazu­zu­ge­hö­ren blieb aber lan­ge ein uner­füll­ter Her­zens­wunsch. Fran­zis­ka Schmal kam nach der Wen­de nach Bay­ern. Ihr Mann ist Katho­lik, die Kin­der getauft und auch sie wuss­te schon lan­ge, dass sie sich im katho­li­schen Glau­ben zuhau­se fühlt. Erst ein dra­ma­ti­sches Ereig­nis – kurz nach der Geburt schweb­te ihr klei­nes Mäd­chen in Lebens­ge­fahr – ließ sie jedoch wirk­lich füh­len, wel­chen Halt ihr der Glau­be gibt. Das Wun­der, das sie erlebt hat, besie­gel­te ihren Wunsch, sich tau­fen zu lassen.

Bischof Oster dank­te allen Bewer­be­rin­nen und Bewer­bern dafür, dass sie ein offe­nes Ohr hat­ten für die Bot­schaft Jesu, dass sie bereit sind, sich von ihm lei­ten zu las­sen. Gro­ße, schö­ne Momen­te, beton­te er in sei­ner Pre­digt, zeich­nen sich dadurch aus, dass sie eine gro­ße Anzie­hung aus­üben, das Gefühl ver­mit­teln, für das, was geschieht, ganz per­sön­lich erwählt zu sein und dass sie den Wunsch aus­lö­sen, das Unbe­greif­li­che, das man selbst erlebt hat, auch an ande­re wei­ter­zu­ge­ben. Er wünsch­te den Katechu­me­nen, dass ihr Weg zur Tau­fe von allen drei Ele­men­ten geprägt sein möge. Ger­hard Eck­mül­ler, der als Refe­rent für Sakra­men­ten­pas­to­ral seit vie­len Jah­ren die Vor­be­rei­tungs­fei­er gestal­tet, ging auf den Ort ein, an dem die Fei­er statt­fand. Der Dom ist im Moment ja lei­der eine Bau­stel­le“ – fast ent­schul­di­gend wies er auf die decken­ho­hen Gerüs­te, aber er ist damit auch ein Sym­bol dafür, dass in der Kir­che viel in Bewe­gung ist. Die Kir­che ver­än­dert sich, erneu­ert sich, auch durch Men­schen wie Sie, die sich ihr anschlie­ßen.“ Der Bischof dank­te Eck­mül­ler, für den es die letz­te Vor­be­rei­tungs­fei­er vor sei­ner Pen­sio­nie­rung war, für sein Enga­ge­ment und dafür, wie vie­le Men­schen er auf ihrem Weg in den Glau­ben beglei­tet hat.

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